Gladbeck. Klimawandel und Kostensteigerung: Skitouren von Schulen werden mittlerweile kritisch betrachtet. Doch es gibt auch stichhaltige Gründe dafür.

Für viele Jugendliche sind sie das absolute Highlight der Schulzeit: die Skifreizeiten, die von vielen weiterführenden Schulen auch in Gladbeck seit Jahrzehnten angeboten werden. Doch sind solche Fahrten überhaupt noch zeitgemäß? Klimawandel und steigende Kosten lassen das beliebte Freizeitangebot im Winter mittlerweile in einem ganz anderen Licht erscheinen. So ist die Stimmung in Gladbeck.

Obertauern im Salzburger Land ist über 25 Jahre das Ziel etlicher skibegeisterter Jugendlicher der Werner-von-Siemens-Realschule gewesen. Gewesen. Denn in der Corona-Pandemie konnten die Fahrten logischerweise nicht stattfinden. Doch auch in diesem Jahr wird’s kein gemeinsames Skivergnügen geben für die Gladbecker Realschüler.

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An der Gladbecker Realschule geht es gar nicht mal um die Klimadiskussion

Das sei, sagt Schulleiter Daniel Kroll, gar nicht mal der aktuellen Klimadiskussion geschuldet. Schließlich sei das Thema ja so neu auch gar nicht. Vielmehr seien die Kosten aus dem Ruder gelaufen. „Für unsere Unterkunft in Obertauern, die wirklich in allen Punkten top ist, hätten wir in diesem Jahr pro Teilnehmer 600 Euro aufrufen müssen. Das ist einfach nicht darstellbar“, sagt Kroll.

Er bedauert den Abschied von der beliebten Tradition sehr. „Die Skifreizeit war immer ein absolutes Highlight für unsere Schülerinnen und Schüler.“ Das Erlebte habe die Jugendlichen zusammengeschweißt, das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Kroll spricht von einer großen Dynamik, die kein anderes Freizeitangebot in der Form je erreicht hat.

Alternativ findet Ende des Jahres für die Schüler eine andere Fahrt statt

Dennoch geht der Schulleiter davon aus, dass die Fahrt nach Obertauern dauerhaft aus dem Angebot der Unternehmungen der Werner-von-Siemens-Realschule verschwinden wird. Unwahrscheinlich, sagt er, dass sich die Kosten noch einmal derartig nach unten bewegen, dass die Tour wieder möglich werde. Immer kurz vor den Osterferien war die Fahrt anberaumt gewesen. Als Ersatz soll zum Ende des Jahres eine Freizeit an der Nordsee stattfinden.

An der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck stellt sich die Frage erst gar nicht, ob Skifreizeiten im Hinblick auf Klimawandel und steigende Kosten überhaupt noch zeitgemäß sind. „Bei uns waren solche Fahrten noch nie die Teil des Schullebens“, erklärt Schulleiterin Alrun ten Have. Die meisten Kinder, die die Gesamtschule in Rentfort-Nord besuchen, kämen aus Familien, die sich eine Skifreizeit einfach nicht leisten können. „Sie sind einfach viel zu teuer, und wenn man vielleicht auch noch zwei Kinder an der Schule hat, ist es gar nicht mehr darstellbar“, so ten Have.

Fahrten finden auch an der Gladbecker Gesamtschule statt – aber nicht in den Schnee

Auf Tour gehen die Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler aber natürlich dennoch, wenn auch etwas preisbewusster. Die Rektorin listet auf: Es finden Fahrten für die sechsten, achten und zehnten Klassen statt. Hinzu kommen SV-Freizeiten. Wohin es geht, wird gemeinsam beschlossen. „Mit den jüngeren Kindern bleiben wir in der näheren Umgebung, bei den Älteren ist zum Beispiel Berlin sehr beliebt.“

Eine Sportfahrt sollte es auf jeden Fall sein! Diese Auffassung vertritt man am Riesener-Gymnasium. Und deshalb geht es mit den Jungen und Mädchen der siebten Klassen Ende Januar für eine Woche nach Vals in Südtirol. „Wir haben uns ganz bewusst für die Winterfahrt entschieden, weil sie den Schülern einfach unglaublich viele Erlebnisse bietet. So viel ich weiß, halten auch die beiden anderen Gladbecker Gymnasien an diesem Angebot fest“, erklärt Pädagogin Simone Grabski, die die Skitouren seit einigen Jahren organisiert und auch begleitet.

Pädagogin am Riesener-Gymnasium: Wer Ski fährt, muss auf andere Dinge verzichten

Und am Riesener, betont sie, werde die Fahrt in den Schnee zudem ganz bewusst auch genutzt, um den Jugendlichen Umwelt- und Klimaaspekte nahe zu bringen. „Wir machen allen klar, wer Ski fährt, der muss dann eben auf andere Dinge wie beispielsweise lange Flüge oder Kreuzfahrten verzichten, damit der Klima-Fußabdruck nicht zu groß wird. Alles geht nicht!“, so Simone Grabski.

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Und: Wer mit auf Tour geht, müsse auf die Umwelt achten. Abfahrten fern der Pisten, betont die Lehrerin, seien zum Beispiel strengstens verboten. Darüber hinaus hält sie ihre Schüler auch dazu an, den Müll (von anderen Skifahrern) aufzusammeln. „Damit der Hang im Sommer nicht voller Bonbonpapier ist und Tiere das vielleicht fressen.“

Wichtig ist der Pädagogin auch, dass die Fahrten der Schule immer in ein schneesicheres Gebiet führen. Ebenso sind Ausflüge zur Skihalle absolut verpönt. „Das ist nämlich energetisch wirklich fatal!“