Gladbeck. .
Das Kulturhauptstadtjahr Ruhr2010 bietet auch in seinem Herbst so manche schöne Überraschungs-Lektüre. Ein Beispiel: Zum 26. Oktober erscheint „Das Bautagebuch der Gladbecker St.-Lamberti-Kirche“.
Das St.-Lamberti-Bautagebuch druckfrisch - warum denn gerade nun? Ja, genau am 26. Oktober vor 111 Jahren wurde die St.-Lamberti-Kirche geweiht. An jenem 26. Oktober des Jahres 1899 erhielten die Katholiken der Stadt also ihr großes, repräsentatives Gotteshaus im Herzen der Stadt.
Die Archivarin von St. Lamberti, Elke Dißelbeck-Tewes, die von der WAZ bereits vorgestellt wurde, hat in den letzten Monaten intensiv an der Bautagebuch-Veröffentlichung gearbeitet. Die Fachfrau, die bereits seit Oktober 2002 im St.-Lamberti-Archiv arbeitet, hat in dem kleinen Büchlein Original-Texte aus dem Bautagebuch (in kursiver Form gedruckt) und ihre kenntnisreichen Ergänzungen dazu auf vorbildliche Weise miteinander verknüpft.
Im Geleitwort weist Propst André Müller darauf hin, dass es gerade in heutiger Zeit gelte, die „christlichen Wurzeln“ zu bewahren, denn sie bedeuteten „Verbundenheit und Halt in einer sich ständig wandelnden Gegenwart“. Das Bautagebuch sei insofern ein Dokument, das eine wichtige Etappe der christlichen Geschichte Gladbecks spiegele.
In Rekordzeit entstand die heutige St.-Lamberti-Kirche in nur 30 Monaten in den Jahren von 1897 bis 1899 anstelle der Vorgängerkirche, die mit ihrem markanten Zwiebelturm auf vielen alten Gladbecker Dorf-Ansichten zu sehen ist. Der Abriss der alten Kirche, die Grundsteinlegung im September 1897, die Weiterführung der Arbeiten (ab Oktober 1897) durch den Gladbecker Bauunternehmer Carl Braunsteiner, die feierliche Einweihung am 26. Oktober 1899 - das kleine, sehr lesenswerte Heft beschreibt eine äußerst spannende Phase der Stadtentwicklung, denn der Bau der neuen Kirche zeigte ja auch, dass Gladbeck endgültig auf dem Weg zu einer „richtigen“ Stadt war.
Sehenswerte Schwarz-Weiß-Aufnahmen verdeutlichen, wie die St.-Lamberti-Besucher des frühen 20. Jahrhunderts die Kirche und ihre Ausstattung wahrnahmen. Vieles davon ging ja bekanntlich bei dem verheerenden Bombenangriff im März 1945 verloren; doch zum Glück für Gladbeck konnten die größtenteils zerstörte Kirche als Bauwerk gerettet werden.
Einfach nicht auszudenken, wenn Gladbeck heutzutage keine „alte“ St.-Lamberti-Kirche hätte, oder?
„Das Bautagebuch der Gladbecker St.-Lamberti-Kirche“ von Elke Dißelbeck-Tewes wird vom Institut für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen herausgegeben. Die ISBN-Nr.: 978-3-86991-187-8. Es kostet 12,80 Euro und ist im Katholischen Stadthaus sowie in der Humboldt-Buchhandlung (Humboldtstraße) und bei Tümmers (an der Postallee) ab sofort zu erwerben.