Gladbeck. Einige Städte wollen künftig auf plastikfreie Wochenmärkte setzen. Die WAZ hat sich die Situation auf dem Gladbecker Markt angesehen.

Martina Gottlieb sucht sich gerade ein paar Weintrauben aus, die große Rebe lässt Obst- und Gemüsehändler Ralf Siegburg in einer Plastiktüte verschwinden. Aufgereiht hängen die dünnen grünen Tüten am Stand des Händlers auf dem Wochenmarkt am Marktplatz. Einige Städte, darunter Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel, wollen ab dem kommenden Jahr komplett auf Plastik auf ihren Wochenmärkten verzichten. Die WAZ hat sich einmal umgesehen, ob dies auch auf dem Gladbecker Markt möglich wäre oder wie weit er von einem solchen Verzicht entfernt ist.

„Papiertüten sind teurer und es passt weniger hinein“, sagt Ralf Siegburg. Zwar brächten immer mehr Kunden Stoffbeutel mit zum Einkauf, „da hat ein richtiges Umdenken stattgefunden“, beobachtet der Markthändler, aber geeignet seien diese nicht für alle Obstsorten.

„Weintrauben würden darin doch zum Beispiel zermatschen.“ Papiertüten hat der Obst- und Gemüsehändler aber auch im Angebot. Aber: „Die sind für mich im Einkauf fast doppelt so teuer wie Plastik. Die Kundin, die selbst mit mitgebrachter Stofftasche auf dem Markt einkaufen geht, hält aber viel davon: „Dann werde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall eine Papiertüte nehmen“, sagt Martina Gottlieb. Auch für Weintrauben.

Viele Kunden bringen eigene Boxen mit, in die sie ihre Ware packen

Markthändler Ralf Siegburg hat Papier- und Plastiktüten im Angebot. Aber: In die Papiertüten passt wenige rein und sie sind teurer, sagt er.
Markthändler Ralf Siegburg hat Papier- und Plastiktüten im Angebot. Aber: In die Papiertüten passt wenige rein und sie sind teurer, sagt er. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

In der Auslage stehen Cocktailtomaten und kleine Paprika in Kunststoffschalen. „Das bekomme ich vom Großhändler gleich so geliefert“, sagt der Händler. Viele Kunden würden aber auch die immer wieder mitbringen. „Die kann ich dann wiederverwenden.“

Auch bei Käsehändler Wim Smits liegen große Käselaibe in Folie eingeschweißt auf der Theke. An einem Haken in dem Verkaufswagen hängen einige Plastiktüten. „Das sind die letzten zwei Pakete“, sagt Wim Smits und hält ein weiteres Paket Plastiktüten hoch. „Sobald die aufgebraucht sind, ist Schluss damit.“ Er spare Plastik, wo er nur könne. „Jetzt bestelle ich Papiertüten für meine Kunden.“ Grund: Der Umweltschutz. Auch bei ihm kaufen immer mehr Frauen und Männer ein, die eigene Behälter mitbringen und dort direkt ihren frisch gekauften Käse einpacken lassen. „Nur mehrere Sorten in einer Dose – das mach ich nicht“, erklärt der Käseliebhaber energisch. Gouda zusammen mit Blauschimmelkäse verpacken, das geht nicht.

Beim Blumenkauf wünschen viele Kunden Folie

Auch der Käse ist in Folie eingepackt.
Auch der Käse ist in Folie eingepackt. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Auch Blumenhändlerin Ursula Hesselmans verzichtet nicht auf Folie und Plastik. „Diejenigen, die die Blumen verschenken wollen, lassen sie immer noch lieber in Folie einpacken.“ Eine große Umstellung wäre es für sie jedoch nicht, wenn sie kein Plastik mehr anbieten würde. „Bei einem Verbot müssten sich die Gärtner etwas einfallen lassen und die Blumen nicht direkt in Folie eingepackt anliefern.“

Über einen plastikfreien Markt würde sich auch Fischverkäuferin Mona Böddeker von Fisch Piotrowski freuen. „Gerade die Meere sind voller Plastik“, sagt sie. Daher habe das Gladbecker Unternehmen schon ausprobiert, Ware in Papier zu verpacken. Doch sie arbeiteten bei Marinaden viel mit Essig. „Die sind fettig und manche Kunden wollen dann nur in Plastikverpackungen haben. Einige haben sich schon beschwert, weil etwas ausgelaufen war.“