Gladbeck. Die Gladbecker Politik will das Berufskolleg für Erzieherinnen-Ausbildung in Gladbeck halten. Auf Kreisebene werden auch andere Ideen diskutiert.
Das Ringen um eine Zukunft des katholischen Berufskollegs für Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen in Gladbeck geht weiter. Die lokale Schulpolitik hat sich eindeutig positioniert, die Bildungsgänge für Mangelberufe wie Kita-Erzieherinnen und -Erzieher in der Stadt halten zu wollen. Welche Wege für den Erhalt oder die Auflösung der Johannes-Kessels-Akademie(JKA) eingeschlagen werden sollen, darüber wird aber noch weiter diskutiert. Denn auch auf der jüngsten Sitzung des „JKA-Arbeitskreises“, mit u.a. Vertretern von Stadt, Bezirksregierung und Kreisverwaltung Recklinghausen, ist es nicht gelungen, wie eigentlich erhofft, einen Beschlussvorschlag für die Sitzungsperiode der Kreispolitik im Mai zu erarbeiten. Die Zeit drängt.
Wie es mit der JKA in Gladbeck weitergeht, muss schnell geklärt werden. Denn bekanntlich ist der Kreis Recklinghausen nach Kreistagsbeschluss nur bis 2026 als Geldgeber (ca. 812.000 Euro) eingesprungen, nachdem das Bistum angekündigt hatte, aufgrund von Einnahmenrückgängen nicht mehr in der Lage zu sein, die Kosten für den Trägerverein (Diözesan-Caritasverband) voll übernehmen zu können. Bis 2027 wird die bisherige jährliche Finanzierung von 330.000 Euro für Gladbeck um etwa die Hälfte abgeschmolzen. Die laufenden Ausbildungsgänge sind durch den Kreiszuschuss noch gesichert, aber, um die Anmeldungszahlen weiter zu halten und auch das Lehrerkollegium nicht abwandern zu lassen, ist es wichtig, zügig Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.
Die Gladbecker Ratspolitik will die Bildungsgänge in der Stadt halten
Da in Gladbecker Kitas und weiteren Erziehungsbereichen wie Ganztagsgrundschulen die Personallage oft angespannt ist, und auf dem Arbeitsmarkt Fachkräftemangel herrscht, hat die Gladbecker Ratspolitik im Schulausschuss erneut über die Zukunft der JKA diskutiert. Im Vorfeld war bereits deutlich geworden, dass es in Bottrop Begehrlichkeiten gibt, die Bildungsgänge der JKA in einem reaktivierten Schulstandort in der Nachbarstadt zu übernehmen. In Gelsenkirchen hat das Berufskolleg Königstraße Interesse, seine Bildungsgänge im Sozial und Gesundheitswesen auszubauen. Die Stadt Gladbeck selbst kann nicht als öffentlicher Schulträger für die Johannes-Kessels-Akademie einspringen, da sie keine Ersatzschulen errichten oder betreiben darf.
Stelle für JKA-Schulleitung ausgeschrieben
Für die Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck wird aktuell eine neue Direktorin oder ein neuer Direktor gesucht. Die Stelle ist mit Bewerbungsfrist bis 16. April ausgeschrieben und soll zum ersten August dieses Jahres (oder eher) besetzt werden.
Der bisherige Direktor, Matthias Schwark, tritt von seinem Posten aus gesundheitlichen Gründen zurück. Er bleibt der Schule aber als Lehrkraft erhalten (Rente 2026). Seine Stelle soll unbefristet nachbesetzt, und analog zum öffentlichen Schuldienst vergütet werden.
Erster Beigeordneter und Schuldezernent Rainer Weichelt erklärte, dass in der bevorstehenden vierten Sitzung des JKA-Arbeitskreises fünf Szenarien im Fokus seien. Sie würden von der weiteren finanziellen Unterstützung bis hin zur Schließung der JKA und der Übernahme der Bildungsgänge in das staatliche System der Berufskollegs des Kreises Recklinghausen reichen, um die Erzieher-Ausbildung im Vest zu halten. Der Direktor des Berufskollegs Gladbeck, Holger Pleines, teilt auf Anfrage der WAZ mit, vier weitere Klassen problemlos an der Herderstraße unterbringen zu können. Möglichkeiten der Aufnahme wären auch an den BKs in Dorsten oder Marl gegeben. Zur Erinnerung: Die zurzeit 373 Schülerinnen und Schüler der JKA kommen aus Gladbeck (34 %), Bottrop (33 %) und Gelsenkirchen (24 %).
Eine Mehrheit im Kreistag könnte für eine Lösung über die Berufskollegs im Vest sein
Im Gladbecker Schulausschuss machten die politischen Vertreter ihre Standpunkte deutlich. „Für uns ist es wichtig, dass weiter Fachkräfte in Gladbeck ausgebildet und auch für unsere Kitas gehalten werden können“, so Christopher Kropf. Auch die Möglichkeit, „mit dem bisherigen JKA-Trägerverein weiter zu arbeiten, indem der Kreis die Finanzierung übernimmt“, so Jörg Baumeister, favorisieren die Christdemokraten. Daher hatten sie einen anderen Beschlussentwurf vorbereitet als die SPD, die auch einen neuen Träger nicht ausschließen möchte. Man bevorzuge auch die weitere Zusammenarbeit mit der Caritas, „wir wollen nur einen Plan B haben, falls das nicht funktioniert“, begründete Mario Sommerfeld. Simone Karatas, auch Vertreterin der Grünen im Kreistag, sah indes die Finanzierung der Privatschule durch den Kreis kritisch. Sie merkte damit an, was auch Jens Bennarend (SPD), wohl als Tendenz aus den Sondierungen der Kreispolitik, andeutete: Dass eine Mehrheit für eine Unterbringung der JKA-Bildungsgänge an Berufskollegs des Kreises als staatlichen Schulen sein könnte.
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Der von der SPD vorgelegte Antrag wurde mit deren Stimmmehrheit vom Schulausschuss beschlossen: Dass die Stadtverwaltung 1. Bistum wie Kreis die Wichtigkeit der JKA für die Stadt Gladbeck mit Nachdruck aufzeigen, 2. die Möglichkeiten für einen neuen Trägerverein sondieren, 3. sich für den Erhalt der Bildungsgänge in Gladbeck einsetzen und 4. den Kreistag darauf hinweisen solle, Beschlüsse zur JKA zu fassen, „die den Interessen der Stadt Gladbeck als Bildungsstandort auch für die Region entsprechen“.
Landrat Bodo Klimpel will die JKA besuchen, und sich „ein persönliches Bild machen“
Ein Beschluss, der offenbar auch im JKA-Arbeitskreis Wirkung zeigte. Zumindest bestätigte Landrat Bodo Klimpel im Nachgang der Sitzung, „dass die Beteiligten zur Zukunft der Johannes-Kessels-Akademie noch keine Empfehlung festgelegt haben und alles noch offen ist“. Er habe jetzt vor, so Klimpel, sich in Gladbeck „ein persönliches Bild von der Johannes-Kessels-Akademie zu machen“.
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Caritasdirektor Björn Enno Hermans, Vorsitzender des JKA-Trägervereins, machte kein Hehl daraus, „dass es unsere Hoffnung und Wunschszenario ist, die Schule über 2026 hinaus weiter betreiben zu können“. Es sei aber ebenso klar, „wenn Bildungsausschuss und Kreistag zu einer anderen Entscheidung kommen, wir alles tun werden, um eine gute Abwicklung der Johannes-Kessels-Akdemie und einen möglichst reibungslosen Übergang der Schülerinnen und Schüler zu gestalten“.