Gladbeck. Die Gemeinde an der Breukerstraße feierte am Wochenende ein großes Fest. Gemeindevorstand: Das Fest ist auch ein Beitrag zur Integration.
Das Frühlingswetter am Samstag war ideal für das Gemeindefest der islamischen Gemeinde an der Breukerstraße in Brauck. Die Besucher sitzen im Innenhof auf Holzbänken. Sie trinken Kaffee und türkischen Tee und unterhalten sich leise. Nebenan steht eine Hüpfburg, die von den jüngsten Mitgliedern der Gemeinde ausgiebig behüpft wird.
„Die meisten unserer Gemeinde-mitglieder sind Türken“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Ibrahim Dönmez (39). Deswegen ist die Speise- und Getränkekarte auch zweisprachig, deutsch und türkisch. Es duftet nach türkischen Speisen und fremden Gewürzen, geschäftig laufen Männer und Frauen der Gemeinde hin und her. Frauen kneten große Mengen Teig und rollen ihn zu dünnen Pizzen aus, die ersten Becher Türkischen Tees werden aus einer Blechkanne ausgeschenkt.
Das islamische Kulturzentrum an der Breukerstraße, das zum Dachverband VIKZ gehört, gibt es inzwischen seit 40 Jahren. Die Mitgliederzahlen sind gestiegen, etwa 70 Familien gehören zu dem gemeinnützigen Verein. „Wir suchen nach einem größeren Gebäude, wir brauchen einfach mehr Platz“, erklärt Dönmez. Nach der Schule können Kinder nämlich wochentags zur Hausaufgabenbetreuung in die Gemeinde kommen. Am Wochenende oder in den Ferien werden Aktionen und Übernachtungen für die Kinder der Gemeinde angeboten. Außerdem wird fünfmal am Tag in separaten Gebetsräumen die Möglichkeit zum Beten gegeben – Frauen und Männer beten im Islam getrennt. Für die muslimischen Kinder gibt es ein zusätzliches Angebot: Ethikunterricht. Sie sollen lernen, den Islam und seine Kultur zu verstehen.
„Mir ist wichtig, dass jeder Mensch seinen Glauben richtig kennen lernt – das gilt vor allem für die Kinder. Denn wenn ein Mensch seinen Glauben nicht richtig kennt, kommt er mit keinem klar“, findet Dönmez. Er selbst lebt streng nach den Regeln des Koran, trinkt keinen Alkohol, isst kein Schweinefleisch. Sein Nachbar schon. „Trotzdem sitzen wir nebeneinander. Wir respektieren den Glauben des jeweils anderen“, erklärt der 39-Jährige. Er versteht nicht, warum es so viel Streit um Religion gibt und warum manche Muslime nur ihren Glauben als richtig empfinden. „Unser Glaube verbietet nicht, mit anderen Religionen zu feiern. Natürlich darf es andere Glaubensrichtungen neben dem Islam geben.“
Apropos Feiern: Für das Gemeindefest des Kulturzentrums an diesem Wochenende hatten sich die Organisatoren so einiges einfallen lassen. Ein besonderes Highlight für die Jüngsten: Die Kinder-Olympiade. In den Disziplinen Sackhüpfen, Eierlauf und Tauziehen durften alle Jungen und Mädchen zeigen, was sie können. Außerdem wurde eine Pferdekutsche organisiert, mit der die Kinder einen kleinen Ausflug machen können.
Imam: Keine Angst vor dem Islam
Der Imam des Kulturzentrums Hüseyin Yikilmaz (32) wünscht sich für die Zukunft, dass die unterschiedlichen Kulturen einander mehr achten. „Wir alle haben viel zu viele Vorurteile“, sagt er, „und besonders die Angst, die einige Menschen vor dem Islam haben, muss weniger werden.“ Er lädt deswegen alle Gladbecker ein, sich das islamische Kulturzentrum Breukerstraße anzusehen. „Nur, wenn man ein vollständiges Bild von einem Glauben hat, darf man darüber urteilen“, findet Yikilmaz. Daher genießt er es, mit Fremden in Kontakt zu kommen, mit ihnen zu sprechen, zu sitzen und zu essen.
Der Imam lebt und arbeitet seit 2011 in Gladbeck und er findet es toll: „Gladbecker zu sein ist nett“, sagt er und lächelt. Wenn es nach ihm geht, er möchte gern bleiben.
Mit dem Gemeindefest wollen die Mitglieder auch einen Beitrag zur Integration leisten. Finanziell rechne sich das Fest eher nicht, das sei aber unwichtig, so Ibrahim Dönmez. Viel wichtiger sei eine offene Tür, die man Menschen bietet, damit sie Fragen stellen und Vorurteile über Bord werfen können. Dönmez glaubt: „Wenn alle Glaubensrichtungen einander akzeptieren und miteinander leben können, ist das gelungene Integration.“