Gladbeck. Einen Monat lang haben Pflege-Azubis auf der Inneren im Gladbecker Krankenhaus das Sagen. Das Projekt kommt gut an. Warum erklären die Azubis.
Auf den ersten Blick erscheint die Station 32 im St. Barbara-Hospital genau so, wie man sich einen Krankenbereich nun einmal vorstellt: Weißes Licht, sauberer Vinylboden und ein hartnäckiges Piepen. Allerdings hat die internistische Station des Krankenhauses seit zwei Wochen eine Besonderheit: Die 19 Pflege-Azubis aus dem dritten Lehrjahr sind einen Monat lang ganz allein für die 35 Patientinnen und Patienten zuständig.
Alle pflegerischen Aufgaben werden von den Auszubildenden übernommen
Alle pflegerischen Aufgaben werden von den Auszubildenden übernommen. Inklusive der Stationsleitung. Die obliegt während des Monats, in dem das Projekt „Schüler leiten eine Station“ läuft, Emily Zink. „Ich denke ich wurde ausgewählt, weil ich gut im Organisieren bin und alle im Blick behalte“, mutmaßt die 20-jährige, die nun Dienstpläne schreibt, die Hygienepläne bearbeitet und Ansprechpartnerin für andere Berufsgruppen im Krankenhaus ist. „Bisher habe ich gute Rückmeldungen von den anderen dazu bekommen“, berichtet Zink.
Für die Diagnose und Anordnung der Behandlung ist selbstverständlich weiter das Ärzteteam der der Station zuständig. Die Azubis übernehmen aber alle Aufgaben, die auf den anderen Stationen normalerweise die examinierten Pflegekräfte ausüben. Aylin Kisaboyun ist auch Teil der Azubistation. „Wir machen die Pflegeplanung, stellen Tabletten und Infusionen, pflegen, versorgen Wunden und gehen mit den Ärzten zur Visite“, erläutert die Pflegeschülerin. Bei Fragen oder Problemen stehen dem Abschlussjahrgang im St. Barbara natürlich auch erfahrene Pflegekräfte zur Seite, sowie auch Praxisanleiter Sebastian Finke, der das Projekt betreut und für die Ausbildung zuständig ist.
Es gilt, die gesamte Stationsorganisation im Blick zu haben
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„Das schwierige an der Ausbildung ist, dass die Aufgaben einzeln gelehrt werden, am Ende muss man aber den Gesamtprozess auf der Station draufhaben“, so Finke über die Hintergründe des Projekts. „Bei ‚Schüler leiten eine Station´ sollen die Azubis lernen, die gesamte Stationsorganisation zu beachten und bei der Pflegeplanung den einzelnen Patienten in den Blick zu nehmen.“ Auf diesem Wege solle auch verhindert werden, dass die Auszubildenen bevorzugt die Aufgaben machen, die ihnen bereits vertraut sind.
„Das ist schon eine Herausforderung, wenn man plötzlich für alles verantwortlich ist“, so Aylin Kisaboyun. In ihrer ersten Nachtschicht beispielsweise habe sie sich beinahe etwas überfordert gefühlt, konnte sich jedoch im Nachgang an Finke wenden. „Wir reflektieren auch gemeinsam die Schichten und sind sehr stolz darauf, wie gut die Station in den letzten zwei Wochen gelaufen ist“, berichtet dieser. Das Programm wird von Finke aufwendig vor- und nachbereitet. „Die Pflegedirektorin steht sehr hinter dem Projekt, sonst könnten wir das gar nicht umsetzen“, berichtet Finke, der berufsbegleitend Pflegepädagogik studiert.
Das Projekt bewirkt auch einen besseren Zusammenhalt
Das Projekt ‚Schüler leiten eine Station‘ wertet Finke als vollen Erfolg: „Die Azubis erleben hier eine große Steigerung ihrer Verantwortung und lernen die Abläufe im realen Stationsalltag.“ Außerdem bemerke er bei den Auszubilden ein sehr ausgeprägtes Engagement und einen besseren Zusammenhalt. Die Patientinnen und Patienten geben der „Azubistation ebenfalls gutes Feedback, wie Finke und Zink berichten. „Alle haben sich gut gekümmert“, bestätigt auch ein junger Mann auf dem Flur von Station 32. Er war einige Tage zuvor wegen Bluthochdrucks auf die internistische Station eingeliefert worden und wurde nun auf passende Tabletten eingestellt. „Heute kann ich aber vielleicht schon wieder raus“, hofft er nun.