Gladbeck/Bottrop/Recklinghausen. Mit einer neuen Social-Media-Kampagne erlaubt die Polizei Recklinghausen einen Blick hinter die Kulissen und will für mehr Respekt werben.

Die Uniform könne ein Polizist nach dem Dienst ganz einfach ablegen und in der Umkleidekabine lassen, sagt Lena Siebert. „Bei den Gefühlen geht das nicht.“ Die nehme er mit nach Hause. „Und die begleiten ihn nach einem Einsatz manchmal nicht nur einen Tag, sondern jahrelang.“ Der Polizei ein Gesicht zu geben, den Menschen hinter der Uniform zu zeigen, die Bevölkerung hinter die Kulissen der Polizeiarbeit schauen zu lassen: Darum geht es in einer neuen Social-Media-Kampagne des Polizeipräsidiums Recklinghausen.

Entwickelt wurde sie von Lena Siebert aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Polizistinnen und Polizisten des Präsidiums berichten auf Facebook und Instagram von ihren Einsätzen, von besonders belastenden Situationen, von prägenden Ereignissen,aber auch von schönen und rührenden Momenten.

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So erzählt Benjamin von einem schweren Verkehrsunfall, bei dem ein junger Mann sein Leben verlor. Nadine schildert ihre Erlebnisse beim Jahrhundertwasser im Landkreis Ahrweiler – „Es war herzzerreißend zu sehen, wie die Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz standen“. Und Linda erinnert sich an ein kleines Mädchen, das aus der Schule geflüchtet war und ihr in einer brisanten Situation an einer Baustelle weinend, aber voller Vertrauen in die Arme fiel – weil die beiden sich im Rahmen der Schulwegsicherung kennengelernt hatten.

Einsatzlagen machen auch etwas mit den Polizistinnen und Polizisten

„Wir möchten den Bürgerinnen und Bürgern mit der Kampagne zeigen, dass wir die Einsatzlagen nicht nur einfach bewältigen, sondern dass sie auch etwas mit den Beamtinnen und Beamten machen“, sagt die Recklinghäuser Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. Es solle deutlich werden, in was für unterschiedlichen Einsatzsituationen Polizisten handlungsfähig sein müssen, erläutert Siebert.

So wolle man auch für mehr Respekt gegenüber den Beamten auf der Straße werben. Denn der lässt nach. Das zeigen auch solche Zahlen: Insgesamt 556 Polizistinnen und Polizisten wurden 2022 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen Opfer eines Widerstandes oder tätlichen Angriffs – Tendenz steigend. Dazu kommen noch weitere Delikte, wie zum Beispiel Bedrohungen und Beleidigungen.

Gewalt gegen Einsatzkräfte treibt die Polizeipräsidentin um

Gewalt gegen Einsatzkräfte: Das ist ein Thema, das Zurhausen umtreibt. „Mit Gewalt gegen die Einsatzkräfte vorzugehen, die für die Bürgerinnen und Bürger auf den Straßen unterwegs sind und für Sicherheit und Ordnung sorgen sollen, ist nicht tolerierbar“, sagt sie. Um die Bedeutung der Strafverfolgung in diesen Einsatzlagen zu unterstreichen, stelle sie in solchen Fällen zusätzlich Strafanträge als Behördenleiterin.

Die Social-Media-Kampagne ist auf ein Jahr angelegt. Polizisten zu finden, die mitmachen wollten, sei zunächst gar nicht so einfach gewesen, sagt Siebert. Aber anders als von manchen befürchtet, seien die ersten Reaktionen auf die Kampagne bei Facebook und Instagram absolut positiv gewesen: Der Mut, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, sei belohnt worden, sagt sie.