Gladbeck. . Die Brüder Helmut und Karl Reinisch sind die letzten Mieter in den alten Zechenhäusern an der oberen Uhlandstraße, die früher der Deutschen Annington gehörten. Die Stadt Gladbeck hat das Areal gekauft und will die Häuser abreißen lassen, um die innenstadtnahe Fläche neu zu entwickeln. Das Amtsgericht muss über die Räumungsklage entscheiden.

Eigentlich sollten sie spätestens Ende Februar ausgezogen sein, aber noch leben Helmut und Karl Reinisch in ihrer Wohnung an der Uhlandstraße, in der sie schon immer wohnen, die ihr Großvater mit seiner Familie vor 120 Jahren bezogen hat. Die Brüder (61 und 58 Jahre alt) sind die letzten Mieter in den alten Zechenhäusern an der oberen Uhlandstraße (WAZ berichtete). Alle anderen sind längst ausgezogen. Helmut und Karl Reinisch weigern sich beharrlich.

Die Stadt hat das Areal zwischen Goethe- und Horster Straße von der Deutschen Annington gekauft und will die Häuser abreißen lassen, um die gesamte innenstadtnahe Fläche neu zu entwickeln. Laut Kaufvertrag ist es an der Deutschen Annington, die Häuser freigezogen zu übergeben, und weil alle Versuche gescheitert sind, die Brüder zum Umzug in eine andere Annington-Wohnung zu bewegen, hat das Wohnungsunternehmen, wie angekündigt, Räumungsklage eingereicht.

Zwischenzeitlich haben Karl und Helmut Reinisch neue Hoffnung geschöpft, doch noch in ihrer vertrauten Umgebung bleiben zu können. Ihr Anwalt Gerhard Dorka hat beim Amtsgericht beantragt, die Räumungsklage abzuweisen. Er argumentiert u. a. damit, dass der negative Ausgang des Ratsbürgerentscheids zum Ausbau der B 224 zur A 52 eine völlig neue Situation geschaffen habe. Sämtliche städtischen Planungen in diesem Bereich seien auf den Autobahnausbau ausgerichtet gewesen, so der Anwalt. Da der jetzt nicht realisiert werde, sei sämtliche Planungsgrundlage für den Abriss der Häuser entfallen. Dorka: „Da eine aktuelle Bebauungsplanung nicht besteht, gibt es keine Veranlassung, die unter Denkmalschutzgesichtspunkten erhaltenswerten Gebäude abzureißen.“

Verhärtete Fronten

Die Stadtverwaltung sieht das ganz anders. Pressesprecher Peter Breßer-Barnebeck: „Wir haben natürlich keine konkreten Pläne zur Umgestaltung des Geländes in der Schublade, aber die Lage des Grundstücks ist nicht schlechter geworden, weil die Autobahn nicht gebaut wird. Eine Umgestaltung macht auch ohne Autobahnausbau Sinn und ist sogar dringend geboten.“ Das Areal sei ein Schandfleck im Eingangsbereich zur Innenstadt und müsse – auch mit Blick auf die positiven Entwicklungen am ehemaligen Schönhoff-Haus am Marktplatz – dringend aufgewertet werden.

Verhärtete Fronten also. Jetzt muss das Gericht entscheiden, wessen Argumente überzeugender sind. Ein Termin für die mündliche Verhandlung ist noch nicht anberaumt.