Gladbeck. Ab Juni wird die Energiesteuer auf Benzin und Diesel gesenkt. Warum es trotzdem nichts bringt, am Mittwoch der Erste an der Tanksäule zu sein.

Ab dem ersten Juni soll die Energiesteuer auf Benzin und Diesel für drei Monate gesenkt werden. Durch den Tankrabatt werden die Spritpreise damit auch an den Tankstellen inGladbeck erstmal wieder günstiger: Benzin um circa 30 Cent und Diesel um immerhin knapp 14 Cent. In den vergangenen Monaten waren die Kosten für Benzin und Diesel teilweise bis auf über zwei Euro pro Liter gestiegen.

Der ADAC und der Verbraucherschutz befürchten nun, dass es gleich am Mittwoch einen großen Ansturm auf die Zapfsäulen geben wird, da viele Autofahrerinnen und Autofahrer im Mai nur noch die nötigste Spritmenge tanken, um dann ab Juni von den niedrigeren Spritpreisen zu profitieren. Ein Tankwart aus Gladbeck erklärt, wieso es dennoch keinen Sinn macht, sich am Mittwochmorgen extra früh den Wecker zu stellen, um der erste an der Tanksäule zu sein. Auch Taxiunternehmen und Fahrschulen versprechen sich von der Preissenkung erstmal nicht allzu viel.

Tankstelle aus Gladbeck hat noch reichlich Sprit zum alten Preis in den Tanks

Wer mit der nächsten Tankfüllung extra bis zum Monatswechsel wartet, der könnte sich am Mittwoch ganz schön ärgern. Denn die neue Steuerregel greift erst für den Kraftstoff, mit dem Tankstellen ab dem ersten Juni neu befüllt werden. „Der Kraftstoff, der jetzt momentan noch bei uns in den Tanks ist, wurde noch zum teureren Preis eingekauft und muss erst abverkauft werden, bis die Spritpreise dann günstiger werden können“, erklärt Andreas Schütter, Inhaber der SB-Tankstelle an der Sandstraße 187 in Gladbeck. „Bis zum 31. Mai werden wir unsere Tanks nicht komplett leer kriegen“, sagt er. So würde es auch vielen anderen Tankstellen gehen.

Auch der Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V. weist darauf hin, dass sich der Effekt der niedrigeren Steuersätze nicht überall gleich am Stichtag um Mitternacht einstellen wird. Erst in der Folgezeit, wenn die normal versteuerten Kraftstoffe abverkauft, und nach und nach die niedrig versteuerten Kraftstoffe angeliefert werden, sei mit den günstigeren Kursen zu rechnen.

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ADAC und Verbraucherzentrale raten dazu, Kraftstoff vorrätig zu haben

Wann genau die Spritpreise bei Schüttert günstiger werden, kann der Tankwart bislang nicht abschätzen. „Wenn andere Tankstellen ihre Preise schneller senken können als wir, dann wird es dort vermutlich zu Lieferengpässen kommen und wir brauchen für den Abverkauf des alten Öls entsprechend länger“, erklärt er. Damit, dass ihm das Öl einmal komplett ausgehen wird, rechnet er nicht. „Aber wenn es zu einem irren Andrang kommt, wird es natürlich knapp“, so der Tankwart.

Der ADAC und die Verbraucherzentrale raten Autofahrerinnen und Autofahrern deshalb dazu, mit ausreichend Kraftstoff im Tank in den neuen Monat zu starten, um gegebenenfalls erst einige Tage nach dem ersten Juni zur Tankstelle fahren zu müssen.

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Gladbecker Taxi- und Fahrschulunternehmen bringen die Steuersenkungen nicht viel

Doch wenn die günstigeren Preise dann endlich in den Displays der Tanksäulen aufleuchten, wird das besonders denen zugute kommen, die täglich auf ein Auto angewiesen sind – zum Beispiel auch den Gladbecker Taxiunternehmen und Fahrschulen. Diese zeigen sich von den Entlastungspaketen jedoch bislang noch wenig beeindruckt.

„Da wir nur Diesel-Autos fahren, senken sich die Kraftstoffpreise für uns gerade mal um 14 Cent“, betont Werner Schwarz, Geschäftsführer der Taxi-Zentrale Gladbeck. „Aber wenn man unsere Gesamtsituation betrachtet, dann bringt uns das fast gar nichts“, sagt er. Seit vier Jahren hätte er vom Kreis Recklinghausen keine Erhöhung seiner Taxipreise genehmigt bekommen. Die Spritpreise seien derweil jedoch um einen ganzen Euro pro Liter gestiegen. Dazu käme die Corona-Krise, die Taxiunternehmen in den letzten Jahren ohnehin viele Fahrten genommen hat.

Taxifahrer Werner Schwarz der Taxizentrale Gladbeck hätte sich mehr Entlastungen für sein Unternehmen von der Bundesregierung gewünscht.
Taxifahrer Werner Schwarz der Taxizentrale Gladbeck hätte sich mehr Entlastungen für sein Unternehmen von der Bundesregierung gewünscht. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

„Es nützt uns nicht viel, da wir im Schnitt immer bis zu zwei Mal die Woche tanken müssen und die Energiesteuersenkung nur eine vorübergehende Sache ist“, sagt auch Fahrlehrer Stefan Wulfekotte von „Stefans Fahrschule“. Für den Geschäftsführer steht fest: Bevor der Wahnsinn am ersten Juni losgeht, wird er seine Fahrschulautos am Dienstagabend noch mal volltanken. Und sollte es in nächster Zeit Lieferengpässe an den Tankstellen geben, dann kommen halt hauptsächliche seine E-Autos zum Einsatz.