Gladbeck. In Gladbeck beginnt nach langer Vorbereitung der ersehnte Abriss der Hochhausruine Schwechater Straße 38. Die Menschen im Stadtteil atmen auf.
Den Tag haben so viele Rentforter so lange herbeigesehnt: Am Montag begann in Gladbeck nach Monaten der Vorbereitung der eigentliche Abriss der Schrottimmobilie Schwechater Straße 38. Ein Longfront-Bagger knabberte an der Südostseite die ersten Teile der Fassade ab – in sechs Wochen schon soll das 13-stöckige Problemhochhaus verschwunden sein!
Bevor der Spezialbagger seine Arbeit aufnahm, inspizierte in den frühen Morgenstunden noch einmal eine Artenschützerin Etage für Etage die Hochhausruine, um Fledermäuse oder nistende Tauben aufzuspüren. So, wie es die Vorschriften verlangen, begann die Niederlegung der Problemimmobilie dann offiziell mit einem dreimaligem heftigen Erschüttern der Hausfassade, „um Tieren, die sich am oder im Haus versteckt haben, die Flucht zu ermöglichen“, berichtet Moritz Bienken, der vor Ort war für das Ingenieurbüro Dr. Henning, das die heiklen Abbrucharbeiten koordiniert und leitet.
Die Abrisszange des Longfront-Baggers reißt ein Stück Balkon heraus
Dann schnappt die Abrisszange in luftiger Höhe erstmals zu, reißt eine Balkonbrüstung heraus. Bald folgt ein erster großer Betonteil der Fassade. Es staubt mächtig. Mit einem kräftigen Wasserstrahl versucht ein Mitarbeiter der Firma Linkamp aus dem Sauerland, die die Abbrucharbeiten durchführt, die Staubentwicklung zumindest am Boden im Zaum zu halten.
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Eine ganze Reihe Rentforter schaut dem Abriss-Treiben interessiert zu, die meisten machen Fotos. „Das wurde auch allerhöchste Zeit“, kommentiert Felix Krings den Start der Arbeiten und weint dem Schandfleck keine Träne nach. Ursula und Rolf Wilczewski sind froh, „dass die Hausruine endlich wegkommt“. Sie freuen sich bereits auf die geplante Neubebauung mit einem Supermarkt mit Drogerie und weiteren kleinen Läden, die der Investor Implementum auf dem Gelände bauen wird.
Die Menschen in Rentfort schauen dem Abriss interessiert zu
Zunächst aber richtet sich der Blick noch auf die entrümpelte, entkernte und von Schadstoffen wie Asbest befreite Ruine der Schwechater 38, die nun Stück für Stück von dem Longfront-Bagger abgetragen wird. Tonnen über Tonnen Bauschutt, der dabei anfällt, müssen sortiert und verarbeitet werden – insgesamt rund 80.000 Kubikmeter. Das meiste des gebrochenen und zermahlenen Betons soll an Ort und Stelle in die Löcher von Keller und Tiefgarage eingebaut werden – das Neubauvorhaben ist nämlich ohne Untergeschoss geplant. Nur ein Rest, wenn er den anfällt, soll andernorts verarbeitet werden.
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Für den Abriss gibt es einen genauen Fahrplan: Als erstes, erläutert Ingenieur Bienken, wird der kleinere Block A auf der Südseite, der nur etwa halb so groß ist wie das Hauptgebäude, abgerissen. Zunächst kommt die Fassade samt Balkonen dran, dann folgen die Geschosse. Jeweils von oben nach unten und von Südost (Parkseite) nach Südwest (Schwechater Straße) arbeitet sich die mächtige Zange des Baggers vor.
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Im November soll das baureife Grundstück an den Investor übergen werden
Nur provisorisch wird mit dem ersten Schutt das riesige Kellerloch verfüllt – damit der Longfront-Bagger besser ans Haus kommt. Nach Ende des Abrisses wird das Material noch einmal herausgeholt und recycelt. Ist der Block A abgerissen, widmet sich der Spezialbagger dem Nordteil. Läuft alles problemlos, sollte in der zweiten Septemberhälfte das Hochhaus, das zuletzt 15 Jahre leer stand, Geschichte sein, so Bienken. Vorgesehen ist, bereits Anfang November das Gelände baureif an Investor Implementum zu übergeben.
Kosten liegen bei 5 Millionen Euro
Sämtliche vorbereitende Abrissarbeiten, die seit dem 26. Oktober vergangenen Jahres laufen, sind bislang laut Ingenieurbüro Dr. Henning problemlos verlaufen. Es habe weder unerwartete Überraschungen oder Stillstände gegeben, auch keine Beschwerden von Nachbarn. Im Gegenteil: Die Rentforter hätten den Abriss samt Unannehmlichkeiten bislang zustimmend begleitet, heißt es.
Der Abriss kostet rund fünf Millionen Euro, 1,7 Millionen Euro steuert das Land zu, mit 920.000 Euro beteiligt sich die Stadt. Ohne diese Zuschüsse wäre der Rückbau nicht vorstellbar gewesen, so Experten, da die Abrisskosten deutlich über dem Wert des dann unbebauten Grundstücks lägen und für den Investor ein Minusgeschäft bedeutet hätte.