Gladbeck. Die angemieteten Wohncontainer für Flüchtlinge aus der Ukraine in Gladbeck stehen leer. Die Stadt erklärt, wie sie nun mit der Situation umgeht.
Seit Anfang Juli ist das Containerdorf auf dem Festplatz komplett fertig angelegt und ausgestattet, um geflüchtete Menschen aus der Ukraine unterzubringen. Der Zustrom aus dem Kriegsland hält sich aber so in Grenzen, dass die Behelfsherberge in Gladbeck bislang nicht belegt werden musste. Aus der Ratspolitik erfolgte jetzt eine Anfrage, ob der Leerstand angesichts fehlender Plätze nicht als Ersatz-Kita genutzt werden könnte. Die Stadtverwaltung bezog dazu im Jugendhilfeausschuss Stellung.
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Eine Ersatznutzung wäre nichts Ungewöhnliches. Das wurde auch schon an der Uhlandstraße praktiziert, als der Zustrom von Kriegsflüchtlingen aus Syrien nachließ. Die Stadt selbst nutzte einen Teil der leerstehenden Container für Verwaltungsaufgaben. Auf dem Festplatz an der Horster Straße stehen nun drei große Wohncontainer mit Platz für 150 Menschen und weitere drei Aufenthaltsbereiche, darunter Koch und Sanitäreinheiten. Für zwölf Monate hat die Verwaltung die Container angemietet. Auf 1,3 Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die Containerstränge. Hinzu kommen 600 Euro an Ausstattung pro Person in der Unterkunft.
Stadtweit stehen aktuell fast 750 Kinder auf der Kita-Warteliste
Die Ratsfraktion Soziales Bündnis (ABI, BIG, DKP) hatte den Festplatz zunächst Mitte März als mögliches Areal für eine Container-Kita ins Gespräch gebracht. Als Vorschlag, nachdem die Stadt sich angesichts des akuten Betreuungsbedarfes und fehlender Plätze stadtweit (fast 750 Kinder stehen auf der Warteliste) für eine weitere zu errichtende Kita im Stadtsüden auf Standortsuche begeben hatte. Ihren Antrag zog die ABD dann zurück, da die Stadt deutlich machte, das Areal für die Flüchtlingsunterbringung nutzen zu wollen. Das Flüchtlings-Containerdorf wurde errichtet, und angesichts des sichtbaren anhaltenden Leerstandes erfolgte jetzt der erneute Vorstoß der ABD im Jugendhilfeausschuss.
Weniger Ukraine-Flüchtlinge als erwartet in Gladbeck
Aktuell befinden sich 524 geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Gladbeck, die dezentral in Wohnungen oder den festen Notunterkünften der Stadt untergebracht werden konnten. 190 dieser Flüchtlinge sind männlich (101 unter 18 Jahren). 328 sind weiblich, davon 80 unter 18 Jahren.
In der 33. Kalenderwoche waren mit 547 die bisher meisten Ukrainer in Gladbeck registriert. Einige sind bereits wieder heimgekehrt. Diese Woche sind fünf Ukraine-Flüchtlinge neu angekommen. Zudem befinden sich 175 Asylsuchende in Gladbeck und 3109 Personen mit bereits anerkanntem Asylstatus.
Um die gesetzliche Verpflichtung zu erfüllen, Kita-Plätze bereit zu stellen, müsse „der Festplatz als Standort für ein künftiges Kita-Containerdorf fix eingeplant werden“, so der ABD-Antrag. Die Stadtverwaltung solle daher abklären, ob die vorhandenen Container „auf die Nutzung als Kitaplätze umgerüstet oder gegen Einheiten mit der erforderlichen Innenausrüstung ausgetauscht werde können“. Die Antwort von Christine Hellebrand, Leiterin des Amtes für Jugend und Familie, machte deutlich, dass dies „leider nicht ganz so einfach ist“. Die angemieteten Container seien baulich nicht veränderbar und als reine Wohncontainer konzipiert. „Und sie sind für eine Nutzung als Kita nicht zu gebrauchen.“
Für eine Flüchtlingsunterkunft gilt vereinfachtes Baurecht
Für die Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft gebe es zudem Ausnahmen im Baurecht, „die es zügig ermöglicht haben, die Container auf dem Festplatz aufzustellen“, so Christine Hellebrand. Für eine Kita sei die Nutzung dieses vereinfachten Baurechts nicht möglich. Gute Nachricht: Die Verwaltung führe derzeit Verhandlungen „zu einem möglichen Baugrundstück für eine Kita in Brauck“.
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Auf Nachfrage der WAZ machte Erster Beigeordneter und Sozialdezernent Rainer Weichelt deutlich, dass derzeit auch keine Absicht bestehe, „die leerstehenden Container auf dem Festplatz für einen anderen Zweck zu nutzen“. Niemand wisse, wie sich der Ukraine-Konflikt weiter entwickele. Aufgrund der unsicheren Versorgungslage im stark umkämpften Osten des Landes könne im Winter wieder eine stärkerer Fluchtbewegung nach Westen einsetzen. Um auf steigende Flüchtlingszahlen und Zuzüge nach Gladbeck gut und kurzfristig reagieren zu können, „werden die Container auf dem Festplatz nicht anders belegt“.