Gladbeck. Der Energieversorger für Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen bereitet sich auf einen Markt ohne Gasheizung vor. So sieht die Ele die Heizzukunft.

Heizen! Mit Gas? Mit Wärmepumpen? Oder gar mit Wasserstoff? Die Diskussion im politischen Berlin hält auch nach dem Koalitionsausschuss, der ja eigentlich eine Einigung bringen sollte, weiter an. Dort hatte man schließlich beschlossen, dass neue Heizungen ab Januar 2024 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, ab 2045 gar keine fossilen Brennstoffe mehr zum Einsatz kommen sollen. Wasserstoff lautet das Zauberwort in dem Zusammenhang.

Doch was bedeutet das fürs Heizen vor Ort? Die Ele als Energieversorger beobachtet die Diskussionen sehr genau, schließlich muss das Unternehmen später die Gesetzesvorgaben und Verordnungen exakt kennen und umsetzen. Doch aktuell sind die Verantwortlichen gerade beim Thema Wasserstoff sehr zurückhaltend. Denn abgesehen davon, ob zum Zeitpunkt X überhaupt genügend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht, bleibt ja auch die große Frage, wie der dann in die Heizungskeller in Gladbeck käme.

Durch die Ele-Leitungen in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen strömt derzeit noch Gas

Denn durch die Ele-Leitungen strömt derzeit noch klassisches Gas. Theoretisch, könnte man dem zwar Wasserstoff zusetzen, sagt Sprecher Peter Efing, doch selbstverständlich seien nicht alle Heizungen dazu in der Lage, den Stoff zu verbrennen. Bisher gebe es auch nur Prototypen. Und klar ist auch, durch die Rohrleitungen kann nur entweder Gas oder aber Gasmischungen strömen, oder wie es Efing ausdrückt: „Unsere Rohre können nur das eine oder das andere.“ Und man werde in Deutschland sicher keine redundanten Netze legen, so seine Auffassung.

Bernhard Meyer und Christian Hofmann (r.) von der Ele erläutern wie die Zukunft des Heizens aus Sicht des Energieversorgers aussieht.
Bernhard Meyer und Christian Hofmann (r.) von der Ele erläutern wie die Zukunft des Heizens aus Sicht des Energieversorgers aussieht. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Die Ele konzentriert sich daher zunächst auf das klimaschonende Heizen mit Strom – sprich Wärmepumpe. Christian Hofmann, Leiter Vertrieb Privat- und Gewerbekunden bei der Ele, rechnet vor. Ein Einfamilienhaus verbrauche im Jahr rund 20.000 Kilowattstunden Gas zum Heizen. Dort setze man nun ein hybrides System ein, also eine Wärmepumpe plus einen Gaskessel, der an besonders kalten Tagen zuheizt, ein. Wenn die Wärmepumpe 65 Prozent der Heizlast übernehme, müsste sie 13.000 Kilowattstunden leisten. Lege man nun einen Arbeitsfaktor von vier zugrunde – also eine Kilowattstunde Strom ergibt vier Kilowattstunden Wärme, wären es 3250 Kilowattstunden Strom, den die Pumpe benötige.

Im Mittelpunkt stehen immer stärker individuelle Lösungen für jedes Gebäude

Gerade im Neubau sei die Wärmepumpe inzwischen Standard, so die Ele-Experten. Auch im wesentlich kälteren Nordeuropa käme die Technik vielfach zum Einsatz. Das Energieunternehmen muss auch auf den sich verändernden Markt reagieren. Wie sieht es aus, wenn tatsächlich irgendwann kein Gas mehr benötigt werden sollte? Unter anderem wolle man verstärkt das vorhandene Knowhow nutzen, Beratungen für die Kunden anbieten. Das umfasst Energieberatungen genauso wie die Planung von Anlagen oder die Überlegungen, welche Arbeiten am Gebäude sonst noch nötig sind. Schon jetzt biete die Ele entsprechende Dienstleistungen an, hat zudem ein Netzwerk an Handwerksbetrieben aufgebaut.

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Bernhard Meyer aus dem Ele-Vertrieb ist sich sicher, dass es immer stärker um individuelle Lösungen für die einzelnen Immobilien gehen wird. „Wir wollen die Chance nutzen, uns da aufzustellen, wir wollen Lösungsanbieter sein.“ Die Ele sieht sich da als Mittler zwischen Kunde und Handwerk – eben weil man als Energieversorger sofort auf Gesetze reagieren müsse und da alles genau im Auge habe. Zusätzlich bietet die Ele schon jetzt Workshops für Handwerker an. Denn es komme auf die richtige Taktung der Anlagen an.

Wohnungswirtschaft hätte am liebsten Standardlösungen

Bisher kaum in der Diskussion, aber künftig auch ein großes Thema aus Sicht der Ele-Experten: Quartierslösungen etwa mit Blockheizkraftwerken. Das werde mittelfristig ein großes Feld, schätzt Hofmann. Das bedeutet, ein kleineres Kraftwerk erzeugt für eine Siedlung oder einen Wohnblock Wärme und Strom. Für Wohnungsgesellschaften könnte das in größeren Beständen interessant sein. Doch bisher gilt: „Die Wohnungswirtschaft hätte am liebsten Standardlösungen, davon muss sie sich verabschieden“, so Hofmanns Prognose. Auch hier seien aus Ele-Sicht individuelle Lösungen gefragt.

Doch über all dem stehen Fragen, etwa, ob ausreichend Strom zur Verfügung steht und ob die Netzkapazität ausreiche. Für Letzteres ist vor Ort die Ele Verteilnetz Gesellschaft (EVNG) verantwortlich. Die beschäftige sich mit Ausbau und Kapazität, so Peter Efing. Engpässe befürchtet er in einem Ballungsgebiet wie dem Ruhrgebiet mit derart vielen Leitungen nicht.

Doch fehlten noch Terrawattstunden an Strom, um den Umstieg zu meistern, und die müssten eben irgendwo erzeugt werden. Dennoch ist Hofmann überzeugt, dass man mit Strom am besten den Klimaschutz hinbekomme. Doch das müsse auf europäischer Ebene geplant werden – so wie es ja auch ein europäisches Stromnetz gebe.