Gladbeck. Die Firmen im Emscher-Lippe-Raum leiden unter den Kriegsfolgen und den hohen Energie- und Rohstoffpreisen. Das ergab eine IHK-Konjunkturumfrage.
Die Wirtschaft im Emscher-Lippe-Raum – und damit auch in Gladbeck – steht vor einem erneuten Abschwung. Der Krieg in der Ukraine sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise sorgten für Pessimismus und Verunsicherung bei vielen Unternehmen, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Nord Westfalen.
„Die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung ist in weiten Teilen der Wirtschaft in der gesamten nord-westfälischen Region erloschen“, resümiert Jaeckel die Stimmung in der regionalen Wirtschaft. Das spiegele auch der IHK-Konjunkturklimaindikator wider, der auf 96 Punkte fiel. Das seien 26 Punkte weniger als zum Jahresbeginn und „ein neuer Tiefstand“.
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IHK-Chef Jaeckel: Das Kostenrisiko hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht
Für fast 40 Prozent sei die aktuelle Geschäftslage gut, nur jeder elfte Betrieb bewertet sie als schlecht. Umgekehrt erwarteten 39 Prozent der Unternehmen, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten verschlechtert. Nur nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sei der Anteil der Pessimisten noch höher gewesen. Lediglich jedes zehnte Unternehmen rechnet noch mit einer positiven Entwicklung seiner Geschäftslage.
Für über 83 Prozent der Unternehmen, so die IHK, seien die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise momentan das zentrale Problem, in der Industrie sogar für über 97 Prozent der Betriebe. „Das kaum mehr zu kalkulierende Kostenrisiko hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht“, warnt Jaeckel. Mittlerweile seien fast alle Betriebe von „massiven Kostenerhöhungen“ betroffen, sowohl beim Einkauf von Energie (86 Prozent der Unternehmen) wie auch in vergleichbarem Umfang beim Einkauf von Waren (83 Prozent), wobei in der Industrie ausnahmslos alle Unternehmen betroffen sind (100 Prozent). Jeder zweite Betrieb hat die Kostenerhöhungen seinerseits bereits an die Kundschaft weitergegeben. Ein weiteres Drittel beabsichtigt dies in Kürzet. Nur ein kleinerer Anteil (sechs Prozent) kann seine Kostensteigerungen offenbar nicht weiterreichen.
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Die von mittelständischen Familienunternehmen geprägte Wirtschaft in Nord-Westfalen plant aber offenbar schon über den erwarteten Abschwung hinaus. Denn die Bereitschaft zu investieren ist trotz der Zukunftssorgen fast unverändert hoch – jedes dritte Unternehmen will sein Investitionsbudget ausbauen, rund die Hälfte wolle zumindest das Niveau halten. Das gelte ähnlich für die Beschäftigung: Jede vierte Firma wolle den Personalbestand weiter aufstocken, 57 Prozent ihn zumindest stabil halten – vor allem auch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. GM