Gladbeck. Laien-Ensemble spielt unter der neuen Leitung am 25. November in der Stadthalle. Musikalischer Leiter trat Nachfolge von Desar Sulejmani an

Wenn der Spaß am Musizieren flöten geht, womöglich noch Misstöne die Harmonie in einem Ensemble stören, ja dann wird ein bislang geliebtes Hobby zur Pflichtübung. Und so weit wollten es Joachim Böckmann als erster Vorsitzender des Gladbecker Kammerorchesters und seine Musiker-Kollegen nicht kommen lassen.

„Wir haben uns freundschaftlich von unserem bisherigen musikalischen Leiter Desar Sulejmani getrennt“, berichtet Böckmann. Tobias Sykora hat den Stab übernommen. Für die Kammerorchester-Mitglieder ein vertrautes Gesicht, hat er doch seinen Vorgänger regelmäßig vertreten.

Apropos Sulejmani: Als er vor knapp drei Jahren den Posten im Kammerorchester antrat, kündigte er an, die „Schlagzahl“ erhöhen zu wollen. Das hieß: vier Konzerte pro Jahr – jeweils zwei sommers wie winters – statt zuvor eines im November, mit entsprechendem, höchst anspruchsvollem Programm.

Vier Konzerte waren für manche Musiker zu viel

Allerdings habe sich her­ausgestellt, dass diese Vorgaben zu ambitioniert für manch einen im Orchester waren – zumal sämtliche Mitglieder zwar voller Leidenschaft, aber doch als Laien spielen. Folglich verließen laut Böckmann auch einige das Ensemble. „Wir hatten schon Sorge, dass wir keine Besetzung mehr für unsere Auftritte zusammenbekommen“, gibt der Vorsitzende zu. Also sollte ein neuer Ton im Orchester angeschlagen werden.

„Das Wirken im Kammerorchester ist eine Freizeitbeschäftigung, die zur Erbauung dienen soll“, sagt Sykora. Er sehe sich als Teil der Gruppe. „Ich will vor allem, wenn sich die Orchester-Mitglieder freiwillig in ihrer Freizeit treffen, dass die Hauptangelegenheit die Freude am Musizieren ist.“ Offensichtlich trifft er mit dieser Einstellung die Herzen der gut 50 Jugendlichen und Erwachsenen.

„Wir haben Zulauf“, freut sich 37-jährige gebürtige Freiburger. Musikliebhaber zwischen 17 und gut 80 Jahren kommen einmal wöchentlich zu einer zweistündigen Probe zusammen. Viele kennen sich seit Jahren, denn „eigentlich wurde das Kammerorchester als Ehemaligen-Orchester von Leuten gegründet, die früher die städtische Musikschule besucht haben“, erläutert Joachim Böckmann.

Sykora stammt aus einer musikalischer Familie

Die Leidenschaft für die Welt der Klänge, Melodien und Rhythmen packte Tobias Sykora schon in der Kindheit. „Ich stamme aus einer musikalischen Familie“, erzählt er. Die Mutter ist Musiklehrerin, der Vater spielt Gitarre und Saxophon, die ältere Schwester Stella ist Profi-Geigerin. Unvergessen ist für Sykora seine erste Begegnung mit einer klassischen Komposition: „Da war ich vier Jahre alt, und es handelte sich um Mozarts Hornkonzert – auf Schallplatte!“

Bereits als Achtjähriger gehörte er zu den Freiburger Domsingknaben, als Jugendlicher sammelte er erste Erfahrungen mit dem Taktstock. Sykora erinnert sich: „Mit 14,15 Jahren stand für mich im Fokus: Ich will beruflich viel, viel Musik machen.“

Studium an der Essener Folkwang-Hochschule

Sykora entdeckte sein Herz für das Cello, ging zum Studium nach Essen an die Folkwangschule. Im Jahre 2006 beendete er erfolgreich seine Ausbildung. Die Liebe zur Mozart-Musik ist nie erloschen, die zu Brahms, Tschaikowsky und Bruckner kam hinzu. „Ich habe unter anderem als Assistent für Gastdirigenten gearbeitet“, plaudert Sykora, der ein Cello-Orchester mit sage und schreibe gut 60 Mitgliedern aufgebaut hat.

Aber vor allem habe er eines gewollt: „Mit Laienmusikern arbeiten.“ Die Vokabel „Laie“ klinge so abwertend, meint der 37-Jährige. Aber er schätze hoch ein, was diese Instrumentalisten in ihrer Freizeit zu leisten vermögen. Davon können sich Klassik-Fans am 25. November überzeugen.

Großes Jahreskonzert am 25. November

Freudig schlägt das Herz in Joachim Böckmanns Brust, wenn er an das große Jahreskonzert des Kammerorchesters denkt. Denn als Beethoven-Fan ist er begeistert, dass die Sinfonie Nr. 2, D-Dur op. 36 aus der Feder des berühmten Bonners am Samstag, 25. November, in der Mathias-Jakobs-Stadthalle erklingen soll. Das Konzert an der Friedrichstraße 53 beginnt um 18 Uhr.

„Als Tobias Sykora dieses Stück vorgeschlagen hat, ist er bei mir offene Türen eingelaufen“, so Böckmann, „schließlich haben wir schon lange keine Beethoven-Sinfonie mehr gespielt.“ Der musikalische Leiter des Kammerorchesters Tobias Sykora sagt: „Die Mitglieder dürfen Vorschläge machen, was sie gerne einstudieren möchten. Bei mir geht’s dann vor allem um Stimmigkeit.“

Er habe sich bei der Werke-Zusammenstellung für den 25. November die Programme der vergangenen Jahre angeschaut und festgestellt: „Es gab wenig Bläserkonzerte.“ Sykoras wählte daher die selten gespielte Romanze für Fagott und Orchester op. 62 von Edward Elgar aus. Solist ist David Schumacher.

Er wird auch im Fagottkonzert F-Dur op. 75, das Carl Maria von Weber komponierte, zu hören sein Böckmann kündigt an: „Schumachers Vater Felix wird an diesem Abend bei uns als Gast Bratsche spielen.“ Außerdem steht „The Answered Question“ von Charles Ives auf dem Programm, über das Dirigent Sykora sagt: „Es ist ein Brückenschlag von der Klassik mit dem frühen Beethoven über die Romantik bis zur Moderne.“