Recklinghausen/Gladbeck. Sanierung des Kreishauses ist ein Mammut-Projekt. Auch Firmen aus Gladbeck können von dem Projekt profitieren. Zwei Maßnahmen kommen noch dazu.
Der geplante Kreishaus-Neubau elektrisierte im Jahr 2018 die Gemüter wie keine politische Entscheidung des Kreistages je zuvor. Die hitzigen Debatten gipfelten in einem Bürgerbegehren, das mit mehr als 30.000 Unterschriften die umstrittenen Neubau-Pläne vom Tisch fegte.
Im Vergleich zu den Erschütterungen von damals haben die jüngsten Entscheidungen des Kreis-Parlaments keine seismologischen Wellen in der Politik mehr erzeugt. Dabei ist auch die Kreishaus-Sanierung, die 2023 starten soll, mit voraussichtlichen Investitionskosten von etwas mehr als 100 Millionen Euro alles andere als ein Schnäppchen.
Der Kreistag hat jetzt grünes Licht für das Mammut-Projekt gegeben
Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben für das Mammut-Projekt, das Planer, Projektleiter und das Kreishaus-Personal bis 2026/2027 auf Trab halten wird. Der Bau- und Finanzierungsbeschluss erging einstimmig (bei Enthaltungen der UBP), Diskussionsbedarf gab es nicht mehr. Dabei besitzt das Thema auf den ersten Blick durchaus Aufregerpotenzial.
- Überflug: Kampfhubschrauber – weitere Flüge über Gladbeck sind möglich
- Innenstadt: Mit Rollstuhl & Blindenstock unterwegs in Gladbecks City
- Innenstadt: Außengastronomie könnte Gladbecker Wochenmarkt verdrängen
- Corona: 2G-Regel im Einzelhandel – so will man in Gladbeck vorgehen
Denn was jetzt an der Kurt-Schumacher-Allee in Recklinghausen umgesetzt werden soll, hat mit dem Inhalt des Bürgerbegehrens nur noch im Entfernten zu tun. Es geht weit über die „Behebung der sicherheitsrelevanten Mängel“ hinaus. Stattdessen werden im 40 Jahre alten Kreishaus nun unter anderem Dach, Fenster, Fassade sowie die Heizung erneuert. Damit soll das Verwaltungsgebäude für die nächsten 60 (!) Jahre fit gemacht werden.
Ein Großteil der Maßnahmen soll die Energiebilanz des Kreishauses verbessern
Ein Großteil der genannten Maßnahmen trägt dazu bei, die Energiebilanz des Kreishauses zu verbessern, und passt damit in die Zeit, in der Nachhaltigkeit und Klimaschutz höchste gesellschaftliche Priorität besitzen. Photovoltaik, Dachbegrünung und Flächenentsiegelung sind darüber hinaus Anregungen aus dem „Vestischen Klimapakt“, der vom Kreistag beschlossen worden war. Für die Umsetzung am Kreishaus sind 8,7 Millionen Euro einkalkuliert. „Klimaschutz verursacht zwar Kosten, führt aber auch zu Einsparungen“, sagt Kreisdirektor Roland Butz. Insgesamt rechnet der Kreis mit einer jährlichen Ersparnis von 188.000 Euro bei den Energiekosten.
Die Frage ist, inwieweit die heimische Wirtschaft von dem Riesen-Projekt profitieren kann. Aufträge oberhalb einer Grenze von 5,5 Millionen Euro müssen europaweit ausgeschrieben werden. „Wir gehen davon aus, dass 80 Prozent der Lose diese Größenordnung haben“, so der Kreisdirektor. Ein Fünftel der Aufträge soll jedoch nach Möglichkeit in kleineren Losen an Firmen aus dem Vest vergeben werden, gegebenenfalls über Bietergemeinschaften.
Zwei Maßnahmen sind in den Kosten von 100 Millionen noch gar nicht erhalten
In den prognostizierten Kosten von 101,5 Millionen Euro noch nicht enthalten sind der Bau eines Parkhauses (geschätzt 6,9 Millionen Euro) und die Einrichtung einer betrieblichen Kinderbetreuung (knapp eine Million Euro). Die Kreishaus-Sanierung kann nach Angaben der Verwaltung mit liquiden Mitteln finanziert werden. Eine Kreditaufnahme sei nicht erforderlich.
Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook!