Gladbeck. . Sie hätte wohl ein Mountain-Bike gebraucht. Seniorin Christel Kalisch-Singh blieb mit ihrem Rollstuhl am Seiteneingang des Friedhof Mitte in Gladbeck auf der Strecke. Der Grund: An der Konrad-Adenauer-Allee gibt es nur einen Trampelpfad. Die Stadt hat schlicht nicht mit so vielen Fußgänger gerechnet.

Über Stock und Stein musste Rollstuhlfahrerin Christel Kalisch-Singh rumpeln, als sie das Grab ihrer Schwester auf dem Friedhof Mitte besuchen und den Seiteneingang Konrad-Adenauer-Allee benutzen wollte. Man könnte meinen, dass die Planer einst schlichtweg einen Bürgersteig an dieser stark befahrenen Verkehrsverbindung gen Gelsenkirchen vergessen haben – zwischen Feldhauser Straße und Lange Straße.

Mit ihrem Scooter, einem E-Rollstuhl, holperte Christel Kalisch-Singh über eine streckenweise überwucherte Schneise. Wie Kraut und Rüben sieht das aus, was man bestenfalls als Trampelpfad bezeichnen kann – und blieb an einer starken Wurzel stecken. Fast hätte die 69-Jährige einen Purzelbaum geschlagen. Eine Passantin habe ihr beigestanden. „Ich bin abgestiegen, und mit vereinten Kräften haben wir meinen Scooter geschoben und gezogen“, berichtet die Seniorin, die sich nur mühsam auf eigenen Beinen halten kann.

Spaziergänger, Hundeführer und Senioren nutzen den Radweg

Sie ist empört über den Zustand an der Konrad-Adenauer-Allee. Lediglich ein breiter Weg für Radler ist ausgewiesen. Den benutzen auch Leute, die ihren Hund ausführen, Senioren mit Rollatoren und Nutzer des Friedhof-Nebeneingangs. Es sei denn, sie schlagen sich ihren Weg durch die Büsche, dort entlang, wo andere schon den Pfad ausgetreten haben.

„Wo soll ich hin“, fragt Christel Kalisch-Singh. „An der Europabrücke beginnt zwar ein Asphaltstreifen, „aber der ist teilweise schief, so dass ich mit meinem Scooter fast umkippe“, kritisiert die Rentnerin. Und dieser Streifen führt ins Nichts, verläuft in Höhe der Feldhauser Straße im Sande.

Stadt ging von geringer Fußgängerfrequenz aus

Stadtsprecherin Christiane Schmidt sagt: „Etwa im Jahr 2000 wurde der Radweg neu gebaut. Es gab eine klare Vorgabe, dass es keinen Gehweg geben soll, weil man nicht von einer großen Frequentierung ausging.“ Gedacht sei, dass Fußgänger die andere Straßenseite benutzen sollen. Angesichts des starken Straßenverkehrs müssten Passanten dann aber wie die Kaninchen über die Fahrbahn flitzen. Also keine Alternative für Kalisch-Singh. Schmidt gibt zu: „Die Situation ist nicht schön, aber wir sehen keine Möglichkeit, wie wir das kurzfristig ändern können.“

Denn – und da liegt der Hase im Pfeffer: „Die Stadt ist nicht zuständig.“ Man müsste sich an den Kreis Recklinghausen wenden. Doch dessen Sprecher Jochem Manz verweist an den Landesbetrieb Straßenbau Straßen.NRW, da es sich bei der Konrad-Adenauer-Allee um die Landesstraße 511 handele. Frank Hausendorf, Projektleiter beim Landesbetrieb, erklärt: „Der Zustand der Straße ist uns bekannt.“ Allerdings: „Anliegen müssten von der Stadt aus an uns herangetragen werden.“ Eine verfahrene Situation.