Gladbeck. Die Gladbeckerin Lydia Scholz ist 101 Jahre alt. Sie verrät, wie sie so alt geworden ist – und was für sie das schönste Geburtstagsgeschenk ist.
„Für ‘ne alte Frau bin noch fit“, sagt Lydia Scholz – und lässt ihren Goldzahn blitzen. „Ich kann noch alles machen“, das glaubt man ihr, und selbst wenn nicht: Man würde es nicht wagen, dieser charmanten Dame zu widersprechen – erst recht nicht an ihrem 101. Geburtstag am 7. August. Ob man wohl den Fernseher ausmachen könnte, damit man sich besser unterhalten kann? „Natürlich, machen Sie, was Sie wollen. Die Tiere sind gleich auch noch da.“ Die 3Sat-Doku über Rotwild kann warten, Lydia Scholz macht es sich in ihrem Ohrensessel gemütlich, der in ihrem schnuckeligen Zimmer im Awo-Seniorenzentrum in Gladbeck-Rentfort steht, zuppelt die blaue Flauschdecke auf ihrem Schoß zurecht, faltete die Hände – und erzählt.
Wobei, erstmal muss sie passen. Auf die Frage nach dem Geheimnis ihres hohen Alters weiß sie nicht so recht zu antworten, außer: „Ich habe kein Geheimnis.“ Stolz ist sie aber schon, das merkt man, wenn sie sich kichernd in ihren Sessel fallen lässt. Sie lebe gesund, sagt sie, „keine Zigaretten und kein Alkohol, nie“, Geheimnis würde sie das nicht nennen.
Gladbeckerin wird 101 Jahre alt: Gesundheit ist das höchste Gut
Von ihrer Kindheit in Brauck würde sie schon gerne erzählen, sagt Lydia Scholz, bloß, „so schnell kann ich mich gar nicht erinnern“. Dann kommt sie aber zum Schluss, dass alles in Ordnung war in ihrer Kindheit, und wird dann ein wenig nachdenklich. Die Falten, beeindruckend wenig für ihr stolzes Alter, werden ein bisschen tiefer. „Ich bin hier ganz alleine“, murmelt die Dame, fängt sich aber schnell wieder. „Ich fühle mich wohl hier, und gut aufgehoben. Und beweglich bin ich auch noch. Ich kann hier alleine herumlaufen, im Haus.“
Überhaupt, die Gesundheit. Für Lydia Scholz das höchste Gut, da lässt sie keine Zweifel. Deswegen ist ihr einziger, bescheidener Wunsch zu ihrem 101. Geburtstag auch ebendas: Gesundheit. „Denn wenn man gesund ist“, sagt die Gladbeckerin, mit all der Weisheit aus über 100 Jahren in der Stimme, „dann kann man alles machen.“ Wieder ein zufriedenes Schmunzeln mit blitzendem Goldzahn.
Armut: „Ich hab’ halt alles selbst gemacht“
Eine Macherin war sie nämlich auch schon in jungen Jahren. „Ich habe viel Handarbeit gemacht. Ich habe die ganzen Kinder bestrickt. Pullover, Socken, alles.“ Denn es herrschte Armut, „es gab ja auch nix“. Für eine findige Frau wie Lydia Scholz gab es aber zumindest eine Lösung. „Ich hab’ halt alles selbst gemacht.“
Die Gladbeckerin hat aber nicht nur für ihre Familie gearbeitet, auch für andere war sie da. In einer Gastwirtschaft in Solingen nämlich, Lydia Scholz bezeichnet ihre Position damals als Mädchen für alles. „Ich habe bedient, geputzt, stand hinter der Theke. Das war ‘ne wirklich schöne Zeit damals.“
Die Eiche und das Schwein
Ob sie ihren Geburtstag besonders feiert, das weiß Lydia Scholz noch nicht. Die Hände faltet sie wieder und lehnt sich zurück, die Eiche, die es nicht kümmert, dass das Schwein sich an ihr reibt. „Was kommt, kommt. Wenn mich jemand besuchen kommt, gut. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.“
Das Rotwild ist zurück im Fernseher, wobei, sagt die Gladbeckerin, jetzt wäre ihr das Dritte lieber. Da sind gerade auch die Tiere unterwegs, Vögel diesmal, Lydia Scholz schaut interessiert hin – aus einer Distanz, aus der manch 50-Jähriger brillenlos gerne noch etwas erkennen würde. Zum Abschied noch einen Händedruck, und Lydia Scholz kann sich einen Spruch nicht verkneifen. „Sie haben aber schön warme Hände. Die könnte ich hier öfter mal gebrauchen.“ Aus dem Mund blitzt es golden.