Gladbeck. Großeinsatz für Werkfeuerwehr und städtische Feuerwehr beim Chemieunternehmen Ineos Phenol. Sie trainierten am Gefahrgutübungszug der Bahn.
Einsatz für die Gladbecker Feuerwehr: „Leckage an einem Kesselwagen mit austretendem Aceton auf dem Betriebsgelände von Ineos Phenol“. Der ABC-Zug mit spezieller Schutzausrüstung setzte sich in Richtung des Chemieunternehmens im Ortsteil Zweckel in Bewegung, um die Werkfeuerwehr zu unterstützen. Kein Ernstfall, die Gladbecker Wehr erhielt Gelegenheit, am Ausbildungszug Gefahrgut der DB Netz AG zu üben. Dass das Sinn macht, belegen Kesselwagenunfälle, die sich in jüngster Zeit auch im Gladbecker Stadtbereich ereigneten.
Erst Mitte Oktober des Vorjahres hatten 130 Anwohner in Brauck und Gelsenkirchen-Horst zur Sicherheit ihre Häuser an der Stadtgrenze im Bereich des Güterbahnhofes Horst verlassen müssen. Ein Kesselwagen mit Flüssiggas war leckgeschlagen. Eine Spezialeinheit des Chemieparks Marl und die Feuerwehren Gladbeck und Gelsenkirchen waren die ganze Nacht im Einsatz, um die Unfallstelle zu sichern und das hochexplosive Gas umzupumpen. Im Februar 2016 war ein Kesselwagen-Zug aus dem Phenol-Werk im Einfahrtsbereich zum Bahnhof West entgleist, offenbar durch einen Fehler des Lokführers.
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Neue Leiter der Werkfeuerwehr hat den Übungszug nach Gladbeck geholt
„Wir freuen uns, jetzt mit der Feuerwehr Gladbeck gemeinsam Leckage-Einsätze am Kesselwagen üben zu können“, sagt Martin Alscher. Denn freilich gehöre die Behebung von Leckagen an Kesseln auch zur Ausbildung aller örtlichen Feuerwehren, die aber sicherlich mehr Erfahrung mit allgemeinem Brand- und Rettungseinsätzen hätten. „Und hier besteht jetzt für die Kollegen Gelegenheit, an einem realen Kesselwagen in einer Gleissituation verschiedene Szenarien zu trainieren.“ Der neue Leiter der Ineos-Werkfeuerwehr hatte es unterstützt, den DB-Gefahrgutübungszug erstmals nach Gladbeck zu holen, und einen ruhigen Gleisbereich im Werk als idealen Übungsort angeboten. Denn der Spezialzug der Bahn ist bundesweit das einzige Fahrzeug seiner Art, wird kostenfrei angeboten, ist so entsprechend begehrt bei den Feuerwehren und bereits im Voraus auf Jahre ausgebucht.
Komplexe Einsätze
Der Ausbildungszug Gefahrgut wird den Feuerwehren zur Weiterbildung und zum praktischen Training kostenlos angeboten.Vermittelt werden sollen die komplexen Handlungsweisen bei Einsätzen, wenn Gefahrgut freigesetzt wird oder die Gefahr besteht, dass dieses entweicht.Dabei soll auch die Zusammenarbeit mit dem vor Ort zuständigen Notfallmanagement der Bahn und den Feuerwehren gepflegt und vertieft werden.
Neun verschiedene Leckage-Szenarien können am roten Schulungs-Kesselwagen simuliert werden, wobei ungefährliches Wasser statt Chemikalien aus Rissen, Löchern oder Armaturen spritzend austritt. Bevor es an die praktische Übung ging, hieß es für die Feuerwehrleute aber, die Schulbank zu drücken. Denn in dem rund 70 Meter langen Spezialzug fährt auch ein Schulungswaggon mit, in dem Schulungsleiter Uwe Lindenberg etwa das Wissen über Gefahrgutklassen und ihre Kennzeichnung am Kesselwagen auffrischte. Anschließend wurde am Unterrichtswagen als drittem eingehängten Waggon erklärt, wie ein Kesselwagen aufgebaut ist. Das Innere der 17,50 Meter langen Röhre wurde begehbar umgebaut und beherbergt 65 verschiedene Sicherheitsventile und Armaturen zur Ansicht, die in den unterschiedlichen Kesselwagentypen eingesetzt werden. Auch Fachberater des Notfallmanagements der Bahn standen beratend zur Seite. „Wir sorgen im Ernstfall zum Beispiel dafür, dass der Strom der 15000-Volt-Oberleitungen im Einsatzbereich freigeschaltet wird, damit die Feuerwehr gefahrlos arbeiten kann“, so Tim Lenders, Teamleiter des auch für Gladbeck zuständigen Notfallbereichs.
Mit Atemschutz und Chemikalienschutzanzug im Leckage-Einstaz
Erst danach ging es für die Wehrleute mit Atemschutz in die Chemikalienschutzanzüge, denn sie mussten einen 20 Zentimeter langen Riss in der Hülle des Übungskesselwagens abdichten, aus dem „Chemikalie“ (Wasser) kräftig spritze. Der vorab freilich über alles eingeweihte Einsatzleiter der Gladbecker Wehr, Dirk Adamowski, wie auch der weniger eingeweihte Gruppenführer Martin van Doorn, der den Leckage-Angriff leitete, waren im Anschluss zufrieden. „Wir haben letztlich verschiedene Methoden angewandt, mit Keilen und mit Dichtkissen, beide waren erfolgreich.“ Es habe sich aber auch gezeigt, welche Vor- und Nachteile sie haben können, ein guter Lerneffekt für alle Beteiligten. Und es sei immer gut, mit der Werkfeuerwehr zusammen zu arbeiten und gemeinsame Abläufe trainieren zu können, „da die Gladbecker Wehr ja auch zum Chemiewerk ausrückt, wenn es die Lage erfordert“.