Gladbeck / Bottrop / Gelsenkirchen. Beim DGB Emscher-Lippe fordert GEW-Vorsitzende Maike Finnern, dass die Gesellschaft die Bedeutung von Bildung anerkennen muss – auch finanziell.
Aufbruchstimmung vermochte Maike Finnern nicht zu entfachen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) machte in ihrer Festansprache noch nicht einmal Hoffnung auf eine Besserung in der Bildungsmisere. Wie sollte auch, fragte sie beim Empfang der Region Emscher-Lippe des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der Mathias-Jakobs-Stadthalle, wo doch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner Neujahrsansprache nicht einmal das Wort Bildung in Zusammenhang mit Investitionen genannt habe. „Die Gesellschaft“, bilanzierte die Festrednerin enttäuscht, „hat die Bedeutung der Bildung nicht erkannt.“ Ansonsten würde sie viel mehr Geld in Kitas, Schulen und Hochschulen investieren.
Erneut hatte der DGB zum Neujahrsempfang nach Gladbeck in die Stadthalle eingeladen – und das, obgleich Geschäftsführer Mark Rosendahl dort im vergangenen Jahr in den Orchestergraben gestürzt und sich verletzt hatte. Dieses Mal war die Gefahrenstelle beseitigt worden, sodass die Veranstaltung reibungslos über die Bühne gehen konnte. Angesichts der vielen Krisenherde in der Welt war die Stimmung in der Stadthalle aber allenfalls durchwachsen – auch bei Hauptrednerin Maike Finnern.
Pro Jahr verlassen 50.000 jungen Menschen die Schule ohne Abschluss
Es mangele an Kita-Plätzen, es fehle an Lehrkräften, jährlich 50.000 junge Menschen verließen die Schule ohne Abschluss, das gesamte Bildungssystem sei unterfinanziert, listete die aus Bielefeld stammende Bundesvorsitzende der GEW auf. Das auf einem Bildungsgipfel im Jahr 2008 formulierte Ziel, zehn Prozent des Bruttoinlandproduktes in Kitas und Schulen zu investieren, werde jedes Jahr aufs Neue verfehlt. Sie habe das Gefühl, sagte Finnern, dass man sich in Deutschland damit abgefunden habe. „Aber es darf nicht sein, dass der Bildungserfolg vom Portemonnaie der Eltern abhängt“, so die Gewerkschafterin. Ihr Credo: „Bildung macht Gerechtigkeit und Bildung macht Zukunft.“
Was tun angesichts der Bildungsmisere? Sowohl Maike Finnern als auch DGB-Geschäftsführer Mark Rosendahl sprachen sich dafür aus, die Schuldenbremse aufzuheben – auf jeden Fall aber für Investitionen in den Bildungsbereich. Rosendahl: „Nicht die Schulden belasten die nachfolgenden Generationen, sondern ausbleibende Investitionen.“ Maike Finnern verwies in ihrer Rede in der Mathias-Jakobs-Stadthalle auf die skandinavischen Länder, wo viel mehr Geld in die Kitas und Schulen investiert werde. „Die Bildung hat dort in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert.“
Die GEW-Vorsitzende erntet in Gladbeck keine Begeisterungsstürme
Nein, Begeisterungsstürme erntete Maike Finnern vom Publikum für ihre Rede nicht. Seit 20 Jahren, sagten beispielsweise Katarzyna und Torsten Schwieren, würden sie immer die gleichen Parolen hören. „Jeder erzählt das Gleiche“, so die Besucherin des Neujahrsempfangs, „aber keiner macht was.“ Es laufe in den Schulen viel schief, wussten sie zu berichten.
Lesen Sie hier weitere Nachrichten
- Landwirtschaft: Keine Kompromisse – Gladbecker Bauer demonstriert weiter
- Schlaglöcher: Nur zehn Prozent der Gladbecker Straßen ohne Schäden
- Straßenverkehr: Überflutete B224 – das war die Ursache
- Baustelle: Dauerbaustelle Voßstraße – Ende der Sperrung rückt in Sicht
Bei einem Imbiss bestand nach der Rede der GEW-Chefin Gelegenheit, sich mit den anderen Gästen auszutauschen. Eingeladen hatte der DGB Gäste aus Politik und Verwaltung, aus Kirche und aus dem Bildungswesen sowie Betriebs- und Personalräte. Gladbecks stellvertretender Bürgermeister Norbert Dyhringer hatte die Gäste in der Stadthalle willkommen geheißen. Unter den Gästen war auch die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller.
+++ Nachrichten aus Gladbeck bequem ins Postfach: Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Newsletter anmelden! +++