Essen. . Essener Vermögensberater angeklagt. Er soll vor acht Jahren windige Kreditgeschäfte mit dem Chef der Wohnungsgesellschaft eingefädelt haben.

Ein ruhiger, bieder wirkender 54-Jähriger sitzt vor der I. Strafkammer. Kaum vorzustellen, dass er als Vermögensberater Banken täuschte, ein Arzt-Ehepaar aus Hagen ruinierte und die kommunale Gladbecker Wohnungsgesellschaft GWG in Schwierigkeiten brachte.

Profitiert haben soll vom Millionen-Kreditbetrug nur der Angeklagte Volker H., der große Teile der Darlehenssumme für private Zwecke verbucht haben soll. Und mittelbar gehört auch der Essener Allbau zu den Nutznießern. Denn nachdem die GWG mit mehreren ihrer Geschäftsführer Schiffbruch erlitten und sich von ihnen fristlos getrennt hatte, entschloss sich die städtische Gesellschaft im Jahre 2010, die Geschäftsführung der kommunalen Essener Wohnungsgesellschaft zu übertragen.

Im aktuellen Prozess geht es um einen Fall aus dem Jahr 2005. Die Gladbecker Wohnungsgesellschaft hatte mit Dr. Harald Kloetsch einen promovierten Juristen gewonnen, der das damals finanziell marode Unternehmen sanieren sollte. Als Helfer suchte er sich ausgerechnet Volker H. aus, der als Vermögensberater vornehm auf der Huyssenallee in der Essener City residierte. Dessen Geschäftsprinzip beschrieb im Prozess ein Bank-Mitarbeiter: „Er schreibt Hunderte Seiten voll schöner Ideen und Begriffe auf. Aber es ist alles nur heiße Luft. Nicht das Papier wert, auf dem es steht.“

2005 hatte Volker H. schon die Verurteilung zu drei Jahren Haft wegen Anlagebetrugs hinter sich. Das dürfte der Gladbecker GWG-Chef nicht gewusst haben. Er setzte darauf, dass Volker H. Vermögensberater mit Generalvollmacht für ein Arzt-Ehepaar aus Hagen war. Das sollte den gesamten Wohnungsbestand der GWG (heute 1800 Wohnungen) für 59 Millionen Euro kaufen und an die GWG zurückleasen.

Daraus wurde nichts, weil der Aufsichtsrat der GWG nicht mitmachte. Volker H. soll deshalb nur drei Gebäude als „Filetstück“ für die Ärzte gekauft haben. Abenteuerlich ging es bei den Kreditverhandlungen zu. Drei Millionen Euro kostete der Komplex, beim Notar nannten Volker H. und der GWG-Chef laut Anklage eine höhere Summe. Schließlich finanzierte die Gallinat-Bank den angeblichen Kaufpreis von 5,6 Millionen Euro zunächst ohne Sicherheit, weil Mitarbeiter einer Commerzbank-Tochter ohne Vollmacht zu Unrecht Sicherheit signalisiert hatten. Die GWG bürgte dann für den Kredit in Höhe von 5,3 Mio Euro. Das Arzt-Ehepaar war mit der Rückzahlung des Kredites überfordert, meldete Insolvenz an. Der Deal flog auf, GWG-Chef Dr. Kloetsch wurde draufhin fristlos entlassen.