Gladbeck. In Gladbeck mussten CDU, AfD und Linke bei der Bundestagswahl Federn lassen, SPD, FDP und Grüne profitierten. Eine Analyse der Wahlergebnisse.
Die SPD, die Grünen aber auch die FDP sind die Gewinner der Bundestagswahl in Gladbeck. Alle drei Parteien verbuchten Zuwächse. CDU, AfD und Linke sind die Verlierer, alle mussten deftige Abstriche hinnehmen, am deutlichsten die AfD. Aber auch die „Halbierung“ der Linken ist für die Partei schmerzlich, genauso der Abwärtstrend der CDU, weil hier eigentlich andere Ansprüche gelten.
Die SPD konnte mit ihrem Plus von 3,6 Prozentpunkten zwar ihren Abwärtstrend der vergangenen Wahlen aufhalten, liegt aber unter dem Bundesdurchschnitt und knüpft auch noch längst nicht an alte Zeiten an. Außerdem bleibt die Frage, welchen Einfluss die örtliche SPD oder ihr Kandidat Michael Gerdes aufs Ergebnis hatten oder sich hier nur der landesweite Trend widerspiegelte.
In fast allen Wahllokalen hatte die SPD die Nase vorn
In fast allen Wahllokalen im Stadtgebiet hatten die Sozialdemokraten (bezogen auf die Zweitstimmen) aber die Nase vorn – mit einer Ausnahme: In einem der drei Wahllokale in der Rentforter Gesamtschule kam die CDU bei der Bundestagswahl knapp als stärkste Partei über die Ziellinie (30,96 zu 30,14). Allerdings sind angesichts der hohen Briefwahlanteile (meist etwa ein Drittel) die Zahlen nicht so aussagekräftig wie in den Vorjahren, eine Tendenz lässt sich aber womöglich ausmachen.
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Durch die Bank holte die SPD Ergebnisse im Bereich zwischen 30 und 40 Prozent – nur im Stadtsüden, Zweckel und Rentfort-Nord waren in sechs (von 44) Wahllokalen auch Ergebnisse über 40 Prozent drin. Das beste Ergebnis (44,27 Prozent) holte sie auf dem Rosenhügel (Weidemeier-Haus). Übrigens bleibt es dabei: Dort, wo die SPD ihre Hochburgen hat und noch ihre stärksten Ergebnisse einfährt, ist auch die AfD stark: In Zweckel und Brauck. Dort, in den einstigen Machtzentren der SPD, fährt die AfD erneut ihre besten Resultate mit knapp 20 Prozent ein. Nirgends kommt die AfD über 20 Prozent, 2017 gelang ihr das immerhin sieben Mal.
Die CDU fährt in Schultendorf ihr schlechtestes Ergebnis ein
Aber auch in Schultendorf: In der Käthe-Kollwitz-Schule holt die SPD mit 41,28 eines ihrer stärksten Ergebnisse, aber auch die AfD zieht hier: Sie kommt auf 18,39 Prozent, ihr zweitstärkstes Ergebnis. Die CDU fährt hier übrigens ihr schlechtestes Ergebnis ein (12,57) – noch vor einem der Braucker Resultate (Schulzentrum Brauck: 13,31).
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Die CDU sackt allerorten ab, nur einmal (Gesamtschule) kommt sie überhaupt über 30 Prozent, oft genug bleibt sie unter 20 Prozent, und nur einmal schlägt sie die SPD. Ihr schlechtestes Ergebnis fährt sie aber nicht in Brauck oder Zweckel, sondern eben in Schultendorf ein. Auffällig ist, dass ihr Kandidat für die Erststimme, Sven Volmering, oft mehr Punkte erhält als die Partei bei der Zweitstimme. Dann profitiert in vielen Fällen die FDP davon, die in 19 von 44 Wahllokalen über zehn Prozent kommt. Diese Beobachtung kann man aber auch bei der SPD machen: Kandidat Gerdes, der alte und neue MdB, erhält in der Mehrzahl der Fälle auch mehr Stimmen als die Partei.
Grüne haben die stärksten Zugewinne
Während Die Linke auf dem Weg zu einer Splitterpartei ist (im Verhältnis verlor sie am meisten), fahren die Grünen die größten Gewinne ein: Stadtweit plus 5,5 Prozent, was mehr als eine Verdoppelung des Stimmenanteils gegenüber der Wahl von 2017 gleichkommt.
15-mal kommen die Grünen in den 44 Wahllokalen über zehn Prozent, ihr stärkstes Ergebnis holen sie in Butendorf im Wahllokal Waldorfschule mit 15,32 Prozent. Dort, wo die Grünen stark sind, ist die AfD schwach. Die „Hochburgen“ der Grünen liegen in Stadtmitte, Rentfort, Butendorf.