Gladbeck. Auch in diesem Jahr ist die Caritas Gladbeck wieder auf der Suche nach Bufdis und FSJlerinnen. Jugendliche sprechen über ihre Erfahrungen.

„Keiner geht aus dem Jahr bei uns heraus, wie er oder sie reingekommen ist“, sagt Gabriele Buchholz, „Alle entwickeln sich sehr weiter.“ Buchholz ist im Seniorenbereich der Caritas für die Freiwilligendienstleistenden zuständig. Bei einem Gespräch im Garten des Johannes-van-Acken-Hauses auf der Rentforter Straße in Gladbeck berichten Jugendliche von ihren Erfahrungen in den vergangenen Monaten und werben für das Freiwillige Soziale Jahr bei der Caritas.

Viele Wege führen in das FSJ bei der Caritas. Dilshod Yorov führte der Weg sogar aus dem fernen Tadschikistan nach Gladbeck zum Caritasverband. Hier stehen den Jugendlichen verschiedene Einsatzorte zur Auswahl, ob in einem der Seniorenheime wie dem Johannes-van-Acken-Haus, in einer Caritaswerkstatt oder einer Wohngruppe für Behinderte.

Joanne begleitet ein mehrfach schwerstbehindertes Kind zur Schule

Joanne Szeremecinski hat sich für den Familienunterstützenden Dienst (FUD) entschieden und unterstützt ein Kind beim Schulbesuch. „Erst war das gar nicht mein Plan, ich wollte letztes Jahr eigentlich eine Ausbildung zur Industriekauffrau machen, aber das hat nicht geklappt. Dann wollte ich etwas ganz anderes machen“, berichtet sie. „Ich begleite jetzt ein mehrfach schwerstbehindertes Kind mit einem seltenen Gendefekt in die Schule.“ Den Rollstuhl schieben, Essen anreichen, bei der Pflege unterstützen: Aufgaben mit viel Verantwortung. „Ich hatte vorher noch gar keine Berührungspunkte mit Behinderungen, aber das Eis war am ersten Tag schon gebrochen.“

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Die Erfahrungen während ihres Dienstes haben Joanne Szeremecinski bei der beruflichen Orientierung geholfen, vom kaufmännischen Bereich weg, hin in die soziale Richtung. „Ich habe mich für ein Soziale-Arbeit-Studium an der evangelischen Hochschule in Bochum entschieden. Bei der Bewerbung wurde mir das FSJ auch angerechnet, etwas Praxis muss man in dem Bereich oft schon vorweisen.“

Der Job in den Caritaswerkstätten als Einstieg ins zweite Berufsleben

Für Philipp Alexander war sein Dienst in den Caritaswerkstätten der Einstieg in ein zweites Berufsleben. Der 22-jährige war eigentlich glücklich in seinem Job als Kfz-Mechatroniker, bis eine Verletzung ihm diese Arbeit unmöglich machte. Nach etwa neun Monaten in den Werkstätten hat sich auch für ihn ein neuer Weg aufgetan: „Ich möchte in diesem Bereich bleiben und werde auch ab Herbst in den Werkstätten die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger anfangen.“

Ein Jahr lang hat Lukas Labus im St.-Altfrid-Haus der Caritas in Gladbeck gearbeitet. Im Anschluss stand für ihn fest, dass er etwas in Richtung Verwaltung machen will.
Ein Jahr lang hat Lukas Labus im St.-Altfrid-Haus der Caritas in Gladbeck gearbeitet. Im Anschluss stand für ihn fest, dass er etwas in Richtung Verwaltung machen will. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Über solche Verläufe freuen wir uns natürlich“, sagt Antonia Gemein, die die Öffentlichkeitsarbeit bei der Gladbecker Caritas verantwortet. „Ganz viele von uns sind auch über diesen Weg dazu gekommen und geblieben. Aber die Orientierung kann natürlich in alle Richtungen gehen!“ Für Lukas Labus lief es zum Beispiel so. „Ich habe im Sankt-Altfrid-Haus am Empfang gearbeitet, also Papierkram, Verwaltung, aber auch für Fragen der Bewohner war ich da.“ Nach dem Abi wollte Labus etwas Neues ausprobieren und nicht sofort weiterlernen. „Was man betonen sollte, ist auch die Persönlichkeitsentwicklung. Ich kann jetzt viel, viel besser mit Menschen umgehen, bin offener geworden, das ist super hilfreich, und man lernt menschlich viel dazu.“

Es folgt die Ausbildung als Automobilkaufmann

Während des Dienstes hat Labus gemerkt, dass ihn die Verwaltung Spaß macht. „Man kommt ja nicht aus der Schule und denkt Verwaltung ist cool!, aber durch die Arbeit hab ich das kennengelernt.“ Im Herbst will er nun eine Ausbildung als Automobilkaufmann anfangen.

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Und Dilshod Yorov aus Tadschikistan? „Ich habe damals im Internet nach einem FSJ mit Unterkunft gesucht und in Deutschland zwei Möglichkeiten gefunden.“ Seine Wahl fiel auf Gladbeck. Seit vergangenem August wohnt Yorov in einer Dienstwohnung im St.-Suitbert-Haus. Hier leben Menschen mit Behinderungen in Wohngruppen. In der Zeit hat er gut Deutsch gelernt und will im Wintersemester ein Studium in Elektrotechnik an der Hochschule in Bochum beginnen.

Der Einsatz beim DRK

Auch das Deutsche Rote Kreuz in Gladbeck freut sich über neue Freiwilligendienstleistende ab Sommer.

Mögliche Einsatzgebiete sind Fahrdienste für Kranke und Menschen mit Behinderung, Mitarbeit im Hausnotruf, im Medizinischen Transportdienst, also der Transport von Blutproben und Untersuchungsmaterial, oder bei der Gladbecker Tafel.

Bewerben können sich Interessierte jederzeit, das FSJ kann flexibel beginnen. Infos www.drk-gladbeck.de.

„Dieses Jahr möchten wir über 30 Freiwillige in unseren Einrichtungen einstellen. Dafür haben wir flexible Bewerbungszeiten, wenn es am Ende doch nicht klappt mit dem Studienplatz oder der Ausbildung, sind wir offen“, so Gabriele Buchholz. Abweisen musste die Caritas bislang noch niemanden. Auf die FSJler warten ein Taschengeld von 450 Euro und ein vielfältiges Einsatzgebiet. „Bei uns gibt es nicht das eine Thema“, bestätigt Gabriele Buchholz, „zum Beispiel gibt es allein im Seniorenbereich die Einsätze in der Betreuung, Verwaltung oder Haustechnik. Also egal, ob der junge Mensch handwerklich oder mit Menschen arbeiten möchte.“