Gladbeck / Bottrop / Gelsenkirchen. Im April beginnt die Vestische mit dem Verkauf des Deutschlandtickets. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das neue 49-Euro-Ticket.
Das Deutschlandticket tritt die Nachfolge des 9-Euro-Tickets an. Zum Preis von 49 Euro können Fahrgäste dann mit dem ÖPNV durch ganz Deutschland fahren. Im April wird die Vestische mit dem Verkauf des Tickets beginnen. Die WAZ beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das neue Angebot.
Wann startet der Verkauf?
Ab dem 3. April können die Kunden das Deutschlandticket erwerben – online oder in den Kundencentern der Vestischen in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen. Abgebucht wird der Preis dann erstmals zum 1. Mai. Denn ab dem 1. Mai ist das Ticket gültig, lediglich der Vertrieb startet schon eher. Oliver Wiegand, Marketingleiter der Vestischen, empfiehlt, nicht bis zum letzten Tag mit dem Ticketkauf zu warten, um einem möglichen Ansturm aus dem Weg zu gehen.
Was bedeutet die Einführung des Deutschlandtickets für die bisherigen Abo-Kunden der Vestischen?
Schon jetzt hat das Nahverkehrsunternehmen seine Kunden angeschrieben, die Monatskarten im Abo haben. Wer bisher mit Ticket 1000, Ticket 2000 oder Bärenticket unterwegs war, erhält automatisch das 49-Euro-Ticket. Das betrifft rund 14.500 Kunden – 9500 Im Kreis Recklinghausen, 2700 In Bottrop und 1600 in Gelsenkirchen. Wer das nicht möchte, muss dem schriftlich widersprechen. Prokurist Holger Becker rechnet nicht mit vielen Einsprüchen, denn die Kunden würden sich in der Regel besser stellen. Er rechnet vor: „Ein Ticket 1000 der Preisstufe B kostet 106,12 Euro.“ Anders als beim Deutschlandticket ist der Geltungsbereich begrenzt.
Kann ich mit dem Deutschlandticket auch ein Fahrrad mitnehmen oder die erste Klasse der Bahn nutzen?
Nein, das Deutschlandticket gilt nur für Personen. Wer ein Fahrrad mitnehmen möchte, muss ein Zusatzticket lösen. Das kostet am Tag 3,80 Euro. Für Pendler, die täglich ihr Rad mitnehmen, bietet der VRR ab dem 1. Mai ein Fahrradmonatsticket an. Für 29 Euro kann das Rad dann täglich in Bus oder Bahn mitfahren. Der Haken an der Sache: Dieses Ticket gilt dann nur im VRR. Auch ein Erste-Klasse-Zuschlag ist in Planung, sagt Prokurist Holger Becker. Unklar sind allerdings der Preis und auch das Gebiet, in dem es gelten soll. Noch gebe es Abstimmungen auf Landesebene, denn: „Man strebt in dem Zusammenhang schon möglichst landesweite Regelungen an.“
Wann lohnt es sich, der Umwandlung meines Abo-Tickets auf das Deutschlandticket zu widersprechen?
Oliver Wiegand kann sich so einen Fall kaum vorstellen, geht allenfalls von Einzelfällen aus. „Man muss in so einem Fall die Zusatzleistungen, die etwa im Ticket 2000 enthalten sind, genau gegenrechnen.“ Bedeutet also, wer regelmäßig die Tatsache nutzt, dass dieses Ticket anders als das Deutschlandticket nicht an eine Person gebunden ist oder die Möglichkeit nutzt, noch jemandem auf seinem Ticket mitzunehmen, bei dem könnte das bisherige Ticketmodell vielleicht vorteilhaft sein.
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Gibt es das Deutschlandticket wirklich nur digital?
Tatsächlich gibt es – anders als noch beim 9-Euro-Ticket – keine Papierfahrkarte mehr. Es wird das 49-Euro-Ticket lediglich als Chipkarte und in der App geben. Wobei die Vestische keinen Hehl daraus macht, dass sie möglichst viele Abo-Kunden überzeugen möchte, die App zu nutzen.
Wie werde ich das Deutschlandticket wieder los?
Die Karte ist monatlich kündbar. Wer sich entschließt, im kommenden Monat auf das Ticket zu verzichten, muss bis zum 10. des Vormonats kündigen. Am einfachsten, so Oliver Wiegand, funktioniere das in der App, nämlich quasi auf Knopfdruck.
Mit wie vielen zusätzlichen Kunden rechnet die Vestische, und was bedeutet das für die Finanzen?
Das können die Verantwortlichen so nicht vorhersagen. Doch sie gehen von zusätzlichen Kunden aus. Zum Vergleich: Das 9-Euro-Ticket habe rund 15 Prozent mehr Fahrten zur Folge gehabt. Beim 49-Euro-Ticket hält Oliver Wiegand eine Zielgröße von zehn Prozent Mehrfahrten für möglich. Zu den finanziellen Auswirkungen könne man auch noch nichts sagen, da ja nicht klar ist, wie viele Neukunden das Unternehmen gewinnt. Grundsätzlich aber werden die Verluste durch Zuschüsse von Bund und Land abgedeckt.
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Welche Auswirkungen hat das Deutschlandticket eigentlich auf die Nutzer von Schoko-, Sozial-, Job- oder Semesterticket?
Schülerinnen und Schüler, die bisher mit dem Schokoticket unterwegs sind, profitieren derzeit noch nicht vom 49-Euro-Ticket. Allerdings, so Oliver Wiegand, gebe es derzeit Überlegungen auf Landesebene, wie damit umzugehen ist. Bisher kostet das Schokoticket für den VRR-Bereich 36 Euro. Eine Neuregelung gebe es jedoch frühstens zum nächsten Schuljahr, so Wiegand. Studierende sollen über die Hochschule die Möglichkeit bekommen, ihr Ticket für 12,33 Euro – das ist die Differenz zwischen bisherigem Semesterticket und Deutschlandticket – upzugraden. Die Abrechnung würde über die Semestergebühren der Hochschule laufen. Das, so Wiegand, sollte Anfang Mai umgesetzt sein, allerdings hätten Städte wie Bochum und Dortmund mit großen Universitäten vertriebliche Bedenken. Auch als Jobticket ist das Deutschlandticket erhältlich. Bedingung, der Arbeitgeberzuschuss muss mindestens 25 Prozent betragen. Von der Vestischen gibt’s dann noch mal fünf Prozent Nachlass, die werde dem Unternehmen jedoch erstattet. Für Sozialticket gilt: Auch hier gibt es zunächst keine Änderungen, darüber werde auf anderer Ebene beraten.