Gladbeck. .

Zum ersten Mal tagt am Mittwoch die städtische Kommission, die wegen der Hitlergrußfotos bei der Gladbecker Jugendfeuerwehr gegründet wurde. Sie soll prüfen, ob es sich um Einzelfälle oder rechtsextremes Gedankengut handelt.

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Schwerpunkt ihrer Arbeit wird die Frage sein, ob die Fotos, die Mitglieder der Jugendfeuerwehr mit Hitlergruß bei Ferienfreizeiten im Jahr 2008 zeigen, Einzelfälle dokumentieren oder ob es Hinweise auf rechtsextremes Gedankengut bei der Gladbecker Feuerwehr gibt. Bereits Anfang der nächsten Woche wird es eine Besprechung mit der kompletten Führungsebene der Feuerwehr (ehrenamtlich und hauptamtlich) unter Leitung von Bürgermeister Ulrich Roland und Stadtbrandinspektor Josef Dehling geben.

„Wir werden weiterhin offensiv mit den Geschehnissen bei der Feuerwehr umgehen und über den Fortgang der Ermittlungen informieren,“ so Bürgermeister Ulrich Roland. „Eine lückenlose Aufklärung der Angelegenheit sind wir der Feuerwehr und ihren Mitgliedern schuldig.“ Feuerwehrchef Josef Dehling hatte in einem Pressegespräch nach Bekanntwerden des zweiten Fotos abgestritten, dass es in der Feuerwehr rechtsradikale Tendenzen gibt. Eine Antwort auf die Frage, warum die Jugendlichen sich in dieser Pose aufstellen und dazu noch fotografieren lassen, konnte aber auch er nicht geben. Ebenso blieben die beteiligten Jugendlichen bei einer Befragung eine Antwort auf die Frage schuldig.

„Sie wollen bewusst mit diesem Kapitel der deutschen Geschichte provozieren“

Eine Erklärung für das Verhalten hat der 1. Beigeordnete Rainer Weichelt, der sich als Historiker intensiv mit dem Nationalisozialismus und der Aufarbeitung beschäftigt hat. Das Zeigen des Hitlergrußes bedeute nicht zwingend, „dass diese Jugendlichen Nazis sind“, so seine Vermutung. Vielmehr zeigten die pubertierenden Jugendlichen ein kulturelles Muster, von dem sie wissen, dass es nicht akzeptiert wird. „Sie wollen bewusst mit diesem Kapitel der deutschen Geschichte provozieren.“ Weichelt entschuldigt das Verhalten damit allerdings nicht: „Das kann man nicht gut machen. Aber wenn junge Menschen diese Muster bedienen, muss man ihnen deutlich machen, was damit verbunden ist und sie fragen, wer sie dazu angestiftet hat. Sie müssen sich aus diesen Mustern lösen.“ Dazu könnten bei der Jugendfeuerwehr regelmäßige Veranstaltungen mit der mobilen „Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus und für Demokratie“ beitragen, der Besuch einer Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus könne das Geschehen von vor über 60 Jahren und seine Folgen der Jugend von heute nahe bringen.

Verhaltensweisen wie der gezeigte Hitlergruß gebe es auch in anderen Gruppen, so Weichelt. Feststellbar sei aber, dass es sich dabei fast immer um junge Männer handelt. Dem Haupt- und Finanzausschuss wird am 7. Februar und dem Integrationsrat am 9. Februar berichtet. Zuvor wird der Bürgermeister alle Fraktionen zu einem Informationsgespräch einladen.