Gelsenkirchen.

Martina Peil ist von ihrer Position abberufen worden. Das ist ein massiver Eingriff in die Arbeitswelt und in das Leben der Verdi-Geschäftsführerin im Bezirk Emscher-Lippe-Süd. Die Art und Weise, wie die Dienstleistungsgewerkschaft dabei vorgegangen ist, erscheint mehr als bedenklich: Es ist ihrer unwürdig.

Was für eine Getöse, was für einen gewerkschaftlichen Aufschrei würde es geben, wenn ein anderes Unternehmen, das zur Hoheit von Verdi gehört, so vorverurteilend mit einer Mitarbeiterin umgehen würde. Sie per Schreiben abzusetzen, wie die Recherche ergab, ohne zuvor ein persönliches Gespräch mit ihr über den Grund zu führen. Ohne ihr in Anwesenheit eines Beistandes, eines Betriebsrates, überhaupt die Gelegenheit zu einer Rechtfertigung zu geben. Im Grunde genommen ist das nur peinlich und stillos, selbst wenn es legal ist. Eine Ermahnung an Peil als Verantwortliche und eine Schulung des Buchhalters wären weiche Alternativen gewesen.

Dass der Gewerkschaft kein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist, wie Wolfgang Gottschalk als Vorsitzender des Verdi-Bezirks ausdrücklich feststellt, spielt da schon fast eine untergeordnete Rolle. In einer Organisation, die allein in Emscher-Lippe-Süd rund 14.000 Mitglieder hat, ist so eine Nachricht fatal. Es bleibt immer etwas hängen, selbst wenn es für Martina Peil am Montag gut ausgehen sollte.

Der Ruf ist befleckt

Der Ruf einer bis dato als unbescholten geltenden Mitarbeiterin ist zunächst befleckt. Hat es an dieser Stelle eindeutig zu wenig Worte zur rechten Zeit gegeben, reden sie sich an anderer Stelle wieder mal den Mund fusselig. Die Rede gilt dem Miteinander der Fußball-Clubs und der Fans.

Die Bilder aus Dortmund vom Derby sind längst nicht verblasst. Das Thema „Fußball und Gewalt“ erhielt neue Nahrung durch Dresdener Fußball-Kriminelle, die beim Pokalspiel in Hannover ausrasteten und auch Unbeteiligte gefährdeten.

Mal ehrlich: Worüber wird da eigentlich noch geredet? Und wer redet da mit wem? Es ist doch mit Blick auf die vielen, vielen Fans, die ihre Vereine Woche für Woche mit Leidenschaft unterstützen, nur eine verschwindend kleine Gruppe, um die es hier geht und die in der Lage ist, Ängste zu schüren.

Die Gelegenheit für Gespräche hat es in der Vergangenheit zur Genüge gegeben. An dieser Stelle muss gehandelt werden. „Fans“, die andere gefährden, haben im Umfeld oder in einem Fußballstadion nicht zu suchen. Das ist nicht verhandelbar.