Gladbeck. Die aufgegebene Kirche St. Johannes in Gladbeck wird nach den Ferien niederlegt. Warum es vorher einen ersten Spatenstich an dem Gotteshaus gibt.

Die Tage der St.-Johannes-Kirche in Gladbeck-Ost sind nun endgültig gezählt: Ende August kommt der Abrissbagger und wird die inzwischen leer geräumte Kirche niederlegen – etwas früher als zuletzt geplant. Und noch bevor der Abriss beginnt, startet im Schatten des Kirchturms sogar das Zukunftsprojekt auf dem Gelände: Bereits am 18. August wird der Caritasverband Gladbeck den symbolischen ersten Spatenstich für sein fünftes Wohnhaus für Menschen mit Behinderungen samt Tagesbetreuung und Verwaltungseinrichtung begehen.

Die Caritas wird in dieses finale Projekt der Dezentralisierung des Behindertenwohnheimes St. Suitbert in Brauck noch einmal rund 5 Millionen Euro investieren. Die Bauarbeiten sollen, so Caritaschef Rainer Knubben, nahtlos an die Abrissarbeiten der Kirche anknüpfen – sobald der Kampfmittelräumdienst grünes Licht gegeben hat. Derzeit würde gerade, so Knubben, die Auftragsvergabe für die Neubauarbeiten erfolgen.

Nur der Altar und das dazu gehörige Ensemble sind noch in der Johannes-Kirche

Das Kreuz über dem Altar der St.-Johannes-Kirche ist ins Jugendheim umgezogen, das Wandgemälde kann nicht gerettet werden.
Das Kreuz über dem Altar der St.-Johannes-Kirche ist ins Jugendheim umgezogen, das Wandgemälde kann nicht gerettet werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Das Zeitfenster für den Abriss des 1954 gebauten Gotteshauses direkt nach den Sommerferien bestätigte Ludger Weijers, Moderator am Kirchstandort St. Johannes, auf WAZ-Anfrage nach einem Gespräch mit der Baufirma. Die Abrissarbeiten würden rund sechs Wochen dauern, hieß es. Bevor der eigentliche Abriss beginnt, werde das Gebäude auf Schadstoffe untersucht, die – wenn sie lokalisiert sind – eigens entsorgt werden müssen. Experten halten den Abriss der Kirche technisch für relativ problemlos, da es sich baulich „nur“ um eine große überbaute Fläche handele, mit nur wenig Keller. Für die Niederlegung des Kirchturmes müsse allerdings zumindest zeitweise ein Teil der Buerschen Straße gesperrt werden.

Das Kircheninnere, so Weijers, ist inzwischen so gut wie ausgeräumt – nur der Altar und der Ambo stehen noch. Beides werde, so der Moderator, nach Polen verschenkt und in Kürze abgeholt. Aufwendig werde wohl der Abtransport des Altars, besteht er doch aus 3,3 Tonnen Anröchter Dolomitgestein. Die in den Altar eingelassene Reliquie – gehütet in einer handgefertigten und geschlossenen Kupferschachtel – sei bereits ausgebaut worden. Sie verbleibe, so Weijers, im Bistum. Die steinerne Priestersitzgruppe und die Stele mit Tabernakel – die mit Altar und Ambo ein Ensemble bilden – würden ebenso in die polnische Gemeinde gehen. Auch die Kirchenbänke werden von einer polnischen Kirchengemeinde weiter genutzt.

Die Johannes-Figur bleibt im Quartier und wird nach den Bauarbeiten wieder aufgestellt

Die Johannes-Figur vor der Kirche wird demontiert, eingelagert und später im neu bebauten Quartier wieder aufgestellt.
Die Johannes-Figur vor der Kirche wird demontiert, eingelagert und später im neu bebauten Quartier wieder aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Ganz in der Nähe, nämlich in der Liebfrauen-Gemeinde in Bochum, werden zumindest drei der fünf Glocken der Johannes-Kirche weiter Dienst tun. „Die Liebfrauen-Gemeinde hat derzeit nur Stahlglocken und freut sich über die Bronzeglocken von uns.“ Vielleicht nehmen die Bochumer auch alle Glocken, dafür werde gerade die Statik ihres Kirchturms geprüft. Die Glocken sind bereits aus dem Kirchturm an der Buerschen Straße ausgebaut worden – keine einfache Angelegenheit, wiegt doch die schwerste Glocke satte 820 Kilo, und alle zusammen immerhin 2200 Kilo. Experten der renommierten Glockengießerei in Gescher waren eigens zum fachmännischen Ausbau nach Gladbeck gekommen. Die fünf Bronzeglocken sind zur Zeit eingelagert, bis sie nach Bochum transportiert werden.

Die Johannes-Figur vor der Kirche wird übrigens rechtzeitig vor Beginn der Abrissarbeiten demontiert, eingelagert und später im neu bebauten Quartier wieder aufgestellt, so Moderator Ludger Weijers. Auch das große Kreuz aus dem Chorraum verbleibt in der Gemeinde: Es kommt ins Jugendheim, wo ja künftig auch gelegentlich Gottesdienste gefeiert werden sollen. Und auch die Krippe, die Jahr für Jahr zu Weihnachten die St.-Johannes-Kirche schmückte, bleibt vor Ort: Sie wird ebenso im Jugendheim eine neue Heimstatt finden und dort zum Fest auch aufgebaut werden, versichert Ludger Weijers.

Wandgemälde wird zerstört

Nicht zu retten vor dem Abriss ist das Wandgemälde auf der Stirnseite der Kirche – „Das himmlische Jerusalem“. Es sei urheberrechtlich geschützt, was eine andere Verwendung ausschließe. Aber auch bautechnisch sei eine Rettung, auch von Teilen, kaum möglich. „Es wird zerstört werden“, heißt es. Gerettet wurde hingegen – schon im Mai – die 1956 in die Kirche eingebaute Breil-Orgel. Sie wurde von fünf Orgelbauern mit viel Sorgfalt demontiert. Zum Preis von 15.000 Euro wurde das Instrument einer rumänischen Kirchengemeinde verkauft.Einige kleinere liturgische Gegenstände aus der Johannes-Kirche verbleiben zunächst im Pfarrhaus und werden nach Bedarf und Anfrage abgegeben.