Gelsenkirchen / Gladbeck. .

Dass Gewerkschaftsmitglieder für ihre Rechte streiken, ist nicht ungewöhnlich. Dass aber ein Bezirksvorstand aus Protest gegen das Handeln hauptamtlicher Gremien seine Mandate ruhen lässt, hat eine neue Qualität. Das ehrenamtliche Führungsgremium des Verdi-Bezirks Emscher-Lippe-Süd hat genau dies beschlossen.

18 von 24 Vorstandsmitgliedern waren bei der außerordentlichen Sitzung anwesend, die für Donnerstagabend einberufen worden war. Das Votum, teilte der Vorsitzende Wolfgang Gottschalk mit, sei einstimmig gewesen: „Wir lassen unsere Arbeit ruhen für die rund 17.000 Mitglieder in den Städten Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck.“ Damit spitzt sich die Auseinandersetzung im Verdi-Bezirk Emscher-Lippe-Süd weiter zu.

Düsseldorf führte ohne Rücksprache Interimslösung herbei

Der Vorstandsstreik ist eine Folge des schwebenden Falls „Martina Peil“. Die frühere Geschäftsführerin des Bezirks war im Oktober 2012 nach einer negativen Revision der Buchhaltung per Änderungskündigung nach Essen abgeschoben worden. Schon dagegen liefen nicht nur Peil, sondern auch der Bezirksvorstand Sturm, weil die Argumentationskette der Landes- und Bundesleitung aus ihrer Sicht mehr als fragwürdig war.

Auf Peil folgte ihr Stellvertreter Oliver Kolberg, der früh verlauten ließ, die Amtsgeschäfte wegen der beruflichen Doppelbelastung (auch als Gewerkschaftssekretär tätig) nur bis zum 31. März übernehmen zu wollen.

Der Verdi-Bezirksvorsitzende Wolfgang Gottschalk machte gegenüber der WAZ deutlich, dass die Landesleitung in Düsseldorf bis dahin eines versäumt hatte: gemeinsam mit dem Bezirksvorstand für eine neue Zwischenlösung zu sorgen. Dafür aber schaffte es Düsseldorf, ohne Rücksprache zum 1. April eine Interimslösung herbeizuführen.

Martina Peil und Verdi treffen sich im Mai vor Gericht

Dabei ließ die Verdi-Landesleitung Fingerspitzengefühl vermissen. Zum einen wurde das in der Satzung verankerte Mitbestimmungsrecht des Bezirksvorstands missachtet. Zum anderen wurde mit Ortwin Bickhove-Swiderski (Dülmen) genau der Verdianer eingesetzt, der im Jahr 2007 nach mehreren verschobenen Wahlterminen Martina Peil mit 2/3-Mehrheit unterlegen war. Anschließend hatte er noch versucht, die Entscheidung juristisch anzufechten.

Das, bestätigten Gottschalk und Schlegel, habe das Fass zum Überlaufen gebracht und dazu geführt, dass aus dem Bezirk niemand an einem für den 8. April angesetzten Krisengespräch teilnehmen wollte.

Wie es weitergeht, ist offen. Gespräche sind vorerst nicht geplant. Mitglieder müssten aber nicht mit Einschränkungen rechnen. „Nur die Vorstandsarbeit bleibt liegen“, so Gottschalk.

Mindestens bis zum 7. Mai, wenn Martina Peil und Verdi sich vor Gericht treffen sollen.