Die Bevölkerung schrumpft. 20 000 Wohnungen in Essen stehen leer. Was tun - abreißen oder sanieren? In Altendorf hat man entschieden: Teile einer Siedlung aus den 20ern kommen weg. Entstehen sollen Park und See

Sollen teilweise weg: Siedlungsbauten aus den Zwanziger Jahren in Altendorf. Ein Blick in die Amixstraße, Ecke Markscheide. Von außen sind die Bauten gut in Schuss - aber:  Die Wohnungen sind zu klein, haben Nachtspeicher, oft alte Fenster. Foto: WAZ, Vinken
Sollen teilweise weg: Siedlungsbauten aus den Zwanziger Jahren in Altendorf. Ein Blick in die Amixstraße, Ecke Markscheide. Von außen sind die Bauten gut in Schuss - aber: Die Wohnungen sind zu klein, haben Nachtspeicher, oft alte Fenster. Foto: WAZ, Vinken © waz / Frank Vinken

Dies ist eine Geistersiedlung. Oder auf dem besten Wege, eine zu werden.

Dabei sehen sie einigermaßen pittoresk aus, die dunklen Siedlungsbauten mit den Sockeln aus Backstein. Doch 70 Prozent stehen hier leer, Tendenz steigend. Man könnte sagen: Das ist auch so gewollt. Mittlerweile.

Wir sind in Altendorf, in der Gegend rund um die Rüselstraße. In den Zwanziger Jahren wurden hier Wohnungen generalstabsmäßig angelegt. Viergeschossiger Siedlungsbau im rechten Winkel, soweit der Blick reicht. Die Innenhöfe sind begrünt, hier und da stehen Schaukel und Sandkasten. Auch auf den Straßen ist viel Platz zum Spielen, große Teile sind mit Verbundstein gepflastert, verkehrsberuhigte Zone.

Bloß: Hier ist niemand. Auf den Straßen nicht, und in den Häusern auch nicht. Hinter den meisten Fenstern hängen keine Gardinen mehr. Namen auf Klingelschildern sucht man vergeblich.

Die Häuser gehören der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Allbau AG. Vor zwei Wochen hat sie das nach eigenen Angaben "stadtweit erste Stadtumbau-Projekt" präsentiert, obwohl es bereits 2003 ein erstes Projekt in Vogelheim gab.

In Altendorf sollen 182 Wohnungen im Laufe des kommenden Jahres abgerissen werden. Der Bahndamm, der sich entlang der Rüselstraße zieht, soll eingeebnet, die Kleingartenanlagen beseitigt werden - entstehen soll der "Niederfeldsee" - und mit ihm 60 neue Wohnungen in freistehenden Mehrfamilienhäusern. Das Motto heißt: Weg mit der Blockbebauung, hin zu mehr Grün, und hin zu Wohnen am Wasser. Wie zu erwarten, gibt es Protest der Kleingärtner und Bedenken mancher Anwohner, wie in Teilen der Auflage bereits berichtet. Doch die Verantwortlichen sind sich sicher: "Die Lebensbedingungen in Altendorf sollen verbessert werden", sagt Arndt von Horn, stv. Bereichsleiter bei der Allbau AG.

Er rechnet vor: Abriss kommt fast billiger als Sanierung. 900 Euro pro Quadratmeter müsse man für die Sanierung kalkulieren, 1300 für einen Neubau. "Wir haben viel in Sanierungen investiert", erinnert von Horn. Auch in dieser Siedlung. Die Häuser bekamen zeitgemäße Wärmedämmung, Balkone, und Einheiten wurden zusammengelegt, auch über zwei Etagen.

Warum saniert die Allbau nicht einfach den gesamten Block? "Die Miete, die dann erhoben werden muss, können Sie hier nicht hereinholen", erklärt von Horn. Er persönlich hält das für "städtebaulich schade". Vor etwa vier Jahren begann in dieser Siedlung das Leerstands-Problem. Die Wohnungen haben meist 55 Quadratmeter, Nachtspeicher, oft alte Fenster. "Das bekommt man einfach nicht mehr vermietet", sagt von Horn. Die letzten Mieter haben noch keine Kündigung erhalten. "Wir bieten jedem eine Alternative an", verspricht Allbau-Sprecher Dieter Remy.