Gladbeck. Die Fassade des Amtsgerichts Gladbeck wird neu gestaltet. Wegen der Denkmalschutzauflagen sind Arbeiten aufwendig. Kosten: 1,4 Millionen Euro.

Das imposante Gebäude aus dem Jahr 1916 mit dem aus einem 65 Zentner schweren Turfsteinblock gehauenen Adler über dem Eingangsportal kennt wohl jeder in Gladbeck: das Amtsgericht an der Ecke Friedrich-/Schützenstraße. Seit einigen Wochen sind Handwerker dort damit beschäftigt, die 173 Fenster auszutauschen und die Fassade neu zu gestalten – so originalgetreu wie möglich. Wegen der Denkmalschutzauflagen sind die Arbeiten aufwendig.

Die Holzfenster sind nach 50 Jahren marode. Im vergangenen Jahr fiel sogar eine Scheibe heraus. „Glücklicherweise ist nichts passiert“, sagt Amtsgerichtsdirektor Bernd Wedig. Die beige Farbe der Fassade bröckelt ab, stellenweise auch der Putz darunter, Wasser drang ein. Es wurde Zeit für eine Sanierung, befand der Eigentümer, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, und investiert 1,4 Millionen Euro.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb investiert 1,4 Millionen Euro in das Amtsgericht Gladbeck

Das Gebäude des Amtsgerichts steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Deshalb gibt es für die Gestaltung Auflagen von der Denkmalbehörde bei der Bezirksregierung Münster. Bei früheren Arbeiten nahm man es nicht so genau. Vielleicht datieren sie auch aus der Zeit vor der Unterschutzstellung. So wurde beispielsweise die schwere Holztür im Eingangsportal durch eine Glastür im Metallrahmen ersetzt. Dieser Stilbruch werde jetzt rückgängig gemacht, weiß Dirk Eisenberg, Geschäftsleiter des Amtsgerichts. Nach Information der Denkmalbehörde wird eine Eichentür eingesetzt. Und die zugemauerte Türöffnung in der Wand zur Schützenstraße, die einst als Zugang zur Dienstwohnung des Hausmeisters diente, bekommt wieder eine Tür, wenn auch nur vorgesetzt.

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Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude füllen sich Container mit alten Fenstern. Die Arbeiter brauchen Kraft: Jeder der je vier Flügel der neuen Holzfenster wiegt 40 Kilogramm. Das Gewicht ist auch den besonderen Sicherheitsansprüchen in Justizgebäuden und dem Schallschutz geschuldet.

Der Gladbecker Amtsgerichtsdirektor Bernd Wedig und Geschäftsstellenleiter Dirk Eisenberg verfolgen die Arbeiten voller Spannung.
Der Gladbecker Amtsgerichtsdirektor Bernd Wedig und Geschäftsstellenleiter Dirk Eisenberg verfolgen die Arbeiten voller Spannung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Parallel sind die andere Handwerker mit der Fassade beschäftigt. 1300 Quadratmeter Putzfläche und 180 am Natursteinfläche plus Fugen müssen bearbeitet werden, teilt die Denkmalbehörde auf Anfrage mit. „Die Farbe wird chemisch bearbeitet und anschließend mit einem Spezial-Hochdruckreiniger entfernt. Schadhafte Stellen werden neu verputzt“, erklärt Dirk Eisenberg. Und weil das teure Gerüst schon mal steht, werden auch noch ein paar Reparaturen an den Dachgauben erledigt. Die Arbeiten an der Rückseite des Gebäudes beeinträchtigen das Team im Gericht noch nicht, weil weder Büros noch Sitzungssäle betroffen sind.

Das Gebäude wurde 1917 bezogen

Seit dem Jahr 1913 hat Gladbeck ein eigenes Amtsgericht. Der Gerichtsbezirk umfasste das Amt bzw. die Gemeinde Gladbeck mit 47.693 Einwohnern und startete mit drei Amtsrichtern, sechs Gerichtsschreibern, zwei Gerichtsvollziehern sowie je zwei Kanzleigehilfen und Gerichtsdienern im Gladbecker Amtshaus.Der Platz reichte schon bald nicht mehr aus. Während des 1. Weltkriegs wurde das eigene Gebäude errichtet, samt Dienstwohnungen und einem Gefängnis mit 26 Zellen, und am 31. Januar 1917 bezogen. 2007 wurde des Gebäude mit einem Anbau an der Schützenstraße erweitert.

Wenn die Baustelle auf die Vorderseiten wandert, wird es organisatorisch schwieriger, muss die eine oder andere Verhandlung verschoben werden, müssen Mitarbeiter ins Homeoffice. „Das dürfte aber kein allzu großes Problem sein. Das kennen sie ja schon aus den Lockdown-Zeiten der Corona-Pandemie, und die Arbeiten sollen schon Anfang September beendet sein“, sagt ihr Chef Bernd Wedig. Wie genau ihr Arbeitsplatz äußerlich in einigen Monaten aussehen wird, weiß noch niemand im Amtsgericht. „Wir sind ganz gespannt, für welche Fassadenfarbe sich die Denkmalbehörde der Bezirksregierung Münster entscheidet.“ Bernd Wedig und Dirk Eisenberg hoffen auf Weiß und Grau – analog zum ehemaligen Finanzamt, dem heutigen Kreativamt, schräg gegenüber.

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Welche Farbe auch immer: Der Amtsgerichtsdirektor und der Geschäftsleiter sind voller Vorfreude. Schließlich hat der Architekt ihnen „ein wunderschönes neues altes Amtsgericht“ versprochen.

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