Gladbeck. Eine neue Fernwärmeleitung ermöglicht klimafreundliches Heizen im Gladbecker Norden. Die Suche nach Bomben-Blindgängern ist fast abgeschlossen.

Das Großprojekt der Uniper Wärme GmbH im Gladbecker Norden steht vor dem Start. Anfang Februar sollen die ersten Arbeiten erfolgen, damit der Stadtteil-Rentfort Nord an das Fernwärmenetz angeschlossen werden kann. Die genaue Trassenführung steht jetzt fest. Dafür müssen auch Bäume fallen.

„Wir wollen vor der beginnenden Brutphase im Frühling zunächst die vorbereitenden Rodungsarbeiten in dem Grünbereich und Wäldchen an der Gonheide durchführen“, berichtet Uniper-Projektingenieur Jan Reimann. Denn entlang des dortigen Rad/Fußweges Richtung Bolzplatz und weiter zur Enfieldstraße soll die Querung der Fernleitung von Schultendorf nach Rentfort-Nord erfolgen. Zumeist Sträucher, „aber auch einige wenige Bäume“ müssten für die Verlegungsarbeiten Platz machen. Reimann: „Dafür führen wir aber Ersatzaufforstungen, mit deutlich mehr Bäumen als entnommen, auf 500 Quadratmeter großem städtischem Gebiet durch.“

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Verdachtspunkte werden auf Bombenblindgänger untersucht

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© funkegrafik nrw | Pascal Behning

Startpunkt der wärmetransportierenden Röhre ist die vorhandene Verteilstation am ehemaligen RBH-Gelände an der Talstraße, die an das Uniper Kraftwerk in Scholven angeschlossen ist. Nach der Überquerung der dortigen Bahngleise und kurzem Hakenschlag zum Garagenhof an der Tauschlagstraße, verschwindet die Leitung im Boden. Sehen wird man von der insgesamt 2,7 Kilometer langen Fernwärmeleitung nach Fertigstellung so nichts mehr. Sie wird unterirdisch weiter entlang der Woorthstraße geführt. Dabei passiert sie die Dependance der Pestalozzischule (Käthe-Kollwitz) und folgt dem Straßenverlauf bis zur Gonheide. Im Bereich der dortigen Grünfläche, sowie in Höhe der Grundschule und an der Enfieldstraße, befinden sich Blindgängerverdachtspunkte. An zweien muss aufgrund von Eisenresonanzen noch nachgefasst werden, um zu klären, ob sich eine alte Weltkriegsbombe im Boden befindet - oder eben nicht.

Wie schon an der Möllerstraße (Foto) verschwindet die Fernwärmeleitung der Uniper auch in Rentfort-Nord später nicht mehr sichtbar im Untergrund.
Wie schon an der Möllerstraße (Foto) verschwindet die Fernwärmeleitung der Uniper auch in Rentfort-Nord später nicht mehr sichtbar im Untergrund. © Esser / WAZ | Marcus Esser

Die Tiefbauarbeiten sollen im Sommer starten. „Die Verlegung im Grünbereich an der Gonheide werden wir nach Absprache mit der Stadt in den Schulferien durchführen, da viele Kinder den Radweg als verkehrsarmen Schulweg und Verbindung zwischen den Stadtteilen nutzen“, erklärt der Projektingenieur. In Rentfort-Nord angekommen, verläuft die Fernwärmetrasse weiter entlang der kompletten Enfieldstraße, dann die Berliner Straße hinab bis zur Karl-Arnold-Straße, um hier nach rechts zum Elisabeth-Brune-Seniorenzentrum als einem Endpunkt abzubiegen. Die große Seniorenwohnanlage an die Fernwärme anzuschließen ist ein wichtiger Aspekt des Vorhabens, das im Rahmen des ruhrgebietsweiten InnovationCity-Projektes zur ganzheitlichen Quartiersentwicklung und Reduktion der CO2-Emission in Rentfort 2016 in den Fokus genommen wurde.

Hausbesitzer können ihre Immobilie an das Fernwärmenetz anschließen

Weiterer Uniper-Kunde wird die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule (Stadt Gladbeck), zudem lassen die Immobilienbesitzer Norten und Hölter Mehrfamilienhäuser an das Fernwärmenetz anschließen.

Investition in die Zukunft

Die Uniper Wärme GmbH investiert für die neue Fernwärmeleitung in Rentfort-Nord einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Seit mehr als fünf Jahrzehnten versorgt das Unternehmen Privat- und Gewerbekunden mit umweltfreundlichen Wärmelösungen.

Die Ursprünge des Unternehmens gehen bis ins Jahr 1964 zurück. Damals wurden mit den Städten Datteln, Gelsenkirchen-Buer, Gladbeck, Recklinghausen und Wanne-Eickel Flächenbenutzungsverträge zum Aufbau von Fernwärmenetzen abgeschlossen.

Dafür erfolgt auch ein Abzweig entlang der kompletten Schwechater- bis zur Marc-en-Baroeul-Straße. Für weitere interessierte Hausbesitzer ist der Anschluss ihrer Immobilie an die Fernwärme möglich. „Wir haben dazu schon einige Anfragen“, sagt der zuständige Vertriebsleiter Markus Winkelmann. Wo sich der Anschluss lohnt, ergebe letztlich eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Liege ein Einfamilienhaus direkt zehn Meter neben der Haupttrasse, sei die Versorgung weniger aufwendig als wenn unrentable 50 Meter Entfernung überbrückt werden müssten. „Bei größerem Interesse von Anwohnern sind aber auch weitere Erschließungen von Nebenstraßen möglich“, so der Experte.

Uniper werde in Rentfort-Nord wie auch stadtweit mit Plakaten und Bannern auf das Großprojekt hinweisen, zudem Anzeigen schalten. Information biete auch eine extra via Internet eingerichtete Infoseite uniper-waerme-rentfort-nord.de, „die online abgerufen werden kann“. Klar ist jedenfalls schon, wann im Seniorenzentrum das neue Heizzeitalter anbrechen soll. Jan Reimann: „Wenn es zu keinen Verzögerungen kommt, soll Ende 2023 die erste Wärme Richtung Rentfort fließen und Anfang 2024 dann weitere Hausanschlüsse folgen.“