Gladbeck. . Die Brandmeisteranwärter üben während ihrer Grundausbildung, Menschen aus brennenden Gebäuden zu retten. Dabei wenden sie spezielle Techniken an.
Die Zeit drängt. Zwei Menschen werden vermisst, und aus dem RBH-Gebäude an der Talstraße dringt schon dichter Rauch: Zimmerbrand. Mit Volldampf, Sirene und eingeschaltetem Blaulicht biegt da bereits ein Feuerwehrauto um die Ecke. Nach und nach eilt ein Azubi nach dem anderen aus dem Wagen. Dirk Adamowski ist bereits vor Ort. Der Ausbildungsleiter gibt seinen Schützlingen einen Überblick über die Lage.
Gebrannt hat es aus ungeklärter Ursache, Zugang sollen sich die Männer über den Hauseingang verschaffen. Doch: Nicht zwei Menschen werden vermisst, sondern einzig Dummies gilt es zu finden, der Rauch ist Disconebel, das RBH-Gebäude längst verlassen. Der Einsatz ist eine Übung für die Auszubildenden der Feuerwehr.
Löschwasser fließt über einen C-Schlauch
„Go“, gibt Adamowski das Startzeichen, und schon geht es los. Jeder der elf Azubis hat nun seine Aufgabe. Eingeteilt sind sie unter anderem in Angriffs-, Wasser- oder Sicherheitstrupps. Über einen Verteiler schließen die jungen Männer einen C-Schlauch an, über den in einem echten Fall das Löschwasser in das Gebäude geleitet wird.
„Rückseitig ein Fenster offenstehend“, gibt Melder Phillip Bücker an Adamowski weiter, der die Situation von draußen koordiniert. Vor einer Tür im Gebäude hat der erste Angriffstrupp gerade einen Rauchvorhang gesetzt. Sehen können die Einsatzkräfte inzwischen immer weniger. Nach der Rechtshand-Technik orientieren sie sich mit der rechten Hand an der Wand entlang nun in dem vernebelten Raum, der zweite Trupp arbeitet sich an der anderen Seite des Raumes nach der Linkshandtechnik vor.
Mit Hilfe einer Feuerwehraxt in Raummitte vortasten
Eine Feuerwehraxt hilft ihnen, sich auch in die Mitte des Raumes vortasten zu können, ohne den Kontakt zueinander zu verlieren. „Wir würden uns in einer solchen Situation nie trennen, sonst würden wir den Kollegen nicht wiederfinden“, sagt Dirk Adamowski.
Vier Feuerwehrmänner sind nun im Gebäude, arbeiten sich nach und nach vor. „Erste Person gefunden“, meldet ein Azubi nach ein paar Minuten dem Ausbildungsleiter. „Im Realfall würde draußen jetzt ein Notarzt warten“, erklärt Adamowski. Denn kurz darauf trägt ein Trupp den ersten Dummy hinaus. „Anstrengend“, findet Azubi Michael Plöger.
Die Puppe wiegt schließlich um die 80 Kilogramm. Die Sonne brennt an diesem Morgen, in ihrer Kleidung schwitzen die Retter nun besonders. „Bei der Hitze ist es doppelt anstrengend“, sagt auch Adamowski.
Ein Überdruckbelüfter verbessert die Sicht
Inzwischen setzen die Azubis einen Überdruckbelüfter ein. Die Hitze kann so besser entweichen, die Sicht für die Retter wird besser. „Zweite vermisste Person gefunden, wir kommen jetzt raus“, tönt es jetzt aus dem Melder des Ausbildungsleiters.
Die Feuerwehr bildet nach Bedarf aus
Die Ausbildung der Feuerwehr-Azubis ist eine Mischung aus Theorie und Praxis. Elf Azubis gehören dem Jahrgang an. Sieben bildet die Feuerwehr Gladbeck für sich aus, zwei für die Feuerwehr in Bad Salzuflen und zwei für die Feuerwehr in Bad Oeynhausen.
„Wir stellen nach Bedarf ein und bilden nach Bedarf aus“, sagt Ausbildungsleiter Dirk Adamowski. Die Bewerberzahlen sind rückläufig. Es sei immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden. „Es gibt viele, die wollen, es ist aber schwer, Qualifizierte zu bekommen.“ Vor allem technisches Verständnis müssten Azubis mitbringen.
Sobald die letzten Retter aus dem Gebäude sind, ist es Zeit für eine Betrachtung des Übungseinsatzes. Dirk Adamowski bespricht sich kurz mit seinen Kollegen, den Ausbildern Robert Laupenmühlen und Sven Runge. „Das Handwerkszeug sitzt, die Rückmeldungen waren gut, so wusste ich immer, wo Sie waren“, lobt Adamowski die elf Azubis, nachdem sie die schweren Jacken ausgezogen haben.
Einzig den Überdruckbelüfter haben die künftigen Feuerwehrmänner zu spät eingesetzt. „Nächstes Mal müsst ihr früher daran denken.“ Schlimm ist der zu späte Einsatz aber nicht, denn: „Übung macht den Meister.“