Essen/Gladbeck. Weil er offenbar von korrupten Behörden in seiner Heimat bedrängt wurde, stellte sich ein 29-Jähriger aus Weißrussland der deutschen Justiz. Er hatte u.a. eine Sparkasse in Gladbeck überfallen und sich dann nach Weißrussland abgesetzt. Dort wurder er erpresst - als die Beute schon aufgebraucht war.
Aus Angst vor den Behörden in seiner Heimat stellte sich ein 29 Jahre alter Weißrusse der Justiz in Deutschland und gestand zwei Banküberfälle aus dem Jahr 2009, darunter den Raub in der Gladbecker Hauptstelle der Sparkasse. Zu sechs Jahren Haft verurteilte ihn am Mittwoch die XVI. Essener Strafkammer.
Sein Mittäter ist längst zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden, hatte allerdings noch drei weitere Überfälle verübt. Der heute 29-Jährige reiste 2009 nach Deutschland ein. Er will gar nicht gewusst haben, dass er von Landsleuten für Banküberfälle in Deutschland ausgewählt wurde.
Sprachkurs und Pistole bekam er kurz vor dem Überfall
Erst kurz vor dem Überfall habe man ihm erklärt, was er hier machen solle. Eine Pistole sei ihm überreicht worden. Eine Art Sprachkurs bekam er auch. „Geld, schnell – das brachten sie mir in der deutschen Sprache bei.“ Aber eigentlich habe er gar nicht als Räuber auftreten wollen, zeigt er sich vor dem Essener Landgericht als reuiger Sünder.
Am 1. Oktober 2009 stellte er sich mit seinem Komplizen in der Recklinghäuser Sparkasse in die Schlange, bedrohte die Kassiererin. 40 000 Euro erbeuteten sie.
Wenige Tage später, am 7. Oktober, tauchten sie um 11.30 Uhr in der Gladbecker Hauptstelle am Rathaus auf. Sie stellten sich jeweils in einer der Kassenschlangen auf. Als sie an der Reihe waren, richteten sie ihre Schusswaffen auf die Bankangestellten: „Geld, schnell!“ Ihre Beute: 15 000 Euro.
8000 Euro teure Hochzeit gefeiert
Nach der Tat setzte er sich in sein Heimatland ab, erzählt er am Mittwoch vor Gericht. Die Lebenshaltungskosten dort sind niedrig. Als ihn auf dem Kurierweg sein Beuteanteil von 15 000 Euro erreichte, ging es ihm gut. 8000 Euro gab er für die Hochzeit mit seiner Freundin aus, zog mit ihr und ihren Eltern in eine schöne Wohnung. Doch nach einem Jahr war das Geld so gut wie aufgebraucht.
Sein Pech, so wie er es schildert: Die Behörden in Weißrussland hätten irgendwann von seinem plötzlichen Reichtum gehört und ihm auf üble Art Druck gemacht. Der Grund sei ihm schnell klar gewesen. Die korrupten Behörden hätten darauf spekuliert, dass er ihnen fürs Stillhalten Geld zahlte.
"Ich hoffe, dass sie meine Familie in Ruhe lassen"
Da hätten sie seine Möglichkeiten aber falsch eingeschätzt. Denn Geld habe er zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr besessen: „Sie bauten so viel Druck auf, dass ich mich entschloss, Weißrussland zu verlassen.“ Er ließ seine schwangere Frau zurück und fuhr nach Deutschland: „Ich hoffe, dass die Behörden in der Heimat meine Familie jetzt in Ruhe lassen.“ Kurz nach der Grenze stellte er sich der deutschen Justiz.