Die katholischen Kirchengemeinden in der Stadt stehen erneut vor entscheidenden Veränderungen: Die Großpfarrei St. Lamberti wird mit Beginn des neuen Kirchenjahres am 1. Advent die Zahl der Gottesdienste drastisch einschränken.

Rund ein Drittel weniger Messfeiern werde es geben, bestätigte Propst André Müller auf WAZ-Anfrage. Im Schnitt werde es anstatt drei nur noch zwei Gottesdienste am Wochenende pro Gemeinde geben, erläutert Müller weiter. Bislang werden noch 72 Eucharistiefeiern pro Woche in Gladbeck gefeiert.

Auch unterhalb der Woche sehe die neue Gottesdienstordnung, die bereits alle kirchlichen Gremien passiert habe, Kürzungen vor: In keiner der Kirchen werde es wochentags mehr einen Abendgottesdienst geben, auch die Zahl der Frühmessen wochentags sinke. Nur noch in St. Lamberti (9 Uhr) und Herz Jesu (8 Uhr) gibt es künftig täglich einen Gottesdienst. Für Beer-digungen würden grundsätzlich keine zusätzlichen Messen mehr gefeiert. „Selbst dann nicht, wenn dazu auswärtige Priester bereit stehen“, erklärt der Propst. Bei Beerdigungen samstags sei die hl. Messe immer in St. Lamberti. Vor Feiertagen gibt es künftig keine Vorabendmessen mehr (Ausnahme: Fronleichnam und bei Erstkommunion).

Grund für die heftigen Einschnitte gibt es zwei: Der weiter zunehmende Priestermangel, aber auch die weiter rückläufige Zahl von Gläubigen, die die Gottesdienste besuchen. Aktive Priester gebe es nur noch sechs, dazu kämen drei Pastöre „im besonderen Dienst“, die nur eingeschränkt einsatzfähig sind. Dazu die Pensionäre, die man nicht überfordern wolle, so Müller. Im übrigen könne man die Ehrenamtlichen, die helfen würden, etwa im Küster- und Organistendienst, nicht überstrapazieren. Was die Gläubigen anbelange, so kommen im Schnitt sonntags noch 3500 zu den Messfeiern in den acht Kirchen. Das sind rund 12 % der katholischen Christen in der Stadt. „Damit stehen wir mit Bochum sogar noch oben im gesamten Bistum Essen“, so Müller. Allerdings: Der Altersdurchschnitt der Gottesdienstbesucher steige stetig.

Propst Müller betont, dass das Pastoralteam den Rückbau mit Augenmaß betrieben habe. „Es ist alles noch breit gefächert, immerhin finden auch in Altenheimen und in der Krankenhauskapelle weiterhin Gottesdienste statt.“ In St. Lamberti bleibt alles wie gewohnt. Die größten Einschnitte: In St. Johannes und St. Josef fallen die Vorabendmessen weg. In Herz Jesu, Hl. Kreuz und St. Marien wird jeweils ein Gottesdienst sonntags morgens eingespart. In Christus König wird nur noch unter Vorbehalt sonntags eine Messe gefeiert. Müller: „Solange das leistbar ist.“

Trotz aller Einschnitte gebe es auch einen „Mehrwert“: In der Krankenhauskapelle werde künftig täglich um 18 Uhr Abendmesse gefeiert und um 15.30 Uhr gebe es täglich eine stille Anbetung, wozu sich ein Team von 25 Leuten zwecks Begleitung gefunden habe.


Eingespart werden mit der neuen Gottesdienstordnung auch zwei hl. Messen am Wochenende in St. Elisabeth Ellinghorst, die mit Ablauf des Kirchenjahres nach diesem Wochenende geschlossen wird. Am Samstag, 20. November, 17 Uhr, findet der letzte Gottesdienst - zu Ehren der Namenspatronin Elisabeth - dort statt. Aus diesem Anlass fallen alle anderen Vorabendmessen in der Stadt aus. Das gesamte Pastoralteam nimmt an der feierlichen Eucharistiefeier teil, der Jugendchor der Gemeinde singt. Die Kirche ist zum Abschied mit Rosen ge-schmückt. Wann die Profanierung vorgenommen wird, steht noch nicht fest. Genauso wenig wie die Frage, was mit Gotteshaus geschieht.