Gladbeck. In Gladbeck und im gesamten Kreis Recklinghausen gibt es 9556 „Aufstocker“. Die NGG spricht von „alarmierenden Zahlen“ und fordert Änderungen.

Aktuell sind 9556 Menschen in Gladbeck und im gesamten Kreis Recklinghausen auf Sozialleistungen angewiesen – obwohl sie eine Arbeit haben. Damit ist jeder fünfte erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher im Kreis ein „Aufstocker“ (20 Prozent). Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter Berufung auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit mit.

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Von Michael Wallkötter und Katrin Walger-Stolle

NGG-Regionalchef Martin Mura spricht von „alarmierenden Zahlen“. „Besorgniserregend ist vor allem der hohe Anteil von Kindern, die unter Armutsbedingungen aufwachsen“, so der Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet. Laut Arbeitsagentur leben bei 4345 Hartz-IV-Aufstockern im Kreis Recklinghausen Kinder im Haushalt.

Gewerkschafter: „Prekäre Arbeitsverhältnisse sind eine Hauptursache des Problems“

1337 dieser Haushalte werden von Alleinerziehenden geführt – 91 Prozent von ihnen sind Frauen. Prekäre Arbeitsverhältnisse seien eine Hauptursache des Problems. Zwar sei es kürzlich gelungen, im NRW-Gastgewerbe Lohnerhöhungen im zweistelligen Bereich zu erzielen. Allerdings müssten sich die Unternehmen auch an ausgehandelte Tarifverträge halten, fordert Mura.

„Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde ist ein wichtiger erster Schritt, um Niedriglöhne auf dem ganzen Arbeitsmarkt einzudämmen.“ Es komme aber auch darauf an, dass Arbeitgeber mehr sozialversicherungspflichtige Stellen anböten statt Minijobs.

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Die von der Bundesregierung angekündigte Kindergrundsicherung sei ein „richtiger Schritt“. Mit der Reform sollen bisherige Leistungen für Kinder gebündelt und ein höheres Existenzminimum festgelegt werden. „Hier ist entscheidend, das Armutsrisiko für Kinder zu minimieren, indem die Bedarfssätze für Heranwachsende deutlich steigen“, so Mura. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung steigt die Armutsgefahr von Hartz-IV-Empfängern durch Kinder stark an. Insbesondere für Alleinerziehende: Ihr Risiko, das Einkommen beim Amt aufstocken zu müssen, liegt mit 40 Prozent am höchsten.

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