Gelsenkirchen.
Im November pflegt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gerne ihre Mitglieder. In den üblichen Feier-Veranstaltungen werden „Verdianer“ für ihre langjährigen Mitgliedschaften ausgezeichnet. Mit dabei ist da immer auch die Geschäftsführerin des Bezirks Emscher-Lippe-Süd, Martina Peil. Sie wird zumindest an diesem Sonntag im Maritim-Hotel fehlen, denn sie darf derzeit ihren Job nicht ausüben.
Wie die WAZ erfuhr, ist eine negative Revision (Überprüfung) der Berliner Verdi-Zentrale der Grund für die Abberufung. Die Buchhaltung des Bezirks soll nicht ordnungsgemäß geführt worden sein, heißt es. Doch Wolfgang Gottschalk, 1. Vorsitzender des Bezirks Emscher-Lippe-Süd, äußerte sich auf Anfrage der Redaktion so: „Es fehlt kein einziger Cent in der Kasse. Niemandem ist irgendein wirtschaftlicher Schaden entstanden. Das ist auch allen bekannt und wird nicht in Abrede gestellt.“
Peil will sich nicht äußern
Warum aber ist Peil dann von ihrer Position, die sie seit Mai 2008 ausfüllt, abberufen worden?
Die Betroffene selbst will sich mit Verweis auf das schwebende Verfahren und auf das Ausstehen eines weiteren Gesprächs mit dem Verdi-Landesverband am kommenden Montag in Düsseldorf nicht äußern; da soll es konkret um Martina Peils weitere Zukunft gehen.
Bisher keine plausible Erklärung
Wolfgang Gottschalk wiederum weiß nicht, warum die Konsequenz aus Berlin überhaupt in dieser scharfen Form ausgefallen ist und hat nach eigener Aussage bisher auch keine plausible Erklärung dafür erhalten.
Die Recherche ergab, dass es schon einmal eine negative Revision aus Berlin zur Buchhaltung des Verdi-Bezirks Emscher-Lippe-Süd mit Prüfungsvormerkungen gegeben habe, die, so Gottschalk in seiner Antwort gegenüber der WAZ, vielleicht eine Rolle spielen könnten. Übersetzt heißt das: Die Form der Buchhaltung genügt den Regeln nicht.
Pei fährtl in die Zentrale nach Berlin
Zwischenzeitlich ist Martina Peil, die nach ihrer Abberufung erst einmal Urlaub genommen hat, nach Berlin gefahren und hat dort in der Zentrale des Verdi-Bundesverbandes ein Gespräch geführt, um alle möglichen Unklarheiten zu beseitigen.
Ihre Abberufung allerdings stand zu diesem Zeitpunkt schon fest, wie die Recherche ergab – ohne also, dass ein Gespräch mit der betroffenen Geschäftsführerin und einem ihr zustehenden Beistand in der Person eines Betriebsrates geführt worden ist; auch das bestätigen die Quellen der WAZ-Redaktion.