Gladbeck. Das Weihnachtsgeschäft läuft. Händler in Gladbeck haben gemischte Gefühle – sie haben mit Folgen der Inflation und Lieferengpässen zu kämpfen.

In der Innenstadt stehen bereits einige Tannenbäume, an ihnen baumeln goldene Geschenke. Doch wie sieht es mit realen Präsenten aus? Die ersten Gladbeckerinnen und Gladbecker kaufen bereits erste Geschenke zu Weihnachten, wie die Händler beobachten. Dennoch blicken Ladenbesitzer 2022 mit gemischten Gefühlen auf das wichtigste Geschäft im Jahr. Das hat mehrere Gründe.

Nicht nur eine mögliche Kaufzurückhaltung wegen der Inflation, auch Lieferengpässe machen dem Handel aktuell zu schaffen. Das beobachtet beispielsweise Daniela Maifrini, Geschäftsführerin der Humboldt-Buchhandlung. „Im Buchhandel gibt es massive Probleme mit Lieferungen. Wir brauchen aktuell deutlich mehr Zeit, um Sachen nachzubestellen.“ Das liege zum einen am Papiermangel, zum anderen an Personalengpässen bei Lieferanten.

Weinhändler: „Weihnachten ist eine Bastion, die sich die Menschen nicht nehmen lassen wollen“

Das sieht auch Weinhändler Martin Volmer, der in seinem Geschäft am Körnerplatz neben Wein auch Delikatessen anbietet. „In diesem Jahr wird es nicht so ein Wunschkonzert für die Kunden werden, da nicht alle Wünsche erfüllt werden können.“ Denn Produkte wie eine bestimmte Salami oder auch Stollen seien nur auf Bestellung zu kommen, und auf die müsse derzeit zum Teil sehr lange gewartet werden.

Wer also bestimmte Artikel zu Weihnachten verschenken möchte, müsse sie spätestens jetzt besorgen. Und das tun auch viele. „Das Weihnachtsgeschäft ist vor etwa zehn Tagen angelaufen, wir befinden uns gerade in einer Hochphase“, berichtet Volmer. Auch bei hochpreisigen Produkten werde zugegriffen. Der erste Schock der massiven Preissteigerungen sei bei vielen verdaut, so sein Eindruck. „Weihnachten ist eine Bastion, die sich die Menschen nicht nehmen lassen wollen. Gespart wird eher im Alltag, etwa im Supermarkt.“

Lieferengpässe könnten das Weihnachtsgeschäft trüben

Auch Daniela Maifrini macht sich keine Sorgen, bisher laufe das Weihnachtsgeschäft wie gewohnt. Aber: „Der Buchhandel ist da auch besser aufgestellt als manche andere Branchen, da wir nicht so hochpreisige Produkte haben. Ein Buch für 20 Euro geht dann doch eher mal.“ Nur die Lieferengpässe könnten das Weihnachtsgeschäft trüben.

Daniela Maifrini, Geschäftsführerin der Humboldt-Buchhandlung in Gladbeck, sagt: Das Weihnachtsgeschäft sei wie gewohnt angelaufen.
Daniela Maifrini, Geschäftsführerin der Humboldt-Buchhandlung in Gladbeck, sagt: Das Weihnachtsgeschäft sei wie gewohnt angelaufen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Einzelhandelschef und Juwelier Georg Hahne erwartet, dass die Kunden in diesem Jahr deutlich gezielter einkaufen werden. „Es wird genau geschaut, was steht auf dem Wunschzettel.“ Und es würden wohl zudem die Beschenkten sehr sorgfältig ausgewählt werden. „Die Cousine dritten Grades geht dann eben leer aus.“ Eine gewisse Unsicherheit sei schließlich bei vielen Menschen vorhanden. Es gebe aber auch nach wie vor viele Kunden, die hochwertig einkaufen, gerade im Schmuckbereich. „Es gibt nicht nur Menschen, die von der Inflation betroffen sind und jeden Cent umdrehen müssen.“

Einzelhandelschef Hahne: Weihnachtsgeschäft in Gladbeck startet mit dem Zimtsternfest

Die ersten Novemberwochen seien für ihn indes bisher eher frustrierend. „Wir haben viel Ware da, aber noch geringe Nachfrage.“ Auch wenn es Kunden gebe, die im November durch seien mit ihren Weihnachtseinkäufen: „Der Großteil wird kurzfristig und spontan losziehen.“ Im Geschenkeladen seiner Frau beobachte er, dass die Kunden gezielt dorthin fahren, um Präsente zu besorgen. Der Bummel durch die Innenstadt entfalle oftmals, da bei vielen nicht mehr so viel Geld vorhanden sei.

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Für die Händler der Werbegemeinschaft startet das eigentliche Weihnachtsgeschäft mit dem Zimtsternfest am 25. November, so Hahne. „Schön, dass es in diesem Jahr wieder so aussehen wird wie vor Corona.“

Für Editha Nüsgen ist es das erste Weihnachtsgeschäft ihres Geschäftes „Wonne“ mit schönen Dingen, das sie Anfang des Jahres eröffnete. „Zuletzt waren die Leute sehr zurückhaltend im Kaufverhalten, seit November merke ich eine Besserung.“ Ob das bereits das Weihnachtsgeschäft ist, das kann sie nicht einschätzen. Sie stellt aber fest: „Geschenke werden in diesen Zeiten nach wie vor gekauft, eher gönnt man sich selbst nichts.“