Essen/Gladbeck. . 'Für vier Jahre und fünf Monate soll ein Vermögensberater aus Essen ins Gefängnis. So fordert es die Staatsanwaltschaft in dem Prozess vor dem Landgericht. Der Angeklagte soll eine Wohnungsgesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten gebracht und ein Ärzteehepaar ruiniert haben.

Der Essener Vermögensberater Volker H., der die gemeinnützige Gladbecker Wohnungsgesellschaft und ein Hagener Arztehepaar finanziell schädigte, soll für vier Jahre und fünf Monate ins Gefängnis. Das forderte Staatsanwalt Marcus Schütz am Mittwoch vor der I. Essener Strafkammer.

Mit dem Antrag wird der Angeklagte leben können. Immerhin ist in das Strafmaß ein Urteil des Landgerichtes Bochum einbezogen, das ihn 2009 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt hatte. Von dieser Strafe hat er bislang nur einen Teil verbüßt. Im Vorfeld hatten die Prozessbeteiligten sich auf einen Strafrahmen geeinigt. Verteidiger Fritz von Beesten blieb deshalb auch nur, sich für die Aufhebung des Haftbefehls auszusprechen. Darauf beschränkte auch der Vermögensverwalter sein letztes Wort: „Es ist wichtig, dass ich frei und in den offenen Vollzug komme. Meine Familie braucht mich.“

Der Staatsanwalt hatte sich dagegen für die U-Haft ausgesprochen. Er bescheinigte dem Angeklagten „ein recht professionelles Vorgehen und ein nicht unerhebliches Maß an krimineller Energie“. Zuvor hatte Marcus Schütz aufgelistet, wie sich der Angeklagte des „Betruges in einem besonders schweren Fall“ schuldig gemacht habe.

Vertrauen gewonnen

Eigenständig hatte er 2005 als Generalbevollmächtigter eines damals noch vermögenden Arzt-Ehepaars aus Hagen agiert. Außerdem hatte er zu jener Zeit das Vertrauen des Geschäftsführers der Gladbecker Wohnungsgesellschaft Harald Kloetsch gewonnen, der die Finanzen des kommunalen Unternehmens sanieren sollte.

Volker H. bot dem Geschäftsführer an, dass das Arzt-Ehepaar die Immobilie „Brunnenstraße 13, 15 und 17“ kaufen und wieder zurückleasen sollte. Als Kaufpreis vereinbarten sie drei Millionen Euro, gaben im notariellen Kaufvertrag aber 5,6 Millionen Euro an, um illegal eine höhere Finanzierung zu bekommen, von der wohl nur der Vermögensberater profitierte.

Das Ganze platzte, als das Arzt-Ehepaar den Kredit nicht mehr bedienen konnte. Plötzlich wurde auch klar, dass Vermögensverwalter Volker H. den Kredit über 5,3 Millionen Euro mit Hilfe von Bankmitarbeitern ohne Sicherheiten bekommen hatte. So gelang es der Bank zunächst nicht, den Schaden auszugleichen. Allerdings hatte Geschäftsführer Harald Kloetsch eine Bürgschaft der Gladbecker Wohnungsgesellschaft ausgestellt, so dass letztendlich sie den Großteil des Schadens trägt. Am Freitag soll das Urteil verkündet werden.