Gladbeck / Essen. Eine Frau aus Gladbeck wirft ihrem Ehemann Schläge und Vergewaltigung vor. Jetzt steht der 30-Jährige vor Gericht – gemeinsam mit seiner Mutter.
Wenn die Anklage stimmt, dann war das Eheglück für eine junge Frau aus Gladbeck schnell wieder vorbei. Eingesperrt, geschlagen, vergewaltigt: Ihr Leben soll zuletzt vor allem aus Wut und Angst bestanden haben. Der Täter war angeblich der eigene Ehemann. Seit Donnerstag steht der 30-jährige Syrer in Essen vor Gericht – und kann es nicht fassen.
„Die Vorwürfe sind aus Sicht des Angeklagten völlig absurd“, sagte Verteidiger Irfan Durdu zum Prozessauftakt vor der 7. Strafkammer des Essener Landgerichts. Schuld an der völlig verfahrenen Situation sei der Vater der Ehefrau. Der agiere im Hintergrund und wolle die Ehe nicht.
Das Paar war seit 2021 nach islamischem Recht verheiratet
Das Paar hatte Anfang 2021 nach islamischem Recht geheiratet. Viel Zeit zum Kennenlernen war nicht. Es waren nur ein paar Wochen vergangen, seitdem man sich bei einem familiären Kaffeetrinken das erste Mal getroffen hatte. „Ich habe sie gesehen, sie hat mir gefallen“, so der Angeklagte im Prozess. Mit der anschließenden Verlobung waren offenbar auch noch alle einverstanden. Auch der Vater der Braut. „Er hat damals noch sein Einverständnis gegeben“, so der Angeklagte. Auch eine Mitgift sei ausgehandelt worden. Goldschmuck und goldene Armreifen. Darüber hatte es später aber offenbar Streit gegeben.
Ermittler sind überzeugt, dass der Mann die Gladbeckerin einsperrte
Nach der Eheschließung war die Braut zum Angeklagten gezogen. Kurz darauf soll das gemeinsame Glück aber auch schon wieder vorbei gewesen sein. Die Ermittler sind überzeugt, dass der Angeklagte seine Frau mehrfach eingesperrt hat. Entweder in der eigenen Wohnung oder bei seiner Mutter, die nun ebenfalls wegen Freiheitsberaubung angeklagt ist. Beide sitzen zusammen auf der Anklagebank.
- Natur und Klimawandel: Buchensterben – wachsen im Wittringer Wald bald Mammutbäume?
- Lkw-Ladung: Ätzende Flüssigkeit – Feuerwehr sichert undichtes Fass
- Ausflugsziel: Klein und blau – Heidelbeeren zum Selbstpflücken in Gladbeck
- Gericht: Süßigkeiten für 7,99 Euro gestohlen – Haft auf Bewährung
Außerdem geht es um häusliche Gewalt. Nach einem Termin beim Frauenarzt soll der 30-Jährige seine schwangere Ehefrau in den Bauch geschlagen und sie zu Boden gerissen haben. „Ich will keine Kinder von dir.“ So oder so ähnlich soll er sich damals ausgedrückt haben. Nicht viel später soll es in der gemeinsamen Wohnung zur Vergewaltigung gekommen sein.
Verteidiger spricht von heimlichen Treffen des Paares
Seit knapp zwei Jahren ist das Paar offiziell getrennt. Nach Angaben von Verteidiger Durdu soll die Trennung jedoch nur zum Schein vollzogen worden sein, um den Vater der Frau zu besänftigen. „Die beiden haben sich häufig geheim getroffen – im Auto oder in Hotels.“ Die Treffen seien bis Anfang dieses Jahres fortgesetzt worden. Dann habe der Angeklagte die Nachricht erhalten, dass die Mutter seines Kindes neu vermählt werden soll. Seitdem sei Funkstille. Der Prozess wird fortgesetzt.