Gladbeck. Die Gladbecker Künstlerin Susanne A. Schalz eröffnete nach zwei Jahren Corona-Pause wieder eine Schau. Gäste lobten das strikte Hygienekonzept.
Lange, lange hatten Kunst-Fans auf solche Augenblicke gewartet. Die Eröffnung von Ausstellungen war wegen der Corona-Krise vielfach gestrichen worden. Nun genoss das Publikum im Magazin in Gladbeck anregende Gespräche bei der Vernissage von „Light in the Dark“. Angesichts steigender Inzidenzzahlen gab’s viel Beifall für das ausgeklügelte Hygienekonzept. Nicht nur über die Werke, sondern auch über die Bedeutung von Kultur kamen die Gäste ins Gespräch.
Auch interessant
Jeweils 50 Gäste durften am Samstag und Sonntag den Auftakt zur Schau „Light in the Dark“ an der Talstraße erleben. „Ich wusste gar nicht mehr, wie sich das anfühlt“, stellte eine sichtlich gerührte Susanne A. Schalz fest. Die Künstlerin freute sich, ihre Werke in der ersten Einzelausstellung nach zwei Jahren Corona-Pause einem Publikum vorzustellen. „Ich hatte viel Zeit zum Experimentieren“.
Besucherin: „Ich fühle mich heute Abend sicher, nicht nur weil alle geimpft sind, sondern weil es Gleichgesinnte sind, die verantwortungsvoll handeln“
Ihre neue Serie, das ist „Light in the Dark“. Kleine Kohlestücke, selbstverständlich heimische Ruhrgebietskohle, eingefasst in ein Passepartout, mit Neon-Farben gestaltet, die in der Dunkelheit zu leuchten beginnen. Schalz: „Für mich ein Symbol des Strukturwandels, aus unserer Industriegeschichte entsteht permanent Neues.“
- Susanne Schalz schuf schuf knallbuntes Statement fürs Revier
- Eine Tüte voller Kunst gibt’s am neuen Kiosk
- Skulptur „Alwinchen“ Schalz will um den Globus reisen
- Corona: Gladbeckerin „Gladi“ bringt Abwechslung in Familien
- Das Coronavirus bremst Galerien in Gladbeck aus
Die 50 Besucher pro Abend als Maximalzahl – und bei rigoros 2G aufgrund der steigenden Zahlen von Neuinfektionen – genossen die familiäre Atmosphäre in der großen Halle. Bei Schalz ist die interessante Mischung von Industriegrau und Rost der Immobilie und kräftigen Bildern von „Pott in Farbe“ einfach gemütlich. „Vor allem aber ist es hier ein geschützter Raum“, sagte Corinna Gönner aus Essen. Sie selbst meidet Ansammlungen wie Weihnachtsmärkte oder Kaufhäuser. „Ich fühle mich heute Abend sicher, nicht nur weil alle geimpft sind, sondern weil es Gleichgesinnte sind, die verantwortungsvoll handeln.“
Mehr Verantwortung jedes Einzelnen im öffentlichen Raum wünscht sich auch ihr Partner Martin Dropmann. „Es wäre für die Kultur dramatisch, wenn es wieder zum Lockdown käme“, sagte der 61-jährige. Er persönlich bedauert, dass er seit Beginn der Pandemie nicht mehr seinem Hobby als Musiker einer Oldie-Band nachgehen kann.
Gladbeckerin findet steigenden Druck auf Ungeimpfte richtig
Ähnlich sieht es Ulla Pietzka. Die Gladbeckerin meidet Großveranstaltungen, wünscht sich strenge Regeln, „damit Kleinveranstaltungen weiter stattfinden können“. Dass der Druck auf Ungeimpfte steigt, findet sie gut. „Der große Andrang an der Mathias-Jakobs-Stadthalle bei der mobilen Impfstation zeigt doch, dass es funktioniert.“
Carsten Rothert vom Magazin: „Einen nochmaligen Kulturverlust können wir uns alle nicht leisten“
Strikte Kontrollen der Regeln befürworten auch Christiane Linden und Alexandra Keimer. Die Mittvierzigerinnen, Angestellte im medizinischen Bereich, fühlen sich nicht wohl, wenn es irgendwo zu voll wird. „Da gehe ich dann lieber“, sagte Linden. Beide „könnten mit einem neuen Lockdown leben“, aber erkennen große Probleme für Betroffene und bleiben auch als Geimpfte vorsichtig im Umgang mit anderen. „Denn für Kunstschaffende, Gastronomen und Einzelhändler wären erneute Schließungen sehr schlimm.“
Werke sind verkäuflich
„Light in the Dark“ ist bis Weihnachten jeden Donnerstag, Freitag und Samstag von 16 bis 20 Uhr an der Talstraße 11 zu sehen. Die Werke der limitierten Serie können käuflich erworben werden, das fertige Geschenkset inklusive kleiner UV-Taschenlampe kostet 50 Euro.
„Die Batterie funktioniert“, verspricht Künstlerin Schalz mit einem Lachen. „Nichts ist ärgerlicher, als ein elektrisches Geschenk unter dem Weihnachtsbaum auszupacken, und es ist keine Batterie dabei.“ Kontakt über www.pott-in-farbe.de
Über die aktuelle Lage und die Ausstellung angeregt zu diskutieren, genüsslich Kartoffelsuppe zu essen, Prosecco oder Fassbrause zu schlürfen, mit einer UV-Lampe die Leuchtkraft von Schalz’ neuen Werken auszuprobieren – das alles erfreute das Publikum, die Stimmung war entspannt, jeder zufrieden. „Was wäre die Gesellschaft ohne die Begegnung?“, fragte Kulturdezernentin Linda Wagner, „Begeisterung, Leidenschaft, das sind lebensnotwendige Gefühle.“ Carsten Rothert vom Magazin hofft daher auf umsichtiges Verhalten der Bevölkerung: „Einen nochmaligen Kulturverlust können wir uns alle nicht leisten.“