Gladbeck. Im November hat das Veterinäramt ein Rudel Kangals von einem Gladbecker Grundstück geholt. Nun gibt es eine gute und eine traurige Nachricht.

Das Schicksal der Hunde von der Haldenstraße hat über zwei Jahre die Herzen und die Gemüter vieler Tierschützer in Gladbeck bewegt. Ein Rudel Kangals – die Elterntiere, und später dann auch deren Welpen – wurden von ihrem Besitzer auf einem Firmgrundstück gehalten. Unter denkbar schlechten Bedingungen. Es hat etliche Monate gedauert, bis das Kreisveterinäramt endlich einschreiten und die großen, türkischen Herdenschutzhunde aus den Zwingern holen konnte. Das ist jetzt gut zehn Monate her. So geht es den Gladbecker Kangals heute.

Die Kangals aus Gladbeck von der Haldenstraße habe keine Sozialisierung erfahren

Die großen Hunde in gute und vor allem auch erfahrene Hände zu vermitteln – das ist die Herausforderung, die es zu meistern galt. Die Tiere aus Gladbeck sind vom Veterinäramt in mehreren Tierheimen auch außerhalb des Kreises untergebracht worden. Kangals haben keinen guten Ruf. Das ist allerdings mehr den Haltern geschuldet, die falsch mit den Hunden umgehen, oder sie sogar zu Üblem wie beispielsweise illegalen Hundekämpfen missbrauchen. Bei den Herdenschutzhunden aus Gladbeck kommt noch hinzu, dass sie keine Sozialisierung erfahren haben. Alles, was ein Hund als Welpe bestenfalls gemeinsam mit seinen Menschen lernt, hat für sie nie stattgefunden.

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Die Vermittlungschancen waren also von Anfang an nicht die besten. Um so erfreulicher dies: „Tatsächlich ist es gelungen“, erklärt Kreissprecherin Svenja Küchmeister auf Anfrage, „für vier der jüngeren Tiere ein neues Zuhause zu finden. Das ist sehr erfreulich.“ Wo die Hunde nun leben, dazu konnte die Kreissprecherin keine Angaben machen. In den meisten Fällen habe die Vermittlung aber begleitet von Tierschützern mit Kangal-Erfahrung stattgefunden. „Es sollte schließlich alles getan werden, damit die Hunde nicht schon nach kurzer Zeit wieder in einem Tierheim landen.“

Keine guten Nachrichten gibt es von dem älteren Gladbecker Rüden

Es gibt aber leider auch eine traurige Nachricht. Der ältere Rüde – der Vater der Welpen – musste im Tierheim Dülmen eingeschläfert werden. „Er hat in kurzer Zeit sehr abgebaut, war extrem unterernährt“, so Küchmeister. Aufgrund seiner Vorerkrankungen habe ein Tierarzt dann zu diesem Schritt geraten.

Beim Veterinäramt will man aber die Hoffnung nicht aufgeben, die anderen Hunde von der Haldenstraße noch zu vermitteln. Die Mutter-Hündin und zwei Jung-Tiere sitzen noch in Tierheimen, warten auf ein besseres Hundeleben mit erfahrenen Menschen.

In der Türkei haben Kangals früher eigenständig auf Schafherden aufgepasst

Ein Kangalrüde kann bis zu 80 Zentimeter groß und bis zu 65 Kilo schwer werden. In der Türkei wurden die Tiere ursprünglich dazu gezüchtet, eigenständig im Rudel Schafherden zu bewachen und zu beschützen – auch gegen Angriffe von Wölfen und Bären. Die große Selbstständigkeit ist noch heute Teil des Wesens eines Kangals. Kangals gelten aber nicht als aggressiv, ihrer Familie sind die Hunde treu ergeben, Fremden gegenüber misstrauisch. Die Erziehung sollte unbedingt behutsam und einfühlsam erfolgen, begegnet man einem Kangal mit Gewalt, kann das schlimme Folgen haben.

Eine Haltung in der Stadt, vielleicht sogar noch in einer kleinen Etagenwohnung, scheidet absolut aus. Von den Vereinen, die sich um Herdenschutzhunde aus schlechter Haltung kümmern, werden die Tiere ausschließlich in ländliche Regionen vermittelt – und natürlich in erfahrene Hände. Der Kangal benötigt ein großes Grundstück, bestenfalls eine Aufgabe, aber unbedingt auch Familienanschluss. Viel Bewegung und Auslauf sind ebenfalls notwendig.

Experte: Einen Kangal darf man auf keinen Fall trainieren wie einen Schäferhund

Der Gladbecker Rufin Hallasch engagiert sich schon seit Jahren im Verein Herdenschutzhund-Service, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, unter anderem auch Kangals aus schlechter Haltung zu retten, die Tiere zu sozialisieren und dann in gute Hände zu vermitteln. Tierfreunden, die mit dem Gedanken spielen, einen der Gladbecker Kangals aufnehmen zu wollen, rät er dringend zu einem erfahrenen Hundetrainer. Dabei, betont er, ist es wichtig, dass der auch wirklich Ahnung vom Umgang mit Kangals hat. „Man kann diese Rasse nicht so trainieren wie beispielsweise einen Schäferhund. Das geht nach hinten los!“ warnt der Gladbecker.

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Schon seit Jahren, sagt er, landen viel zu viele Kangals in den Tierheimen der Regionen, weil die Menschen nicht richtig mit ihnen umgegangen sind. Was ihn zusätzlich aktuell noch besorgt stimmt: Im Moment werden die türkischen Herdenschutzhunde leider gerade auch noch zum Modehund. Und das tut keiner Rasse gut.

>> Wer ernsthaftes Interesse an einem der drei Gladbecker Kangals von der Haldenstraße hat, und über Erfahrung mit Hunden verfügt, kann sich per Mail (fd39@kreis-re.de) an das Veterinäramt des Kreises wenden.

„Die Vermittlung geschieht unter den Vorgaben des Landeshundegesetzes“, betont Kreissprecherin Svenja Küchmeister.