Gladbeck. Die Bauarbeiten starten bereits in Kürze. Das auch kontrovers diskutierte Wohnheim für Jungen muslimischen Glaubens wird in Gladbeck errichtet.

Dem Bau für das geplante islamische Schülerwohnheim für Jungen muslimischen Glaubens in Gladbeck steht nichts mehr im Wege. „Die Arbeiten werde in wenigen Tagen starten“, das teilt der Vorsitzende des Trägervereins, Ahmet Cetin, auf Anfrage mit.

Der Träger, der sunnitische Moscheeverein „Interkulturelles Bildungszentrum Gladbeck“ (IBG), hat am 13. März die Baugenehmigung der Stadt für das Bauvorhaben an der Roßheidestraße per Post erhalten. Quasi das grüne Licht, auf das der Verein gewartet hatte, um das bereits an eine Dortmunder Firma vergebenen Projekt in die Tat umzusetzen. Da noch klärende Absprachen mit Versorgern (Energie, Wasser) erfolgen müssten, „gehen wir von einem Baustart spätestens ab 10. April aus“, so Ahmet Cetin, der Vorsitzende des Trägervereins.

Bis zu 30 Jungen können in dem Wohnheim beherbergt werden

Ahmed Cetin (re.), Vorstand Interkulturelles Bildungszentrum e.V., hatte die Baupläne in politischen Ausschüssen und Infoveranstaltung in Gladbeck vorgestellt.
Ahmed Cetin (re.), Vorstand Interkulturelles Bildungszentrum e.V., hatte die Baupläne in politischen Ausschüssen und Infoveranstaltung in Gladbeck vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Rund 1,7 Millionen Euro Investitionskosten sind für den zweieinhalbgeschossigen Flachbau mit 1100 Quadratmetern veranschlagt, die man aber „durch viel ehrenamtliche Eigenleistung beim Innenausbau“, durch das Engagement fachkundige Gemeindemitglieder, noch kräftig reduzieren werde. Spätestens im Sommer 2024 solle das Wohnheim eröffnen, um zu möglichst guten Schulabschlüssen zu begleiten. Bis zu 30 Jungen im Altern von 13 bis 18 Jahren erhalten dort eine Bleibe mit Übernachtungsmöglichkeit. Sie besuchen Regelschulen im Umfeld, um dann im Wohnheim, neben der schulischen Förderung, insbesondere im Bereich der Sprach- und Kernfächer, auch Angebote zur Freizeitgestaltung sowie zur religiösen Unterweisung zu erhalten.

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Die Wohngruppe soll von sozialpädagogischen Fachkräften und muslimischen Theologen begleitet werden. Der Moscheeverein ist seit 1976 in Brauck ansässig und seit 2010 anerkannter Träger der freien Jugendhilfe, der mit der städtischen Jugendarbeit kooperiert. Familien, deren Jungen im Wohnheim untergebracht sind, zahlen eine monatliche Kostenbeteiligung bis 200 Euro. Aufgenommen werde jedes Kind mit Unterstützungsbedarf, in Reihenfolge der Anmeldung, „ohne Rücksicht auf den Geldbeutel der Eltern“, so Cetin. Der IBG-Verein beabsichtigt, dass die bislang bestehenden Räumlichkeiten für Wochenend – und Ferienübernachtung an der Breukerstraße, nach Fertigstellung des neuen Gebäudes, vorrangig den Mädchen der Gemeinde zur Nutzung überlassen werden.

Der geschlechtergetrennte Bildungsansatz hatte auch zu Protesten geführt

Der monoedukative, also geschlechtergetrennte Bildungsansatz, hatte nach Bekanntwerden der Baupläne auch zu Kritik und Bürgerinfoveranstaltungen geführt. Integrationsrat wie Stadtpolitik stimmten dem Bau des Wohnheims letztlich mehrheitlich im September 2021 zu. Die rechtspopulistische, islamfeindliche und vom Verfassungsschutz beobachtete Bewegung „Pax Europa“ führte daraufhin 2022 zwei Kundgebungen in der Innenstadt durch. Die wiederum führten zu Gegendemonstrationen mit deutlich größerer Teilnehmerzahl des Gladbecker Bündnisses für Courage. Auch die Bürgermeisterin positionierte sich klar gegen rechten Populismus.

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Das islamische Schülerwohnheim entsteht auf ehemaligem Pfarrgarten-Gelände der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Gladbeck, zwischen dem neuen Sportpark Mottbruch, dem Ev. Pauluskindergarten und der Roßheideschule. Die Stadt Gladbeck stellt dem sunnitischen Moscheeverein das Baugelände per Erbpachtvertrag (99 Jahre) zur Verfügung. Finanziert werden soll das Bauvorhaben durch Mitgliedsbeiträge des IBG (frei wählbar) sowie Spenden von Gemeindemitgliedern und gläubigen Muslimen.

Landesjugendamt erteilt die Betriebserlaubnis

Das IBG-Jungenwohnheim ist eine „betriebserlaubnispflichtige Einrichtung“. Bedeutet: Das Landesjugendamt erteilt nach Prüfung sämtlicher Antragsunterlagen insbesondere des pädagogischen Konzeptes und der Baupläne die Betriebserlaubnis.

Das IBG bietet seit 2016 auch aktive Hilfe für Flüchtlingsfamilien an, die das Bildungs- und Freizeitangebot kostenlos wahrnehmen können.

Das IBG informiert auf einer extra eingerichteten Internetseite (https://schuelerwohnheim-gladbeck-ibg.de/) über das Bauvorhaben und zeigt dort auch mit einen Animationsfilm, wie das Gebäude von allen Seiten aussehen soll.