Gladbeck. Plastik ist bei der Kundschaft auf dem Gladbecker Wochenmarkt immer weniger gefragt. Papierverpackungen oder eigene Ideen müssen her.

Vor knapp zwei Jahren hatte die WAZ auf dem Gladbecker Wochenmarkt nachgefragt: Wie steht’s denn so mit der Verpackung? Nachdem mittlerweile die Stadt Duisburg die Plastiktüten von ihren Wochenmärkten verbannt hat, wollte die Redaktion wissen, ob und was sich in Gladbeck mittlerweile in dieser Hinsicht getan hat.

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Ganz deutlich ist ein Umdenken sowohl bei den Kunden und Kundinnen als auch bei den Geschäftsleuten festzustellen. Hatte Markt-Urgestein Wim Smit vor zwei Jahren versprochen, dies seien die letzten Plastiktüten, die er noch verwenden werde, so habe er dieses Versprechen eingelöst, wie er stolz berichtet. Bei ihm gibt es nur noch Papierbeutel. Der niederländische Käsespezialist verwendet ausschließlich ungebleichtes zweilagiges Papier, das man trennen kann. Das Papier ist nur mit einem Schwarzdruck versehen: „Das ist umweltneutral bis hin zur Entsorgung. Die abziehbare Folie kommt in die gelbe Tonne.“ Sie sei notwendig, um den Käse frisch zu halten.

Beobachtung: Viele Kunden kommen mit eigenen Frischhalteboxen

Viele Kunden kämen mit eigenen Frischhalteboxen, berichtet der Markthändler, was die Sache natürlich noch vereinfache. Nur wenn Wim Smit zwei verschiedene Käsesorten zusammenpacken soll, sperrt er sich.„Das geht gar nicht, das mache ich nicht“, sagt er voller Überzeugung. Überhaupt scheint es so, als habe die Kundschaft durch eigenes Handeln deutlich dazu beigetragen, dass nur noch wenig Plastik auf dem Gladbecker Wochenmarkt zu finden ist. Die meisten der Befragten kommen mit eigenen Taschen und Behältnissen. „Die Tendenz ist steigend“, haben die meisten Marktbeschicker festgestellt.

Käsehändler Wim Smit benutzt trenn- und recyclebares Papier.
Käsehändler Wim Smit benutzt trenn- und recyclebares Papier. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das bestätigt auch Fischfachverkäuferin Jacqueline Schröder. Gleichzeitig wird bei „Fisch Piotrowski“ seit einem dreiviertel Jahr auf Wunsch auch in Pergamentpapier eingewickelt. Darüber hinaus verkauft der Fischhändler für kleines Geld wiederverwendbare Glasbehälter für seine Produkte.

Plastiktüten werden wohl allmählich zur Ausnahme auf dem Markt in Gladbeck. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services
Plastiktüten werden wohl allmählich zur Ausnahme auf dem Markt in Gladbeck. Foto: Thomas Gödde / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bei Ralf Siegburg baumeln am Obst- und Gemüsestand, neben den herkömmlichen grünen Plastiktüten, auch Papiertüten. Bei der Umfrage vor zwei Jahren war er noch etwas skeptisch, ob denn jedes Obst so verpackt werden könne, ohne Schaden zu nehmen. Jetzt bietet Siegburg Weintrauben in Pappschalen an.

Geschäftsleute sehen auch die Mehrkosten

Hier herrscht ein ziemlicher Andrang, und die meisten Kunden haben eigene Taschen dabei, wie Ruth Schedder, die bereitwillig in ihren Einkauf schauen lässt. Viele verschiedene Obstsorten hat sie in ihrer geräumigen Tasche verstaut. „Es ist wirklich nötig, dass wir unseren Beitrag leisten“, so die Gladbeckerin.

Arbeitsgruppe „Mehrweg“

Auch die Stadt Gladbeck ist am Thema Nachhaltigkeit im Innenstadtbereich interessiert. In der Verwaltung existiert bereits eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe „Mehrweg“, so Pressesprecher David Hennig.

Sie musste allerdings coronabedingt pausieren. Die Arbeitsgruppe tritt Anfang des kommenden Jahres wieder zusammen. Sie will eine Umfrage unter den Markthändlern starten, um den Status quo zu erfragen und gemeinsam mögliche Alternativen zu entwickeln.

Bei der Frage, ob die Plastiktüten, wie in Duisburg, auch in Gladbeck verboten werden sollen, sind die Meinungen geteilt. Die meisten Kunden fänden die Maßnahme richtig; bei den Händlern wird noch gezögert, denn sie sehen auch die zusätzlichen Kosten für diese Umstellung „Papiertüten sind in der Anschaffung teurer“, sagt Ralf Siegburg. „Um das Zehnfache“ ergänzt Wim Smit. Dass es bei Frischwaren nicht ganz einfach ist, auf Plastik zu verzichten, liegt auf der Hand. Bei „Wild und Geflügel Averdonk“ aus Dorsten hilft man sich mit beschichtetem Papier. „Da kommst du nicht drumrum“ heißt es am Marktstand.

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