Gladbeck. Das Kammerorchester Gladbeck feierte sein Comeback vor Publikum. Doch in den Musik-Genuss mischten sich besorgte Töne wegen Corona.

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Das KammerorchesterGladbeck hatte am Sonntagabend zum Comeback-Konzert in die Mathias-Jakobs-Stadthalle geladen, nachdem das Ensemble im vergangenen Jahr eine Corona-Zwangspause eingelegt hat. Aber auch jetzt gab’s keinen unbeschwerten Musik-Genuss, sorgenvolle Untertöne mischten sich in einen erstklassigen Konzert-Abend.

„Dass es mir als selbstständiger Musiker trotz der Pandemie gut geht, verdanke ich nicht der Politik, sondern dem Kammerorchester“, erklärte Dirigent Tobias Sykora emotional zu Beginn der Veranstaltung.„Ein Solidarverein allerbester Güte.“ Sein Gehalt wurde weiterbezahlt, auch wenn es lange Strecken der Inaktivität gab. Nach Ostern dieses Jahres organisierte Sykora Online-Proben, ab August dann musizierten die rund 50 Orchestermitglieder in Präsenz. „Unser Dank gilt der Stadt Gladbeck, die uns das Heisenberg-Gymnasium zu Verfügung gestellt hat“. Viele Tests, viel notwendige Bürokratie, um dem geliebten Hobby nachzugehen, seien es trotzdem gewesen, erzählte der Vorsitzende Peter Niggemeier.

180 Eintrittskarten wurden verkauft, nur etwa 130 Musik-Fans besuchten das Konzert

Das Corona-Gespenst schwebt nach wie vor über Kulturveranstaltungen. Von 180 verkauften Eintrittskarten kamen nur rund 130 Personen zum Konzert. Es galt die 3G-Regel. „Aber die Getesteten war nur eine Handvoll jüngerer Leute, alle anderen geimpft“, so das Personal der Stadthalle.

Maskenpflicht am Platz gab es keine, und doch trugen viele Besucher den Schutz während der gesamten Vorstellung. Allerdings machten nur wenige Gebrauch vom Desinfektionsmittelspender am Eingang. Auch blieben die letzten fünf Sitzreihen komplett leer, das Publikum hätte sich noch mehr verteilen können.

Besucherin Kyra Segbeaya hofft, dass sich ein weiterer Lockdown noch abwenden lässt.
Besucherin Kyra Segbeaya hofft, dass sich ein weiterer Lockdown noch abwenden lässt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Dabei ist Musik live so schön, so wichtig für das Gemüt“, sagten Heike Makowka und Tochter Kyra Segbeaya. Die beiden Gladbeckerinnen sind Kammerorchester-Fans und freuten sich ungemein auf das Konzert. „Wir hoffen inständig, dass wir mit der 2G-Regel, die ab Montag gilt, den erneuten Lockdown noch abwenden können.“ Sie hätten im vergangenen Jahr viel Musik von CD oder im Internet gehört, „aber das ist einfach nicht dasselbe“.

Das Publikum erlebte eine Uraufführung

Für diesen Abend sollten sie und die anderen Besucher voll auf ihre Kosten kommen. „Thoughts of Yaron“, das sinfonische Werk für Soloklarinette und Orchester von Tobias Schütte, machte den eindrucksvollen Anfang. Eine Uraufführung, der Komponist hatte die sinfonische Variante seines Bläserstückes exklusiv für das Kammerorchester Gladbeck geschrieben.

Das Thema, der andauernde Konflikt um Israel, begann mit einem kontemplativen Spaziergang durch die Schöpfung. Tonlos ließen die Bläser die heißen Winde wehen, Solist Robert Beck führte mit seiner Bassklarinette durch die träumerischen Gedanken des Jungen Yaron. Ein tosendes Tutti mit aufgewühlten Streichern, Pauken und Becken das „Heute“, Blechbläser, Kriegsfanfaren. Über Wiegenlied und Hoffnung ging es zur „Future Celebration“, ein mitreißender Teil aus Jazz,- Klezmer- und Klassikelementen, ein fantastisches Bild der Schönheit der Verschmelzung verschiedener Kulturen.

Reine Klassik, die „Unvollendete“ von Franz Schubert, gab es im Anschluss. Tobias Sykora moderierte die Sinfonie h-moll, erklärte dem Publikum die jeweils vier Themen der zwei Sätze, ließ diese vorspielen bevor das Gesamtwerk erklang.

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