Gladbeck. Beim Dialog der Psychiatrischen Klinik ging es um Drogenprobleme von Jugendlichen auch in Gladbeck. Die Position des Klinikleiters ist eindeutig.
Dr. Claus Rüdiger Haas lehnt die Pläne der Bundesregierung für eine Legalisierung von Cannabis ab. Als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie -psychotherapie könne er nur dagegen sein. Denn: „Es wird uns eine Welle treffen“, so der Ärztliche Direktor der LWL-Klinik Marl-Sinsen. In der Haardklinik, einer der größten Suchtkliniken Deutschlands, werden im Bedarfsfall auch Kinder und Jugendliche aus Gladbeck behandelt, die nach Drogenkonsum abhängig werden und psychisch erkranken.
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Die Eckpunkte der angestrebten Legalisierung sehen vor, dass der Erwerb und Besitz von bis zu 30 Gramm „Genusscannabis“ straffrei, privater Eigenanbau in begrenztem Umfang erlaubt und ein Verkauf an Erwachsene in „lizenzierten Fachgeschäften“ sowie eventuell auch Apotheken möglich werden sollen. Haas geht davon aus, dass dadurch die Schwelle, zum Joint zu greifen, auch unter Minderjährigen sinken und der THC-Konsum steigen wird. Das könne er angesichts der gesundheitlichen Gefahren gerade für Jugendliche nur kritisieren – und zählt auf: Abhängigkeit, Entwicklungen von Angststörungen oder Depressionen, Schulabstinenz, psychotische Symptome.
Dialog zum Thema „problematischer Drogenkonsum von jungen Menschen“
Haas äußerte sich beim Haard-Dialog. Den veranstaltet die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, um Interessierten die Möglichkeit zu bieten, mehr über psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu erfahren, Therapiemöglichkeiten kennenzulernen und mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen – und das, ohne sich vorher in „Arztsprache“ üben zu müssen. Thema diesmal: problematischer Drogenkonsum von jungen Menschen.
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„Die Jugend ist eine Lebensphase, in der es sehr stark um Gefühle geht“, so Haas. Mit denen umzugehen, sei nicht einfach. Und deshalb könne man schnell auf die Idee kommen, zu äußeren Mitteln zu greifen, um seine Emotionen zu regulieren. Sprich: Drogen. Aber aus einem neugierigen Ausprobieren könne eben auch eine Sucht werden – sodass sich das ganze Leben nur noch um die Droge drehe. Und der junge Mensch weiter konsumiere, obwohl er wisse, dass es ihm schade.
Durch die Corona-Pandemie haben viele Jugendliche zur Drogen gegriffen
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Auch die Corona-Pandemie sei zuletzt ein Grund für den Drogenkonsum von jungen Menschen gewesen, sagte Dr. Michele Cagnoli – weil Jugendliche so versucht hätten, die Leere zu füllen und negative Gefühle zu dämpfen. Der leitende Oberarzt stellte die diversen Substanzen vor, die es auf dem Markt gibt, skizzierte Trends („Der Konsum von Heroin hat zugenommen, die Droge wird jetzt vor allem geraucht“), und erläuterte, welche Rolle der Jugendliche selbst bzw. seine Umwelt (Freunde/Familie) bei einer Sucht spielen können.
Jungen Abhängigen wird mit Multifamilien-Therapie geholfen
In der LWL-Klinik Marl-Sinsen bekommen Jugendliche mit einer Drogenabhängigkeit auf der Station „7C – Spurwechsel“ therapeutische Hilfe. Deren Konzept beinhaltet zwei Behandlungsphasen: eine Entzugs- und eine Psychotherapiephase. In diesem Zusammenhang helfe auch die Multifamilien-Therapie.
Deren Ziel ist es, die Familien zu stärken, dass die einzelnen Mitglieder wieder zueinander finden, wenn sie sich durch die Sucht voneinander entfernt haben. Die Familie sei eine Ressource, die man brauche, um dem Jugendlichen zu helfen – „nicht Teil der Schuld, sondern Teil der Lösung“.
Und er gab Eltern einen Tipp: Sie sollten bei einem Gespräch über Drogen nicht sofort die Gegenposition einnehmen, sondern dem Jugendlichen eher Fragen stellen: „Was gibt dir der Konsum, was ist toll daran?“ Aber auch: „Weißt du, was die Droge mit dir macht, kennst du die Risiken?“ Es sei am besten, wenn der Jugendliche selbst die Pro- und Contra-Argumente aufliste, so Cagnoli – „und so dann in eine Ambivalenz kommt“.