Gladbeck. Droht Gladbeck eine neue Schrottimmobilie? Die Luxus-Eigentumswohnungen nahe Wittringen sind nach wie vor ein Rohbau. So soll es da weitergehen.
Es ist die Horrorvorstellung eines jeden Hausbesitzers in spe. Mitten in der Bauphase geht die Baufirma pleite – und der Traum von den eigenen vier Wänden droht zu zerplatzen wie eine riesige Seifenblase. Neun Immobilienbesitzern ist genau das in Gladbeck passiert. Es geht um den Luxusbau nahe des Wittringer Waldes, das „Allenstein Carrée“. Seit Monaten ruht die Baustelle, hat kein Handwerker mehr das fast fertige Gebäude betreten.
Selbst der noch unverputzte Rohbau an der Ecke Wittringer Straße/Allensteiner Straße zeigt ganz deutlich: Das ist kein Schnäppchen-Haus, das da gerade droht, zu Gladbecks nächster Schrottimmobilie zu werden. Die Insolvenz des renommierten Essener Bauunternehmens Harfid hat den Luxusbau in den Dornröschenschlaf fallen lassen. Ende 2022 wurden im Zuge des finanziellen Bankrotts des Unternehmens dort die Arbeiten eingestellt, so wie an allen anderen Harfid-Projekten in der Region auch.
Warum noch Hoffnung besteht für die luxuriösen Eigentumswohnungen in Gladbeck
Doch immerhin: Es besteht noch Hoffnung für die Gladbecker Immobilienbesitzer. Hochmodern, barrierefrei und äußerst komfortabel – so wurden die Eigentumswohnungen Ende 2020 von Harfid auf dem Markt angepriesen. Neun Luxuswohnungen mit offenen Küchenbereichen, zwei bis vier Zimmern, die großen Wohnungen mit 120 Quadratmetern, so dass auch noch Platz für ein Mini-Appartement ist – wenn mal die Kinder zu Besuch sind, oder eine Pflegekraft einzieht. Großzügige Balkone beziehungsweise Terrassen, eine offene Garage unter dem hochgestellten Sockelgeschoss. Alles sehr schick. Das Konzept kam an. Schon im Mai 2022 meldete das Bauunternehmen den Verkauf aller Wohnungen im Neubauprojekt Allenstein Carrée.
Aber dann: Seit Ende 2022 hat kein Bauarbeiter den Rohbau an der Allensteiner Straße mehr betreten, es tut sich nichts mehr. An einen erhofften baldigen Einzugstermin in die neuen vier Wände ist für die Immobilieneigentümer seitdem nicht mehr zu denken. Doch gibt es überhaupt noch eine Chance auf Fertigstellung des Harfid-Luxusbaus? Seit Bekanntwerden der Insolvenz des Essener Bauunternehmens vertritt Sarah Walisko die Besitzer der Eigentumswohnungen, zuerst alle neun, zwei kümmern sich mittlerweile allein um die Angelegenheit. Die Bottroper Rechtsanwältin ist Expertin für solche Insolvenzen, hat auch bereits die von Baumängeln an ihren Häusern geplagten Eigentümer im Wohnquartier Roter Turm in Gladbeck vertreten.
Es gibt noch keine Schäden an dem Baukörper an der Ecke Wittringer/ Allensteiner Straße
Versammlung der Eigentümer geplant
Für Mitte September, erklärt Rechtsanwältin Sarah Walisko, ist eine Versammlung der Eigentümer vom Allenstein Carrée geplant.
Bis dahin hofft Sarah Walisko auf die weitere gute Kooperation der Projektträgergesellschaft – und somit die Wiederaufnahme der Bautätigkeiten. Damit für die geplagten Wohnungsbesitzer endlich ein gutes Ende absehbar wird.
Auch Stadtbaurat Volker Kreuzer hofft auf einen guten Ausgang für das Bauvorhaben. Gleich neben dem Rohbau steht an der Wittringer Straße ein kleines Wohnhaus, das bereits vor etlichen Jahren verlassen wurde. seitdem gammelt es vor sich hin. Kreuzer geht davon aus, dass die Eigentümer mögliche Pläne für das Grundstück, bedingt durch den Harfid-Baustopp, ebenfalls erst einmal aufgeschoben haben.
Was das Allenstein Carrée angeht, ist die Juristin verhalten optimistisch, dass die Eigentumswohnungen noch vollendet werden können. „Der Rohbau ist fertig, das Dach gedeckt. Deshalb gibt es zum Glück noch keine Schäden an dem Baukörper, das ist auf jeden Fall schon einmal positiv“, erklärt Sarah Walisko. Zur Beurteilung der Situation habe sie Sachverständige an ihrer Seite. Darüber hinaus seien aber auch die Verhandlungen mit der fürs Allenstein Carrée zuständigen Projektträgergesellschaft bislang recht problemlos verlaufen. Walisko erklärt: „In Insolvenz ist die Harfid Holding. Für jedes einzelne Bauvorhaben wurde aber eine eigene Gesellschaft gegründet, und in dem Gladbecker Fall ist die noch Ansprechpartner.“
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So konnte, erklärt sie weiter, schon die Umschreibung im Grundbuchamt auf die Eigentümer der Wohnungen erreicht werden. Ein wichtiger Schritt immerhin, wie Walisko betont. Als Nächstes gehe es nun darum, die beteiligten Baufirmen zur Weiterarbeit an dem Rohbau zu bewegen. „Diesmal aber ohne Bauträgervertrag. Immer, wenn eine Arbeit fertig ist, gibt es Geld“, erklärt sie die Pläne. Die Immobilien-Eigentümer seien nach wie vor entschlossen, den Bau zu vollenden, und das trotz der zusätzlichen Kosten, die noch auf sie zukommen können.
Die menschliche Seite der Geschichte
Das Finanzielle ist das eine, was schon schwer genug wiegt. Sarah Walisko sieht aber auch die menschliche Seite. Natürlich, sagt sie, gibt es auch im Fall vom Allenstein Carrée die Käufer, die die neue Wohnung in erster Linie als Investitionsmöglichkeit sehen. Doch da seien auch Paare dabei, die sich sehr auf ihr neues Zuhause gefreut hätten. Den Einzugstermin schon konkret vor Augen, sei die alte Immobilie auch bereits verkauft worden. Die Folge: Ein Ehepaar habe seitdem bereits mehrmals umziehen müssen. Ein anderes lebe nun in einer Mietwohnung gegenüber des Rohbaus. So habe man das neue Heim zumindest immer im Blick.