Gladbeck. Im Kreis Recklinghausen, dazu zählt auch Gladbeck, gibt es noch viele offene Lehrstellen für Azubis. Bewerberinnen und Bewerber hingegen fehlen.

Corona hat am Ausbildungsmarkt tiefe Spuren hinterlassen. Doch mittlerweile gibt es auch wieder positive Signale und – was für Lehrstellensuchende ganz erfreulich ist – noch viele offene Stellen.„Derzeit gibt es so viele offene Ausbildungsstellen wie selten“, sagt Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der auch für den Kreis Recklinghausen und somit für Gladbeck zuständigen Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK). Was in den meisten Kreisen des IHK-Bezirks fehle, seien Bewerberinnen und Bewerber.

Die Arbeitsagentur Recklinghausen bestätigt den positiven Trend. „Mittlerweile verzeichnen wir genauso viele junge Menschen auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle wie im Vorjahr“, erklärt Agenturleiter Frank Benölken. Offensichtlich gelinge es zunehmend besser, junge Menschen auf neuen Kanälen zu erreichen und sie vom Wert der betrieblichen Ausbildung zu überzeugen. Ende Mai befanden sich im Kreis Recklinghausen noch 2009 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, das sind 72 weniger (minus 3,5 Prozent) als im Vorjahr.

Offene Ausbildungsstellen etwa im Einzelhandel und für Elektroniker

Die Zahl noch nicht besetzter Ausbildungsstellen liegt bei 1757 und damit um 152 über dem Wert des vergangenen Jahres. 135 offene Lehrstellen gibt es zum Beispiel noch für Kaufleute im Einzelhandel, gefolgt von den Kaufleuten für Büromanagement (76) und den Medizinischen Fachangestellten (60). Reichlich Angebote existieren auch noch für angehende Elektroniker in der Energie- und Gebäudetechnik (57), Chemikanten (50), Zahnmedizinische Fachangestellte (43), Handelsfachwirte (40), Fachverkäufer(innen) im Lebensmittelhandwerk/Fleischerei (37) sowie für Anlagenmechaniker Sanitär-/Heizung/Klimatechnik (36).

Kontakt für Betriebe und Interessierte

Die Arbeitsagentur Recklinghausen weist darauf hin, dass über die kreisweite Hotline 02361/402021 sowie das E-Mail-Postfach recklinghausen.berufsberatung@arbeitsagentur.de Beratungen (auch per Video) stattfinden, Termine vereinbart und Fragen geklärt werden können.

Arbeitgeber können freie Ausbildungsstellen unter 0800/4555520 melden. Bei der IHK können sich Interessierte in einer Lehrstellenbörse mit über 1000 offenen Ausbildungsangeboten umsehen oder sich beim Team für Passgenaue Besetzung melden, um individuell beraten zu werden.

Der Ausbildungsmarkt in der Emscher-Lippe-Region hat sich bereits ins Plus gedreht. Im Kreis Recklinghausen sowie in Gelsenkirchen und Bottrop verzeichnete die IHK im April noch ein Minus an neuen Ausbildungsverträgen, mittlerweile kann sich die Region nach Angaben der IHK sogar über ein Plus von über sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr freuen. Insgesamt seien 1043 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. In Gladbeck waren Stand September 280 Ausbildungsstellen gemeldet und 652 Bewerberinnen und Bewerber. Zwölf von ihnen waren noch unversorgt.

Gastronomie braucht Zeit, um zu alter Stärke zurückzufinden

Insgesamt registrierte die IHK Nord Westfalen bis zum 1. Juni im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region 4265 neue Ausbildungsverträge. Das sind nur 48 (1,1 Prozent) weniger als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. „Es ist gerade jedoch eine hohe Dynamik im Ausbildungsmarkt spürbar“, sagt IHK-Bildungsexperte Taudt. Er geht deshalb davon aus, dass „letztendlich zum Beginn des Ausbildungsjahres das Vorjahresniveau deutlich übertroffen wird“.

Auf eine Vielzahl offener Ausbildungsstellen verweist auch Dr. Jochen Grütters, Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen. Die Gastronomie, schränkt Grütters ein, werde nach den Corona-Lockdowns aber noch einige Zeit benötigen, um wieder zu alter Ausbildungsstärke zurückzufinden. Die IHK geht davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte noch viele Verträge abgeschlossen werden. Es sei auch kein Problem, eine Ausbildung nach dem 1. September zu starten, heißt es bei der Kammer. Das gebe den Betrieben und den Bewerbern die Zeit, die sie benötigten, um nach dem Lockdown zueinander zu finden.

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