Gladbeck/Essen.
Das Bistum Essen hat ein neues Gesangbuch veröffentlicht. Das "Halleluja" soll Lieder enthalten, die den Zeitgeist treffen. Doch es gibt auch Kritik an den modernen Kirchensongs. Propstei-Kantor Suttmeyer hält nicht alle Lieder für gemeindetauglich.
Mehr als vier Jahre haben die Vorbereitungen gedauert. Jetzt liegt das neue „Halleluja“, das Gesangbuch des Bistums Essen, vor: 360 Seiten stark mit 264 „Neuen Geistlichen Liedern“ für den Gottesdienst.
Es ist schon das fünfte Liederbuch des Ruhrbistums als Ergänzung zum „Gotteslob“, das seit 1975 im gesamten deutschsprachigen Raum verwendet wird. 1969 erschien die erste Ausgabe. Das Anliegen damals: mit neuen Liedern, einer individuelleren Sprache, moderner Melodik und differenzierteren Rhythmen den Geschmack jüngerer Menschen zu treffen. Da fanden sich dann Lieder wie „Gib uns Frieden jeden Tag“ und „Du Herr gabst uns dein festes Wort“ – damals neu und anders als das gewohnte Liedgut, heute längst vertraut.
Musik spiegelt den Zeitgeist wider
Auch die vier folgenden Gesangbücher, erschienen 1976, 1983, 1995 und eben jetzt 2010, spiegeln den Zeitgeist. Immer individueller die Texte, immer anspruchsvoller die Rhythmen. „Ich habe im neuesten Gesangbuch Lieder gefunden, in die ich mich richtig reinknieen muss, um die Rhythmik zu verstehen“, sagt einer, der täglich mit Musik zu tun hat. Propstei-Kantor Konrad Suttmeyer hält nicht alle Lieder aus dem neuen „Halleluja“ für gemeindetauglich. „Manche sind dabei, die wohl eher Gemeindegruppen vorbehalten bleiben werden“, vermutet er. Andere, da ist sich der Propstei-Kantor sicher, werden über kurz oder lang zum normalen Repertoire ge-hören. Schließlich gibt es auch im neuen „Halleluja“ nicht nur gänzlich unbekannte Lieder, sondern auch solche, die bisher auch schon in den hl. Messen gesungen wurden.
Allerdings stellt Konrad Suttmeyer immer wieder fest, dass nach wie vor eher das Vertraute gefragt ist. „Die überkommenen Lieder mit melodischer Ausprägung finden die größte Akzeptanz, auch bei jüngeren Leuten“, weiß er. Da singt die Gemeinde dann deutlich vernehmbarer mit als bei unbekannteren Liedern. Und weil viele Menschen die Gottesdienste nicht mehr so regelmäßig besuchen wie früher, ihnen viele neue Lieder also fremd bleiben, wünschen sie sich bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen doch eher das, was sie seit ihren Kindertagen kennen.
Neue Formen des Gottesdienstes notwendig
Das allerdings wird Konrad Suttmeyer nicht davon abhalten, auch zum neuen „Halleluja“ zu greifen, wenn es um die Gestaltung eines Gottesdienstes geht. Er ist der festen Überzeugung, dass die zunehmende Individualisierung in der Gesellschaft neue Formen des Gottesdienstes verlangt, und dazu gehören auch differenziertere Lied-Texte, die Themen der Zeit aufgreifen. Und wenn nur wenige mitsingen können, akzeptiert er mittlerweile auch, wenn die Gemeinde statt dessen rhythmisch klatscht – früher undenkbar für den Kirchenmusiker.
Über 2000 „Halleluja“-Exemplare sind im Stadthaus der katholischen Kirche angeliefert und mittlerweile an die Gemeinden verteilt worden. Künftig liegen sie in den Gottesdiensten gemeinsam mit dem „Gotteslob“ aus. Und wer weiß, vielleicht finden die Gläubigen über kurz oder lang Gefallen daran, das „Vater unser“ in der Rap-Version zu singen.