Gladbeck. .

Inkompetenz, Misswirtschaft, gar kriminelle Energie – über viele Jahre lieferte die GWG bzw. ihr Führungspersonal eine Negativ-Schlagzeile nach der anderen. Seit rund drei Jahren managt die Essener Allbau AG das zu 95 Prozent stadteigene Wohnungsunternehmen, und obwohl es noch immer viele „Altlasten“ abzutragen gilt, sagt Geschäftsführer Thomas Balke heute: „Jetzt sind wir endlich wieder in der Lage, in den Bestand zu investieren.“

Es geht nicht von heute auf morgen

Natürlich könne man nicht „mal eben den Schalter umlegen“, dafür sei in der Vergangenheit zu vieles schief gelaufen. „Wir wussten, dass uns ein gewisses Maß an Arbeit erwartet, aber es war schlimmer als befürchtet“, formuliert Balke noch eher zurückhaltend. Da gab’s nicht nur noch etliche juristische Auseinandersetzungen mit Ex-Geschäftsführern und den 6-Millionen-Schuldenberg, den einer von ihnen beim Verkauf von Häusern an der Berliner Straße hinterlassen hatte. Die neue Geschäftsführung fand auch Bilanzen vor, „die nach dem Motto geführt waren: Hauptsache schön“, und vor allem entdeckte sie im Wohnungsbestand Haarsträubendes: „Wir mussten aus Sicherheitsgründen fast 200 Balkone sperren, Kamintöpfe und Bodenplatten sofort erneuern,“ nennt Balke Beispiele für die Fahrlässigkeit der Vergangenheit. Das Thema Verkehrssicherheit werde das Unternehmen noch ein paar Jahre beschäftigen.

Der Charme der 50er Jahre

Auch weil die GWG rd. 200 Wohnungen verkauft hat, ist sie jetzt in der Lage, zwei Millionen Euro Jahr für Jahr in die Instandhaltung der Gebäude zu investieren, damit es so weit nicht wieder kommt. „Und wir versuchen, mittelfristig jährlich zusätzlich eine Million in Modernisierungen zu stecken“, kündigt Balke an. Für die nächsten zwei bis drei Jahre sei das schon mal gesichert.

Manche Wohnungen hätten noch den Charme der 50er Jahre. „Die könnten wir als Retro-Wohnungen vermieten“, scherzt Balke. Eines ist für den GWG-Geschäftsführer in diesem Zusammenhang allerdings klar: Luxusmodernisierungen werde es nicht geben. Und weil im (fast) stadteigenen Wohnungsunternehmen immer die soziale Komponente eine Rolle spiele, werde die GWG auch in Zukunft sehr einfache Wohnungen mit niedrigen Mieten vorhalten.

„Mit der Allbau AG sind Professionalität und Kompetenz eingezogen“, lobt Michael Chlapek, der Leiter des Bürgermeisterbüros,die Entwicklung beim einstigen städtischen Sorgenkind. Auch Thomas Balke sieht die GWG auf einem guten Weg – auch wenn es bis zum Ziel noch ein Stück hin ist: „Ich gehe in zehn Jahren in den Ruhestand. Dann will ich ein solides Unternehmen hinterlassen.“