Gladbeck. Im Chemiepark Marl sind auch viele Gladbecker beschäftigt. Am größten deutschen Evonik-Standort gibt’s Pläne, um unabhängig vom Erdgas zu werden.

Der Chemiepark Marl macht sich bei der Energieversorgung unabhängig von Erdgas. Das ist eine gute Nachricht für den Standort mit seinen rund 10.000 Beschäftigten, darunter auch viele Gladbeckerinnen und Gladbecker. Auf diese Weise kann nämlich trotz Gasknappheit die Produktion gesichert werden kann; und zwar nicht nur bei Evonik, sondern auch bei den anderen dort ansässigen Unternehmen.

Evonik hat Anfang der Woche ein Konzept für alle seine deutschen Standorte veröffentlicht, in dem es um den Ersatz des Erdgases durch alternative Energiequellen geht. Die bedeutendste Maßnahme wird demnach am größten deutschen Evonik-Standort in Marl realisiert. Im neuen, erst in diesem Jahr in Betrieb genommenen Gaskraftwerk wird dazu Liquefied Petroleum Gas (LPG) statt Erdgas zur Energieerzeugung genutzt. In Zusammenarbeit mit Siemens Energy werde der LPG-Einsatz gerade „erfolgreich getestet“, teilt Evonik mit.

Die Produktion chemischer Güter im Chemiepark Marl soll krisenfest gemacht werden

Diese Maßnahme soll nicht nur die Energieversorgung in Marl sichern, sondern auch die Produktion chemischer Güter krisenfest machen. Für die Herstellung von Wasserstoff zum Beispiel werden erhebliche Mengen Erdgas benötigt. Für diese und andere Produktionsvorgänge gebe es jetzt größere Reserven, erklärt Evonik-Sprecher Jörg Wagner. Freiwerdende Erdgasmengen stünden zudem zum Auffüllen der Erdgasspeicher zur Verfügung.

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LPG ist ein Flüssiggas, das in seiner Zusammensetzung vor allem aus Butangas besteht, im Gegensatz zu Erdgas beziehungsweise LNG, das überwiegend Methan enthält. Es fällt als Koppelprodukt im Chemiepark in Marl an. Außerdem kann es am Markt zugekauft werden. Unterstützt wird Evonik von BP, an deren Raffinerie in Gelsenkirchen bislang das Flüssiggas LPG aus dem Chemiepark Marl geliefert worden ist. BP werde darauf bis auf Weiteres verzichten, heißt es, damit in Marl eine ausreichende LPG-Versorgung sichergestellt werden könne.

Auch das Kohlekraftwerk in Marl kommt jetzt wieder ins Spiel

Einen weiteren Beitrag zur Sicherung der Energieversorgung soll das Kohlekraftwerk in Marl leisten. Ursprünglich hatte Evonik geplant, dieses Kraftwerk in diesem Jahr stillzulegen. Nach der Änderung des gesetzlichen Rahmens werde Evonik nun das notwendige Personal einstellen, Investitionen in den technischen Erhalt tätigen und die Kohleversorgung sichern. Damit sei der Weiterbetrieb über dieses Jahr hinaus gewährleistet.

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Mit der Substitution von Erdgas durch LPG sowie dem Weiterbetrieb des Kohlekraftwerks könne Evonik für die Energieversorgung am Standort Marl auf Erdgas verzichten – „und das ohne eine nennenswerte Einschränkung der Produktion“, sagt Vorstandschef Christian Kullmann. Das gelte auch für den Fall eines Gasstopps aus Russland.