Gladbeck. Der Verkehrsverbund legt das Ergebnis des Stationsberichtes 2022 vor. Die Profitester sehen für Gladbecker Bahnhöfe erheblichen Handlungsbedarf.

Wie gut sind Zustand und Ausstattung der drei Bahn-Haltepunkte in Gladbeck? Profi-Tester waren auch im Jahr 2022 aktiv, um die 295 Stationen im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr zu bewerten. Für Gladbeck gab es keine Spitzennote. Allerdings sind für zwei Haltepunkte auch noch einige bauliche Veränderungen vorgesehen, die künftige Ergebnisse positiv beeinflussen werden.

Weiterhin Schwerpunkt ist die barrierefreie Erschließung der Haltepunkte. Sie wird zwingend vorausgesetzt, um im Bewertungsschema dem Grundgedanken einer „Ideal“-Station genügen zu können. Dabei wird eine Bahnsteighöhe von 76 bzw. 96 Zentimetern über Schienenoberkante definiert, damit mobilitätseingeschränkte Personen gut in die Bahnen ein- und aussteigen können.

Mindestausstattungsmerkmale für eine „Ideal“-Station wurden definiert

Weitere Mindestausstattungsmerkmale sind Stationsnamensschilder, Fahrkartenautomaten und Entwerterdynamische Fahrgastinformationssysteme, Zeitanzeigen, Vitrinen mit Fahrplanaushängen, Beleuchtung, Sitzgelegenheiten, Wetterschutz, Abfallbehälter, Aufzüge bzw. Rampen (stufenloser Zugang zu den Bahnsteigen) und taktile Wegeleitsysteme für blinde und sehbehinderte Menschen.

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Diese Mindestausstattungsmerkmale werden zudem um eine qualitative Bewertung der Stationen hinsichtlich Sauberkeit und Schadensfreiheit (etwa Stolperkanten, Glasschäden) ergänzt. Für fehlende bzw. defekte Mindestausstattungsmerkmale sowie für qualitative Mängel werden je nach Relevanz der jeweiligen Merkmale prozentuale Abwertungen in unterschiedlicher Höhe vorgenommen. Treiber für die Abwertungen im Bereich der Aufenthaltsqualität der Stationen waren, wie bereits im Vorjahr, hauptsächlich Müll, Graffiti und anderweitige Verschmutzungen sowie bauliche Mängel. Weniger auffällig waren Geruchsbelästigungen, Feuchtigkeitsmängel sowie Beeinträchtigungen durch Grünbewuchs.

Nur eine Gladbecker Station wird insgesamt als „ordentlich“ bewertet

Der Bahnhof Gladbeck Ost hat in Sachen Barrierefreiheit schlechte Noten erhalten. Ein niveaugleicher Einstieg in die Züge ist für Menschen mit Gehbehinderung nicht möglich.
Der Bahnhof Gladbeck Ost hat in Sachen Barrierefreiheit schlechte Noten erhalten. Ein niveaugleicher Einstieg in die Züge ist für Menschen mit Gehbehinderung nicht möglich. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Das Gesamtergebnis des Stationentestes hat sich verbessert. Im Ampelsystem gibt es vier Qualitätsstufen vom Spitzenplatz in Blau hinab über Grün und Gelb bis zum Schlusslicht Rot. Die Anzahl der Stationen mit einem „ordentlichen“ Gesamtergebnis (grün) hat sich von 123 auf 126 (+ 1,02 %) erhöht. Dazu zählt der Gladbecker Bahnhof West, der sein Vorjahresergebnis aber nicht verbessert hat.

Weiterhin schlechter bewertet und nach wie vor als „entwicklungsbedürftig“ (gelb) klassifiziert werden die Haltepunkte „Gladbeck Ost“ und „Gladbeck Zweckel“. Der Anteil der so eingestuften Stationen verringerte sich aber um 5,08 Prozent von 141 auf 126. Erfreulicherweise waren 2022 zudem nur noch sechs Stationen „nicht tolerierbar“(rot), im Jahr zuvor waren es noch sieben. Das entspricht einem leichten Rückgang von 0,34 Prozent.

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Vor allem in der Kategorie Aufenthaltsqualität konnte das Vorjahresergebnis wieder etwas verbessert werden. Befanden sich 2021 rund 60 Prozent der Stationen in einem verbesserungswürdigen bzw. unzureichenden Zustand, so waren es in diesem Jahr nur noch ca. 56 Prozent. In dieser Kategorie schneidet Gladbeck Ost mit „zufriedenstellend“ (grün) besser ab als West und Zweckel, die nur ein „verbesserungswürdig“ (gelb) erhielten. Die Fahrgastinformation an den Bahnhöfen und Haltepunkten wurde erneut sehr gutbewertet. Wie bereits im Vorjahr erreichten knapp 96 Prozent der Stationen eine zufriedenstellende bis hervorragende Bewertung. Eines dieser blauen Ampelsignale gab es für alle drei Gladbecker Haltepunkte.

Knallrote miese Noten für zwei Haltepunkte bei der Barrierefreiheit

Der Bahnhof Zweckel wird jetzt modernisiert, so dass die zurzeit schlechten Noten bei der Barrierefreiheit in absehbarer Zeit beseitigt sind.
Der Bahnhof Zweckel wird jetzt modernisiert, so dass die zurzeit schlechten Noten bei der Barrierefreiheit in absehbarer Zeit beseitigt sind. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

In der Kategorie Barrierefreiheit konnte der Anteil der Stationen mit einem stufenfreien Zugang zu den Bahnsteigen sowie einer ausreichenden Bahnsteighöhe auf 64 Prozent gesteigert werden (Vorjahr ca. 60 %). Auch der Bahnhof West hat hier nur geringfügigen Handlungsbedarf. Dennoch bleibt bei ca. 36 Prozent der Stationen ein erhöhter bis sehr hoher Handlungsbedarf. Mit dieser knallroten Bewertung sind nach wie vor die Haltepunkte Zweckel und Ost mies bewertet.

Am Haltepunkt Zweckel wird sich nach dem Brückenneubau allerdings absehbar noch einiges in Sachen Bahnsteige zum Positiven verändern. Denn die Deutsche Bahn Station und Service AG hat in der Vorwoche mit Arbeiten zur barrierefreien Modernisierung des Haltepunktes begonnen.

Aus- und Umbaupläne werden das Gladbecker-Ergebnis künftig positiv beeinflussen

Positive Zukunftspläne gibt es bekanntlich auch für den Bereich Bahnhof Ost/ Oberhof. Wenn der ebenerdige Bahnübergang kommt, könnte an ihn barrierefrei der neue Bahnhaltepunkt Ost angeschlossen werden, der seinerseits auf die Innenstadt-Seite des Gleises wechselt und rund 100 Meter nach Süden bis zum Bahnübergang verlegt wird. Genau dort soll auf der Grabenstraße/Zweckeler Straße (Höhe Oberhof) der neue Busbahnhof entstehen, der dann auf kurzem Wege ÖPNV-Anschlüsse bieten kann.